Top Secret - Der Ausbruch
Arizona Max entflohen«, sagte Frey, trat vor und trat mit dem Absatz seines Stiefels auf James’ Fuß. »Verstanden?«
»Ja, Sir«, erwiderte James, entschlossen, sich den Schmerz nicht anmerken zu lassen.
Frey nahm seinen Stiefel weg und hinterließ einen hufeisenförmigen roten Abdruck auf James’ Fuß.
James zog die schmuddeligen Boxershorts und ein T-Shirt aus der Gefängniswäsche an. Die Oberbekleidung
bestand aus grauen Baumwollshorts und einem ausgebeulten orangefarbenen Polohemd mit dem Aufdruck Fluchtgefahr .
»Weil bei dir offiziell Fluchtgefahr besteht, musst du das orangene Hemd immer tragen, wenn du dich außerhalb deiner Zelle aufhältst«, erklärte ihm der Häftling. »Erwischt man dich ohne, stecken sie dich ins Loch, und höchstwahrscheinlich trampeln sie auch noch auf dir rum.«
Nachdem James das Hemd angezogen hatte, sah er unter den Tresen und stellte fest, dass seine Turnschuhe durch ein Paar dünne Baumwollslipper ersetzt worden waren.
»Nur Gefängniskleidung«, erläuterte der Häftling. »Kein Besitz von außerhalb, außer dem juristischen Papierkram und zwei Familienfotos. Alles andere muss im Gefängnisladen gekauft werden.«
Von diesem Laden hatte James am Tag zuvor im Regelbuch gelesen.
Er klaubte seine paar persönlichen Habseligkeiten von der Bank: ein Ausweis mit seinem Bild und seiner Häftlingsnummer, ein Regelbuch der Strafanstalt, ein fadenscheiniges Handtuch, Bettzeug, eine Boxershorts zum Wechseln, ein T-Shirt, eine Plastiktasse, Zahnbürste, Zahnpasta, ein Stück Seife und eine Rolle Toilettenpapier.
14
Die dreißig Insassen der Zelle T4 hielten mit ihrer Beschäftigung inne und starrten die drei Neuankömmlinge an, die durch die Tür traten. James’ und Daves orangene Fluchtgefahr-Hemden riefen einiges Gemurmel hervor, und jemand rief sogar:
»Hey, Mann, wann kletterst du über die Mauer?«
Dave lächelte. »Nächste Woche Dienstag. Willst du mitkommen?«
Der Lärm in der Zelle war unerträglich. Die Gefangenen durften sich Radios und kleine Schwarzweiß-Fernseher kaufen. Jeder hatte einen anderen Sender eingestellt und die Lautstärke aufgedreht.
Noch schlimmer war der Gestank. An beiden Seiten der Zelle hing ein Ventilator unter der Decke, doch die Sonne hatte den ganzen Tag auf das Metalldach geschienen und die Temperatur auf über vierzig Grad ansteigen lassen. Es war, als ob man in der Achselhöhle von jemandem wohnte, der sich nie wusch.
In der Mitte der Zelle standen sechs leere Betten. James und Dave kannten die Namen ihrer Zellengenossen, welche Verbrechen sie begangen hatten und wie lange sie sitzen mussten, aber ein schneller Blick in die Runde vermittelte ihnen wesentlich mehr wichtige Informationen als alles, was sie zuvor gelesen hatten.
Curtis Oxfords Bett war direkt neben dem Eingang, umgeben von denen der kräftigsten weißen Insassen, alles Skinheads. Um diese Betten und die dazugehörigen Schränke stapelte sich ihr persönlicher Besitz. Ihre Gefängniskleidung sah nagelneu aus und im klaren Widerspruch zu den Gefängnisregeln besaßen diese Jungs Markenturnschuhe und Trainingsjacken. Je weiter man zur Mitte der Zelle kam, desto schwächer wirkten die Insassen, bis man schließlich die erreichte, die nichts weiter hatten als Angstzustände und die Gefängniskleidung, die sie am Leib trugen.
Die leeren Betten in der Mitte stellten eine Art Grenzlinie zwischen den Rassen dar. Die Gespräche und die Radiosender hinter dieser Linie waren hauptsächlich Spanisch. Die Insassen waren Latinos und die Betten am Ende der Zelle waren eine Art dunkelhäutiges Spiegelbild derer an der Tür: Wo am einen Ende der Zelle die stärksten Weißen in Markenklamotten herumlungerten, stolzierten am anderen Ende die größten und aggressivsten Latinos in frischer Unterwäsche und Designeraccessoires umher.
Wenn sie nicht jemanden aus seinem Bett befördern wollten, hatten James und Dave keine andere Wahl, als zwei Betten nebeneinander in der Mitte des Raumes zu belegen. Abe nahm ein Bett an der Wand gegenüber. James breitete sein Laken und seine Decke über die dünne Schaumstoffmatratze,
bückte sich und verstaute alles andere in seinem Spind, bevor er sich aufs Bett fallen ließ.
Erst nach ein paar Stunden begannen die lauten Gespräche und plärrenden Radios und Fernseher James wirklich auf die Nerven zu gehen. Es war sieben Uhr abends, und das bislang einzig Aufregende war gewesen, als ein Häftling mit einem Wagen durch die Zelle fuhr und Essen
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