Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
Vom Netzwerk:
Angst jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich hatte bei meinem Vater noch nie Furcht gesehen. Es war still, nur das Plätschern von Wasser und das erste Zwitschern der Käfigvögel waren zu hören. Am Himmel über dem gläsernen Dach zog grau der Morgen herauf. Hier würde uns niemand hören. Niemand etwas sehen.
    »Schön«, sagte Garrett, nahm den Fuß von der Mauer und rückte seinen Uniformrock zurecht. »Jetzt können wir anfangen.«
    Ich hielt mich an das Beispiel meiner Eltern und sagte nichts. Sie sahen verletzlich aus, in ihren Nachthemden mit zerwühltem Haar und verschlafenen Gesichtern aus den Betten gezerrt. Sie waren nicht mehr König und Königin, sondern zeigten nur noch das tiefer reichende Band von Mann und Frau. Ich sah ihnen an, wie sehr sie einander liebten und um den jeweils anderen bangten. Und ich wusste, dass auch Garrett das sehen konnte.
    Garrett wandte sich an meinen Vater. »Ich werde in dieser Angelegenheit nicht zimperlich sein. Sagt mir, wo die Prinzessin vom Roten Mond ist, oder ich lasse ihr die Kehle aufschlitzen.«
    Vor Entsetzen verschlug es mir fast den Atem. »Nein!«, schrie ich. Ich versuchte mich loszureißen, doch meine Knie gaben nach, als die Hand an meinem Arm unerträglich schmerzhaft zudrückte.
    »Tess, nicht«, sagte meine Mutter, und ihre ruhige Stimme brachte mich zur Vernunft, obwohl ein Messer unterhalb ihres Ohrs blitzte. »Er wird es nicht tun. Sein Vater will keinen Krieg mit uns.«
    Garrett zwinkerte meinem Vater höhnisch zu. »Dieses eine Mal sind wir uns einig. Mein Vater ist ein Feigling. Genauso wie mein Bruder. Die Knie würden ihnen zittern, wenn sie wüssten, was ich hier tue.« Er trat einen Schritt auf meinen Vater zu. »Wo ist die Prinzessin vom Roten Mond?«
    Vater bäumte sich mit kehligem Ächzen auf. Die Wachen rangen ihn nieder, bis er mit dem Oberkörper auf dem Tisch lag, und drückten ihm die Arme in den Rücken.
    »Wenn ich bei eins ankomme, stirbt sie«, sagte Garrett ein wenig keuchend, als er sich vor den Tisch stellte, zwischen meine Eltern.
    »Ihr werdet es nicht wagen«, knurrte Vater mit verzerrtem Gesicht, während die Wachen ihn festhielten.
    »Fünf«, sagte Garrett, stemmte die Hände in die Hüften und hielt meiner Mutter und mir weiterhin den Rücken zugewandt.
    Mit dem Kinn auf der Tischplatte suchte Vater über Garretts Schulter hinweg den Blick meiner Mutter. Man sah ihm die Angst und Verzweiflung deutlich an.
    »Sag ihm nichts, Stephen«, bat Mutter furchtlos, obwohl sie mit einem Misdever Dolch an der Kehle dastand. Der Mann, der sie festhielt, hatte weit aufgerissene Augen und einen ängstlichen Blick. Seine Hände zitterten.
    »Vier.« Garrett ignorierte sie, ganz auf die Angst meines Vaters konzentriert.
    »Sag nichts. Er wird es nicht tun.« Mutters Stimme klang stark und fest.
    Garrett rührte sich nicht. »Drei.«
    Der Blick meines Vaters schoss von Garrett zu meiner Mutter. »May?«, fragte er mit zitternder Stimme, und die Wachen drückten fester zu, um ihn unten zu halten.
    »Stephen. Das ist nur eine leere Drohung«, entgegnete sie immer noch ruhig.
    »Zwei«, sagte Garrett abgehackt.
    »May?« Vater klang verzweifelt unentschlossen.
    »Nicht, Stephen!«
    »Eins.«
    Das Wort klang ebenso ungerührt wie alle zuvor. Es legte sich schwer auf meine Ohren. Garrett warf den Wachen einen Blick zu und nickte knapp.
    Ich stand da wie erstarrt, während der Misdever Gardist den Dolch mit einem seidigen Geräusch quer über den Hals meiner Mutter zog. Ihre Augen weiteten sich. Rotes Blut strömte hervor und tränkte ihr Gewand an den Schultern und der Seite.
    »Mutter!«, kreischte ich und erwachte endlich aus meiner Starre. Ich wand mich und kämpfte mit Fingernägeln und Fußtritten. Ich konnte Vater schreien hören und Garretts zornigen Befehl, ihn niederzuhalten. Der Gardist ließ mich los und eilte den anderen zu Hilfe, und ich rannte zu ihr hinüber. Sie war niedergesunken, als der Soldat sie losgelassen hatte.
    »Mutter!«, rief ich und fiel auf die Knie, um ihren Kopf in meinen Schoß zu betten. Ihre Augen waren offen, aber ein wenig glasig.
    »Tess«, flüsterte sie, doch diese blicklosen Augen sahen mich nicht. »Glaube nicht … wir hätten dich nicht geliebt.«
    »Mutter? Mutter!« Ich blickte hinab. Da war so viel Blut zwischen meinen Fingern. Ich konnte es nicht aufhalten. Ich konnte die Blutung nicht stillen!
    Die Anspannung schwand aus ihrem Körper, und sie erschlaffte. Wie im Delirium blickte

Weitere Kostenlose Bücher