Topchter der Köingin Tess 1
einsilbigen Laute von mir und ließ mich von ihr zum Esszimmer führen.
Wie versprochen, war bereits ein kaltes Abendessen aufgetischt worden. Mein Magen knurrte laut, und mir fiel auf, wie lange es her war, dass ich zuletzt etwas gegessen hatte, das nicht ganz unten aus Duncans Bündel hervorgekramt worden war. Thadd und Duncan luden sich schon die Teller voll. Der massige Bildhauer blickte auf, als ich eintrat, und sprang dann mit großen Augen hastig vom Stuhl auf. Mir wurde warm ums Herz bei dem Gedanken, dass ich offenbar besser aussah, als ich dachte. Thadd trat gegen Duncans Stuhlbein, und der blickte auf.
»Oh, hallo. Das rote Haar gefällt mir, Tess«, sagte er und stopfte sich ein Stück kalten Braten in den Mund. »Gute Tarnung. Reich mal die Kartoffeln rüber, bitte, Thadd.«
Mein aufglimmendes Selbstwertgefühl erlosch; Thadds erstaunter Blick galt meiner Haarfarbe, nicht dem sauberen Kleid. Verlegen rückte Thadd erst mir einen Stuhl zurecht, dann Heather. Duncan häufte sich unanständig viele Kartoffeln auf den Teller. »Möchte noch jemand Kartoffeln?«
Niemand sagte ein Wort, also zog ich die Augenbrauen hoch und entgegnete: »Nur zu.« Mit zufriedenem Grunzen fiel er darüber her. Ich rieb mir die Stirn und gab Heather einen Wink, sich selbst auch etwas zu essen zu nehmen. Zögerlich und unsicher griff sie nach einer Schüssel. Wir hatten schon früher gemeinsam gegessen, aber nie an einem Tisch. Ihre Gewohnheiten im Umgang mit mir würden schwer abzulegen sein, und vermutlich würde sie nie etwas anderes in mir sehen als ihre gefallene Prinzessin, ungerechterweise des Throns beraubt.
»Danke, dass ihr die Pferde zurückgebracht habt«, sagte ich, und Duncan hielt in seinen Kaubewegungen inne.
»Mmm«, brummte er mit vollem Mund. »Wir haben sie auf dem Hof stehen lassen.« Mit hämischem Grinsen wischte er sich Bratenfett von zwei Tage alten Bartstoppeln. »Wir waren schon drei Straßen weiter, als der Stallmeister sie bemerkt hat. Man hätte glauben können, ein Engel hätte ihm einen Sack voll Gold vor die Haustür gelegt.«
»Es war ja auch ein Engel«, bemerkte Heather spitz, und Duncan schnaubte höhnisch. Da er den Blick nicht von seinem Teller wandte, entging ihm ihr mörderischer Blick. Ich würde die beiden im Auge behalten müssen. Heather würde ihn entweder umbringen oder heiraten.
Immer noch empört, erhob sie sich so abrupt, dass ihr Stuhl über den Boden schrammte. Thadd sprang hastig auf. Duncan blieb sitzen. »Ich schirre das Pony an«, erklärte sie. »Prin …« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Tess würde heute Abend gern eine kleine Ausfahrt unternehmen und sich die Verlautbarung des Palastes anhören.«
»Eine Ausfahrt unternehmen«, äffte Duncan sie nach, und Heathers Augen wurden schmal.
Thadd legte seine Serviette auf den Stuhl. »Ich helfe Euch, Madam«, sagte er, und in einem geschlossenen Raum wirkte seine Sprechweise noch schleppender.
»Danke sehr.« Heather reckte mit geröteten Wangen das Kinn. »Die Hilfe eines Mannes, der weiß, was sich gehört, ist mir hochwillkommen.« Mit knallenden Schritten stolzierte sie hinaus, und Thadd folgte ihr respektvoll. Ich seufzte tief. Heather brauchte einen Ehemann – dringend.
Das Fleisch war dünn aufgeschnitten und himmlisch saftig. Ein Glück, dass Heather nicht da war, denn ich aß gierig, ohne mich um Manieren zu scheren. Ich streckte den Arm halb über den Tisch und überlegte, dass diese niedere Geburt vielleicht doch etwas für sich hatte, wenn ich mir so viele gefüllte Törtchen in den Mund stopfen durfte, wie ich wollte.
»Also …«, sagte Duncan gedehnt und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Wie sieht dein Plan aus?«
Ich stützte die Ellbogen auf den Tisch und fand es herrlich, dass mir niemand einen mahnenden Blick zuwarf. »Ich will erst Garretts Verlautbarung hören, ehe ich eine Entscheidung treffe.«
Er zog die Augenbrauen hoch und sah mich an, als sei ich von Sinnen. »Engelsspucke, ich wusste es. Du hast über eine Stunde im heißen Wasser gefaulenzt und immer noch keinen Plan?«
»Ich habe einen Plan.« Ich hielt den Blick fest auf meine vernachlässigten, eingerissenen Fingernägel gerichtet, während ich eine grüne Frucht schälte, doch ich spürte über den ganzen Tisch hinweg, dass er mir nicht glaubte. »Ich werde in den Palast eindringen, Garrett töten und Kavenlow und Contessa befreien.« Ich zögerte. »Nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge.«
»Das ist alles?«,
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