Topchter der Köingin Tess 1
die Gefangenen zu ihren Zellen bringen und dann zurückkommen und hier nach ihr suchen.«
»Ich habe Euch einen Befehl erteilt!«, rief Garrett. »Ich bin der König! Ihr tut gefälligst, was ich Euch sage, oder Ihr werdet mit den beiden aufgehängt!«
In dem Kreis aus Rosenbüschen war es totenstill geworden. Mit steifem Nacken und zorniger Miene sagte Jeck: »Ihr seid nicht mein König. Euer Vater ist mein König. Ich stehe unter seinem Befehl. Mir wurde befohlen, Euch am Leben zu erhalten. Und das werde ich auch tun, bis zu meinem letzten Atemzug. Wenn ich den Palast verlasse, wird sie Euch töten – Prinz Garrett.«
»Wir sind hier nicht in meines Vaters Königreich !«, erwiderte Garrett mit schriller Stimme. »Sondern in meinem. Ich bin Euer König!«
Ein Fensterladen knallte gegen die Wand des Palasts, und mein Blick schoss zu dem erleuchteten Fenster empor. Contessa stand da, vom Gegenlicht umrahmt. »Ihr seid kein König, Prinz Garrett«, sagte sie laut und deutlich. »Dies ist mein Land. Ihr seid ein Zweitältester Sohn, und mehr werdet Ihr niemals sein.«
Vor Schreck stieß ich leise zischend den Atem aus. Das konnte nur wahre Tapferkeit sein. Niemand war so dumm.
Garrett lief rot an, und sein Zorn war so gewaltig, dass er im Wahnsinn begründet sein musste. »Schafft sie zurück in ihr Zimmer!«, rief er, und ein Schemen zog die protestierende Prinzessin vom Fenster weg. Thadd stöhnte in hilfloser Wut. Garrett fuhr wieder zu Jeck herum. »Gebt mir Euer Schwert, Hauptmann«, sagte er, und seine knappen Worte enthielten keinen Hinweis auf seine Absichten.
Ungläubig sah ich zu, wie Jeck nach seinem Schwert griff. Bei dem leisen, glatten Geräusch, mit dem es aus der Scheide fuhr, überlief mich ein Schauer. Garrett streckte die Hand aus. Die flackernden Schatten der Fackeln tanzten auf der Klinge, die zu flammen schien. Mein Herz raste. Jeck übergab das Schwert mit dem Heft voran.
Garrett riss es an sich und rammte es grob in das leere Futteral an seinem Gürtel. Meine Schultern sanken herab, obwohl ich selbst nicht verstand, weshalb ich so erleichtert war. »Ich will, dass sie verhört werden«, knurrte Garrett. »Es ist mir gleich, ob sie dabei umkommen. Bis Sonnenaufgang will ich wissen, wo sie ist.« Der Prinz stapfte davon, gefolgt von den drei unglückseligen Wachen, die Jeck ihm mit einem Wink hinterherschickte.
Jeck wartete, bis sie außer Hörweite waren, und murmelte dann: »Ich bin sicher, sie wird uns selbst wissen lassen, wo sie ist – Prinz Schoh-Kopf –, und zwar lange vor dem Morgengrauen.« Verärgert drehte er sich zu der Statue und dem Ring aus Wachen um. »Du«, sagte er und deutete auf einen schlaksigen Gardisten, der sich sichtlich noch im Wachstum befand. »Gib mir deine Waffe.«
Der Junge gehorchte, und Jeck steckte sie ein. »Geh in mein Zimmer und hol mein zweites Schwert. Du findest mich unten im Kerker oder beim Prinzen. Wer von euch zur Wache an der Mauer eingeteilt ist – ihr bleibt immer paarweise zusammen.«
»Paarweise?«, brummte ein junger Gardist. »Wen erwartet er denn? Den Todesengel?«
Jeck wirbelte herum, und der Wächter erschrak. »Genau den, und wenn du ihr nicht verfrüht begegnen möchtest, schlage ich vor, dass du ab sofort jeden Windhauch wie einen Eindringling behandelst. Verstanden?«
Der Gardist nahm Haltung an. »Jawohl, Hauptmann!« Leder knirschte, als alle bis auf sechs Wachen die Terrasse verließen. Nichts ahnend liefen sie an mir vorbei. Ich brauchte nur liegen zu bleiben und still zu sein. Ich legte Banner eine Hand auf den Kopf, und sein leises Knurren verstummte. Er war für die Jagd auf Elche und Wölfe gezüchtet worden. Er verstand, dass er still sein und den Angriff aufschieben musste, bis sich eine günstigere Gelegenheit ergab.
Jeck bedeutete den übrigen Wachen, Duncan und Thadd abzuführen. Der Bildhauer schlurfte mit hängendem Kopf vorwärts. Ich bekam Mitleid mit ihm, als ich sah, wie sein Schatten sich dahinschleppte. Nichts konnte ihn jetzt mehr aufrütteln, außer, Contessa geriete in Gefahr.
Duncan zog die Schultern an, entschlossen und zornig, als sie ihn abführten. Er war ein gebrandmarkter Dieb, der den Tod riskierte, falls er wieder bei einem Diebstahl erwischt wurde. Ich hatte ihm gesagt, er solle es bleiben lassen, aber er hatte es trotzdem tun müssen. Und wenn es mir nicht gelang, ihn zu befreien, würde er mit demselben trotzigen Blitzen in den Augen sterben.
Jeck folgte dem dicht gedrängten
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