Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
nicht mehr derselbe«, gab Ning zu. »Und der Reißverschluss ist auch hin.«
»Ich habe an den Fragen für dein Interview zum Aramov-Clan gearbeitet«, sagte Amy. »Es wird eine ganze Weile dauern, aber es hat auch bis nach dem Wochenende Zeit. Aber ich fand es interessant, wie wenig du über die Sandwichfabrik und das Haus, in dem du gewohnt hast, wusstest.«
Ning sah sie unsicher an. »Die Polizei hat immer wieder danach gefragt. Sie haben geglaubt, ich würde etwas verheimlichen, aber ich habe ihnen alles gesagt, woran ich mich erinnern konnte.«
»Ich mache dir keine Vorwürfe, Ning«, beruhigte Amy sie. »Aber der menschliche Geist verschließt sich manchmal vor unangenehmen oder belastenden Erinnerungen. Es ist ein Mechanismus, das Geschehene zu bewältigen. Mein Boss bei der TFU hat mir eine Entspannungstechnik gezeigt, die deinem Gedächtnis vielleicht auf die Sprünge hilft.«
»Ich will ja nicht unhöflich sein, aber ich bin wirklich total erledigt«, wandte Ning ein.
»Die Technik funktioniert am besten, wenn man müde ist«, beharrte Amy. »Wenn wir die Sandwichfabrik und das Haus, in dem du gewohnt hast, finden können, können wir den Menschenhandel an einer ganz neuen Front bekämpfen.«
»Wie denn?«, wollte Ning wissen.
»Das würde wahrscheinlich über Überwachungsteams der Polizei laufen. Zu Beginn würden sie die Fabrik überwachen. Sie würden den Lieferwagen folgen, die die Frauen hin- und hertransportieren, und herausfinden, wo sich die verschiedenen Unterkünfte befinden. Und hoffentlich finden sie die Leute, die neue Arbeiterinnen bringen.«
»Einer der Cops, die mich befragt haben, hat gesagt, ich hätte ihnen ein paar andere Hinweise gegeben.«
»Oh ja, eine ganze Menge sogar«, bestätigte Amy. »Zum Beispiel könnten wir das Lagerhaus ausfindig machen, in das du bei deiner Ankunft in Großbritannien gebracht worden bist, wir könnten die Raststätte in Tschechien finden und Chun Hei, oder wir könnten nach Fahrlehrerinnen aus Bangladesch im Südwesten von London suchen. Aber ich will eigentlich die Fabrik und das Wohnhaus finden, denn wenn wir Leo haben, dann können wir auch Ben ausfindig machen.«
»Warum ist er so wichtig?«, fragte Ning.
»Ben ist auf jeden Fall einer der Bosse«, erklärte Amy. »Er weiß, was man mit den Leichen der beiden Mädchen gemacht hat, und er hat mit Sicherheit geplant, wie man dich sexuell ausbeuten kann – nur dass du dann geflohen bist! Es besteht die Möglichkeit, dass wir, wenn wir Ben finden, auch andere Mädchen finden, die nicht so viel Glück gehabt haben.«
»Das klingt gut«, fand Ning, der es bei der Erinnerung an die Gefahr, in der sie sich befunden hatte, eiskalt den Rücken hinunterlief. »Wir sollten es versuchen.«
»Es ist wahrscheinlich einfacher, eine Fabrik aufzuspüren als ein Haus«, erklärte Amy. »Also möchte ich mit dir dort anfangen.«
»Ist das wie Hypnose?«, fragte Ning.
»Manche Menschen sind empfänglicher dafür als andere«, nickte Amy. »Es besteht vielleicht nur eine geringe Chance, dass es funktioniert, aber ich würde es gerne versuchen.«
Dann fuhr sie weicher und langsamer fort: »Okay. Leg dich aufs Bett und such dir eine bequeme Position. Dann möchte ich, dass du deinen Blick auf einen bestimmten Punkt an der Decke konzentrierst.«
Ning schlug auf die Kissen und legte sich zurück, während Amy das Deckenlicht ausschaltete, sodass das Zimmer nur noch vom schwachen Schein der Schreibtischlampe erhellt wurde.
»Sieh den Punkt an«, verlangte Amy. »Konzentriere dich auf deine Atmung. Denk an nichts anderes als an den Rhythmus deines Atems. Ein und aus, ein und aus.«
Amy ließ Ning ein paar Sekunden nur ruhig atmen, dann fuhr sie fort:
»Ich möchte, dass du jetzt deine Finger und deine Zehen entspannst. Spüre, wie die Entspannung deinen Körper durchströmt. Dein Bauch ist entspannt, deine Schultern gelockert. Nun entzerren sich alle Muskeln in deinem Gesicht, deine Augenlider werden schwerer, und du konzentrierst dich nur auf deinen Atem. Ein und aus, ein und aus.
Deine Augen fallen dir zu. Wenn ich mit den Fingern schnippe, wirst du sie schließen und dich nur noch auf meine Stimme konzentrieren. Du kommst das erste Mal an der Sandwichfabrik an. Erinnere dich an alles um dich herum. Erinnere dich daran, was du anhattest und wie du dich gefühlt hast. Deine Augenlider werden immer schwerer, und ich möchte, dass du sie jetzt vollständig schließt.«
Während Ning die Augen zufielen,
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