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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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hatte meinen Haarknoten unter einer Mütze versteckt und mich entschlossen zu einem feschen jungen Burschen erklärt, doch Heathers gequältes Gesicht hatte mir gesagt, wie dünn diese Verkleidung wirklich war. Zum ersten Mal war ich froh um meine große, alles andere als weibliche Gestalt.
    »He! Platz da!«, hörte ich eine vertraute Stimme und fuhr überrascht herum. Mir blieb der Mund offen stehen, als ich Duncan und Thadd sah, die sich auf dem Wagen mit der Statue durch die Menge drängten.
    »Nein«, flüsterte ich, als mir klar wurde, warum Duncan so energisch darauf beharrt hatte, dass er mit meinem Plan nichts zu tun haben wolle. Er ging trotzdem in den Palast. Obwohl ich nein gesagt hatte!
    »Aus dem Weg!«, schrie er, stand vom Kutschbock auf und wedelte mit einer schmutzigen Hand. »Wichtige Lieferung für den Palast. Macht Platz!«
    Sein verfluchter Stolz hatte ihn dazu getrieben, das war es. Verängstigt versuchte ich, seinen Blick aufzufangen. Er wirkte selbstsicher und vertraute voll und ganz auf einen Plan, der schiefgehen musste. Thadd hingegen war angemessen starr vor Angst, und ich verfluchte Duncan dafür, dass er den Burschen da mit hineinzog.
    Die mächtigen Hände des Bildhauers umklammerten in fiebriger Anspannung die Zügel. Seine ganze Haltung passte haargenau zu seiner Geschichte vom Kunsthandwerker, der aufgeregt ein bestelltes Werk abliefert, und ich war sicher, dass er das nicht vorspielte. Duncan brüllte erneut, und nun wandten sich Köpfe nach ihm um, sowohl die der Bürger als auch der Wachen. Widerstrebend bildete sich eine Gasse, an deren Ende die Palasttore und die friedliche Anlage dahinter sichtbar wurden. Ein Gardist trat vor. Seine Hand lag am Schwertknauf. »Nein, nein, nein«, flüsterte ich. Ich hätte sie alle vergiften und bewusstlos liegen lassen sollen! Ich hätte sie irgendwo einsperren müssen! Ebenso gut hätte ich sie selbst den Wachen ausliefern können!
    Ich drängte mich grob ein Stück rückwärts, als der Wagen knarrend vor dem hohen Torflügel hielt. »Setz dich«, sagte Thadd und zerrte Duncan zurück auf die Bank. Der Bildhauer drückte Duncan die Zügel in die Hand und stieg vom Wagen. Mit zitternden Fingern reichte er dem Wächter ein Blatt Papier durch das Gitter. Das kollektive Gemurmel der Leute schwoll fragend an.
    »Ich habe eine Lieferung im Palast abzugeben«, sagte Thadd, und seine schwerfällig-schleppende Aussprache ließ das Raunen beinahe verstummen. Wenn mein Volk eines war, dann neugierig. »Mein Vater hatte den Auftrag, eine Reihe von Statuen anzufertigen. Ich habe die letzte hier. Der König und die Königin wollten sie als Verlobungsgeschenk für die Prinzessin geliefert haben.«
    Ich reckte den Hals und beobachtete, wie der Wächter so tat, als lese er das Dokument. Er nickte, faltete es zusammen und schob es in seine Jacke. »Niemand darf herein«, sagte er. »Fahr nach Hause.«
    »Ich kann sie nicht zurückbringen«, protestierte Thadd und ballte nervös die starken Hände zu Fäusten. »Sie ist zu schwer, um sie den Berg hinaufzufahren. Und gebt mir mein Papier zurück. Das brauche ich, um mir mein Geld zu holen.«
    Die Menge drängte näher heran. Ich wurde fast gegen das Tor geschoben und schlüpfte hastig hinter einen großen Mann. »Gebt ihm sein Geld«, rief jemand. »Lasst ihn ein!«, forderte ein anderer. Der Ruf wurde aufgegriffen und immer lauter wiederholt.
    »Der König und die Königin haben ihrer Tochter dieses Geschenk gekauft«, schrie jemand. »Er soll es abliefern.«
    »Der König und die Königin sind tot!«, erwiderte der Gardist. »Und ihr alle geht jetzt nach Hause.«
    Das war unklug von ihm. Die Stimmung der Menschenmenge drohte zu kippen. Duncan drehte sich um, als das sonst so gelassene Pferd nervös zurückzuweichen versuchte.
    »Lasst ihn ein!«, erscholl es von Neuem. »Er hat ein Papier. Lasst ihn seine Arbeit tun.«
    Ich duckte mich. In alle vier Winkel der Erde sollte Duncan verflucht sein. Er wollte wohl unbedingt sterben.
    Der Lärm schwoll an. Der scharfe Knall einer Peitsche sorgte vorübergehend für Ruhe, doch bald lief neuerlich ein Raunen durch die Menge. Vorsichtig legte ich dem Mann vor mir die Hand auf die Schulter und stellte mich auf die Zehenspitzen. Mein Herz machte einen Satz, und vor Schreck duckte ich mich sofort wieder.
    Der Hauptmann stand in seiner feschen schwarz-grünen Uniform hinter dem Tor und trug wieder diesen albernen Hut mit den ausladenden schwarzen Federn. Er las den Brief.

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