Topchter der Köingin Tess 1
Garde meines Vaters. »Ich erobere den Palast zurück«, erklärte ich. »Wisst Ihr, wo Kavenlow festgehalten wird?«
»Nein. Ich werde ihn suchen. Ihr bleibt hier.« Er bedeutete zweien seiner Männer, zu meinem Schutz zurückzubleiben.
»Nein«, sagte ich. »Ich bin nicht die Prinzessin. Und ich werde nicht hierbleiben, wenn ich etwas tun kann.«
»Prinzessin …«, begann er und verstummte, als ich ihn stirnrunzelnd ansah. Alte Gewohnheiten waren schwer abzulegen.
»Ich kann nicht warten, bis ihr alle frei seid«, erklärte ich. »Prinzessin Contessa braucht mich. Nehmt Ihr den Palast ein. Thadd und ich werden dafür sorgen, dass Prinz Garrett nicht mit ihr entkommt.« Er runzelte die Brauen, und ich funkelte ihn an. »Solange Ihr noch diese Schellen tragt, könnt Ihr mich wohl kaum daran hindern, Hauptmann Resh«, sagte ich und winkte Thadd, mir zu folgen.
Der Mann zögerte, und ich nutzte seine Verwirrung, um mich auf den Weg zu machen.
»Du bekommst sie doch frei?«, fragte ich, und Duncan blickte von einer Fessel auf. Das Glitzern in seinen Augen erschreckte mich. Darin lag das gerissene Wissen, dass ich sein harmloses Äußeres durchschaut und einen Blick auf den wahren Mann dahinter erhascht hatte – und dass ich mich trotz Stoppeln und Schmutz zu ihm hingezogen fühlte. Rettet mich vor mir selbst, dachte ich. Dass ich mächtige Männer so begehrenswert fand, würde noch mein Tod sein, wenn Jeck dem nicht zuvorkam.
»Rette die Prinzessin, Tess«, sagte er, und bei seinem Blick wurde mir unerwartet warm. »Ich kümmere mich hierum.«
Wir verloren einander aus den Augen, als Thadd mir den Uniformrock des kleinsten Misdever Gardisten reichte. Ich schlüpfte hinein und fand den Geruch ebenso scheußlich wie die Tatsache, dass die Jacke mir fast bis zu den Knien reichte. Thadd wirkte verängstigt, aber fest entschlossen in seiner geliehenen Misdever Jacke. Seine Füße steckten in irgendjemandes Stiefeln, und er humpelte nur leicht. Obwohl er nicht viel größer war als ich, fühlte ich mich neben seiner muskulösen, massigen Gestalt geborgen. Trotz seines früheren Misstrauens mir gegenüber war ich nun sicher, dass er sein Leben für mich opfern würde, wenn er glaubte, Contessa dadurch helfen zu können.
Ich marschierte zwischen den Gardisten meines Vaters hindurch zur Treppe und fragte mich, ob mich jemals irgendjemand so lieben würde.
33
Langsamer«, keuchte ich, als Thadd auf die Tür zustrebte, die sich als helleres Rechteck in der dunklen Baracke abhob. »Und blick dich nicht ständig um«, fügte ich hinzu. »Lass die Schultern locker hängen und schwing die Arme mit. Du siehst aus, als könnte dir jeden Augenblick jemand vom Himmel herab auf den Kopf fallen.«
Thadd verlangsamte seine Schritte, und ich holte ihn ein. »Entschuldige, Tess«, sagte er mit schleppender, bedrückter Stimme. »Ich kann das nicht so gut.«
»Doch, du kannst das«, ermunterte ich ihn und dachte im Stillen, dass ich auch nicht sonderlich viel Übung im Erobern hatte. Thadd sagte nichts, packte aber den schweren Hammer noch fester. Mein Herz schlug schneller, als wir uns dem Eingang näherten, und ich versuchte, nach draußen zu spähen. Ein wüstes Knurren ließ uns innehalten. Mein Schreck verflog, als ich Banner erkannte.
»Gott steh uns bei«, flüsterte Thadd, packte mich am Arm und schob mich hinter sich in Sicherheit, als sich Banners mächtige Silhouette auf der Schwelle erhob. »Was zum Teufel ist das für ein Ungeheuer?«
»Banner«, sagte ich eher zu dem Hund denn zu Thadd. »Das ist mein Hund. Bleib hier.«
Thadd nickte unsicher, und ich trat zu dem aufgeregten Tier. Es dauerte ein Weilchen, aber mit gutem Zureden und festem Beharren auf Gehorsam nahm Banner schließlich Thadd als jemanden an, dessen Nähe toleriert werden konnte. Es half nicht gerade, dass wir beide in unseren Jacken wie Misdever Gardisten stanken.
»Ich weiß nicht, wie wir zu Contessa durchkommen sollen«, sagte Thadd und tätschelte Banner sehr vorsichtig. »Sie suchen nach uns. Und nimm es mir nicht übel, Tess, aber du siehst nicht aus wie ein Gardist. Du siehst nicht einmal aus wie ein Mann.«
»Danke sehr«, erwiderte ich aufrichtig und spähte nach draußen. Ich fühlte mich unwohl in Duncans Hose, und meine geborgte Uniformjacke stank so fürchterlich nach Schweiß, dass sie vermutlich seit dem Webstuhl nicht mehr gewaschen worden war. »Aber wenn wir es in den Palast schaffen, kann ich uns ungesehen in meine
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