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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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verständnislos an, während er das Handtuch in ein trockenes Spülbecken legte. »Dein Nacken tut weh, nicht wahr? Du reibst schon daran herum, seit du reingekommen bist. Ich will ihn dir lockern.«
    Ich zögerte und ließ die Hand sinken. Meine Gedanken schweiften zu dem Tritt, mit dem ich ihn zu Boden geschleudert hatte, als er das Gleiche bei meinen Knien versuchen wollte. Dann musste ich an seine Worte vor dem Gasthaus denken. Ich erstarrte vor Verwirrung und wusste nicht, was ich tun sollte. Wider besseres Wissen mochte ich Duncan, aber ich konnte es mir auf keinen Fall leisten, ihm einen falschen Eindruck zu vermitteln.
    Er schnaubte entnervt. »Nur zu. Dann leide eben die ganze Nacht lang«, sagte er, und es klang verletzt.
    »Nein«, sagte ich und rutschte von der Arbeitsfläche. »Das wäre nett. Du … hast mich nur überrascht, weiter nichts.« Immer noch unsicher, wandte ich ihm den Rücken zu. Ich strich mein Haar nach vorn und senkte den Kopf. Als er ausatmete, hörte ich, wie seine Anspannung nachließ.
    Seine Hände berührten mich, kühl vom Waschwasser. Der sanfte Druck seiner Daumen wurde langsam stärker, bis ich vor Erleichterung beinahe stöhnte. Er schwieg, und ich entspannte mich. Die Schulter fühlte sich tatsächlich schon besser an, und seine einfachen Bewegungen hatten so gar nichts von dem Verführungsversuch, den ich befürchtet hatte. Das rechteckige Fleckchen Sonnenlicht verschob sich mit der Bewegung der Wellen, und ich stützte mich an der Arbeitsfläche ab.
    »Du warst also seit deinem zwölften Lebensjahr auf dich allein gestellt?«, fragte ich. Niemand kam nach vorn zum Bug, wenn nicht gerade Essenszeit war, und ich hatte das Bedürfnis, das Gespräch in Gang zu halten, damit die Situation nicht doch noch zu vertraulich wurde.
    »Meistens, ja, aber ich wäre gleich in der ersten Woche gestorben, wenn Lan nicht gewesen wäre.« Er klang ein wenig gereizt, denn seine Finger fanden gerade einen verhärteten Knoten zwischen meinem Nacken und der Schulter, und er konzentrierte sich ganz darauf. Gott steh mir bei, fühlte sich das gut an. Ich musste ein Seufzen unterdrücken. Kavenlow hatte mir oft Schmerzen und Krämpfe wegmassiert. Duncan hatte recht, es war gar nichts dabei.
    »Lan hat mich bei sich aufgenommen«, erzählte Duncan, während er knetete. »Er hat mir zu essen gegeben und mir gezeigt, wie man richtig bettelt. Ich verstand damals gar nicht, warum wir nie mehr als ein paar Tage im selben Ort blieben. Als ich dann zu wohlgenährt zum Betteln war, nahm er mich von der Straße und brachte mir das Falschspielen bei.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und hielt den Blick auf meine Hände geheftet, mit denen ich mich abstützte.
    »Ich war ja so dumm«, flüsterte Duncan und verschob die unablässige Bewegung seiner Finger an meinen Schultern nach außen. Ich schloss die Augen, und mein Körper gab unter seinen Händen ein wenig nach. »Als ich schließlich dahinterkam, war es mir schon egal. Ich betrachtete ihn als meinen großen Bruder. Er war sogar besser als meine richtigen großen Brüder, denn er schlug mich nie, außer ich hatte es verdient. Er war stets gut gekleidet. Er wusste immer, was er sagen musste. Hatte immer Geld.
    Ich war so behext von dem Wunsch, zu werden wie er, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie er mich benutzt hat.«
    Das Schiff neigte sich nach vorn und traf ungünstig auf eine Welle. Ich riss die Augen auf, und Duncan hielt mich fest. »Was ist passiert?« fragte ich, als er mich wieder losließ.
    Er drehte mich herum, und ich presste mich mit dem Rücken an die Arbeitsplatte. Seine plötzliche Nähe ängstigte mich, doch dann massierten seine Hände die tiefe Verspannung an meiner vorderen Schulter. Ich ließ die Hände sinken, wusste aber nicht recht, wohin mit ihnen.
    »Lan war mehr als ein Falschspieler«, fuhr er fort. Sein Blick wirkte gedankenverloren, und mir fiel zum ersten Mal auf, dass er eine winzige Narbe an der Oberlippe hatte. »Er war ein Dieb, und ein sehr guter, wie ich noch feststellen sollte. Doch eines Abends wurde er ertappt und wälzte den Diebstahl irgendwie auf mich ab. Ich begriff gar nicht, was da geschah.« Die Kraft in Duncans Fingern ließ nach, und sein Gesicht wurde ausdruckslos. »Er hat mit den anderen gelacht, als sie mich in Ketten durch den Ort geschleift und mit dem Diebesmal gebrandmarkt haben.«
    Jedes Wort von mir konnte nur banal klingen, also schwieg ich. Mein Leben kam mir auf einmal wertlos vor,

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