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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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und uns unterhalten hatten. Seine Teeblätter reichten an die Qualität heran, mit der ich aufgewachsen war, und, heilige Glöckchen, er hatte sogar den Honig dazu. Ich stellte fest, dass er ein wirklich gebildeter Mann war und begierig darauf, einem geneigten Zuhörer seine Geschichten zu erzählen: von dunkelhäutigen Frauen, die halb nackt umherliefen, weil die Sonne heiß genug brannte, um einen Mann zu töten, von Kriegern, die sich mit Federn schmückten, Gewürzen, die von innen heraus brannten, klugen Tieren mit winzigen Gesichtern und Händen, die denen von Menschen ähnelten, und von Trommeln, die einen mit ihrer Musik in den Wahn treiben konnten.
    Im Gegenzug unterhielt ich ihn mit Anekdoten aus dem Palast. Meine Geschichte, ich sei ein Mitglied des Hofes und auf der Flucht vor einem möglichen Krieg, akzeptierte er ohne Weiteres. Sie erklärte mein Geschick im Rechnen und meine Art zu sprechen. Ich fand die liebestollen Albernheiten von adeligen Männern und Frauen langweilig, doch er lauschte meinen Erzählungen hingerissen. Was die finsteren Nachrichten aus der Hauptstadt betraf, hielt ich mich eher zurück. Ich konnte den Gedanken kaum ertragen, dass Kapitän Borlett bald in den Kriegsdienst gestellt werden und statt Salz und Getreide flammenden Teer und Metall transportieren würde. Ich erwähnte auch den Tod meiner Eltern nicht, sondern erklärte nur, dass der Misdever Prinz unerhörte Forderungen stellte und auf eine sofortige Hochzeit drang. Das war nicht gelogen – ich hatte nur vieles ausgelassen und Garretts wahre Taten stark untertrieben.
    Ich würde nichts sagen, was einen Krieg auslösen könnte. Die Erinnerung daran, wie meine Untertanen vor acht Jahren den Attentäter auf offener Straße spontan gesteinigt hatten, stand mir noch deutlich vor Augen. Ich wollte nicht, dass mein Volk die Sache selbst in die Hand nahm, wenn man das Problem durch Diplomatie und ein gut gezieltes Messer aus der Welt schaffen konnte, ohne dass irgendjemand außer Garrett sein Leben lassen musste.
    »Tess!«, bellte eine Stimme hinter mir. Es war der Kapitän, und ich drehte mich um. Lächelnd strich ich mir das Haar aus den Augen, und erst jetzt fiel mir auf, dass ich meinen Haarknoten und die Pfeile seit dem ersten Abend an Bord nicht mehr getragen hatte. »Tess«, wiederholte er, als er mich erreicht hatte. »Ihr seht so … sauber aus.«
    »Danke sehr.« Ich blickte mit zusammengekniffenen Augen zu ihm auf und beschirmte das Gesicht mit der Hand gegen die grelle Sonne. »Ein herrlicher Tag heute.«
    Er nickte, und sein Blick glitt zur Mastspitze, wo seine Flagge flatterte. »Ja. Wir segeln von hier hinaus aus der Bucht und nach Lovrege.«
    Ein warnender Ruf erscholl, und wir blickten zu Duncan hinüber, der seine liebe Mühe hatte, Tuck richtig zu verschnüren. Das arme Tier war der Panik nahe und rollte mit den weit aufgerissenen Augen. Ruß war bereits von Bord – sie war mit der Winde ins Wasser hinabgelassen worden und schwamm ans Ufer. Jecks Pferd sollte als letztes drankommen. Aus dem Beiboot, das ich nicht sehen konnte, trieben die rüden Rufe der Matrosen herauf.
    »Ich sollte gehen«, sagte ich voller Bedauern. »Ich glaube nicht, dass der Rappe Euch Schwierigkeiten bereiten wird. Ruß hat schon fast den Strand erreicht. Einer von uns sollte dort sein, damit sie nicht noch gestohlen wird.«
    »Meine Leute werden sie im Auge behalten«, sagte er. »Und ich habe zwei Mann an Land geschickt, die Wasser und Holz kaufen.«
    Tuck wieherte, als sich die Taue um ihn festzogen und seine Hufe vom Deck abhoben. Ich streckte die Hand aus und war erleichtert, als das Tier erstarrte, alle vier Beine steif von sich gestreckt.
    »Seht Ihr?«, sagte Kapitän Borlett. »Wusste ich doch, dass er das schafft. Meine Männer wissen schon, was sie tun.«
    Duncan rief eine nervöse Ermunterung, während Tuck über die Reling hinausgeschwenkt wurde. Drei Matrosen begannen, ihn langsam an der Winde herabzulassen. Die Hufe des Pferdes berührten das Wasser, und Tuck explodierte in hilfloser Angst. Er trat in Panik um sich, und die Seile verhedderten sich.
    »Ho, ho!«, rief ein Matrose im Beiboot. »Er hängt fest! Er wird sich selber ersäufen!«
    »Tuck!«, schrie Duncan, und seine Stimme überschlug sich vor Angst. Entsetzt sah er zu, wie das Pferd im Wasser strampelte. Duncan stürzte sich über die Reling und klatschte ins Wasser. Ich rannte hinüber. Das Pferd beruhigte sich, als Duncan es berührte. Er redete laut mit

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