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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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stellte ich ohne Überraschung fest.
    »Nein.« Jeck lächelte mich von der Seite an, und seine Augen blitzten im Feuerschein. »Um Regeln zu brechen, muss es erst einmal welche geben, und dort gab es keine. Mit Muskelkraft konnte ich es nicht schaffen, also habe ich mit der Kraft meines Verstandes gearbeitet.« Jeck wickelte ein Tuch um einen Topf kochenden Wassers, zog ihn vom Feuer und gab Teeblätter hinein – lächerlich wenig, fand ich.
    »Die Lebenserwartung in der Armee beträgt für einfache Soldaten etwa vierzig Jahre, selbst wenn wir nie in einen Krieg zögen«, sagte er leise. »Die Vorstellung, dass mein Leben schon fast zur Hälfte vorbei sein sollte, gefiel mir nicht. Es in die Palastgarde zu schaffen, erhöht die Lebenserwartung beträchtlich.« Er begegnete meinem Blick. »Ich habe sie beträchtlich erhöht.«
    Ich drückte die Knie fester an mich, denn mir war unbehaglich. »Habt Ihr schon einmal einen Menschen getötet?«, fragte ich.
    »Natürlich.« Er runzelte die Stirn und fügte dann hinzu: »Es bereitet mir kein Vergnügen, falls es das ist, was du wissen willst.«
    Ich dachte an Garrett und den lustvollen Schauer, den ich bei ihm bemerkt hatte, als er zugesehen hatte, wie sein Gardist einen anderen tötete. Er hatte es genossen. Es schnürte mir die Kehle zu, als ich mich daran erinnerte, wie meine Eltern vor meinen Augen gestorben waren. Wie hatte ich ihn am Leben lassen können? Nächstes Mal würde ich stark sein. »Wird es irgendwann leichter?«, flüsterte ich.
    »Das Töten? Ja. So gern ich etwas anderes behaupten würde – doch, es wird leichter. Das Danach allerdings wird schlimmer.« Unsere Blicke trafen sich. »Warum? Wünschst du, du hättest Garrett doch getötet?«
    Trotz mischte sich mit Angst und Aufregung zu einer Übelkeit erregenden Woge. »Er verdient den Tod.«
    Jeck nickte gedankenverloren. »Richtig, aber trotzdem kann es sein, dass sein Tod nicht allen zum Besten dienen würde. Außerdem werde ich nicht zulassen, dass du ihn tötest. Ich habe keine Lust, einen weiteren sinnlosen Krieg zu führen, und genau den würden wir bekommen, falls Garrett stirbt.«
    »Es wird keinen Krieg geben. Kavenlow kann König Edmund sicher davon überzeugen, dass mein Handeln gerechtfertigt war«, widersprach ich.
    »Gerechtfertigt …« Jeck streckte die Füße dem Feuer entgegen und lockerte die Schnüre seiner Stiefel. »Als der Wettkampf also vorüber war, waren nur noch ich und mein Tischgefährte übrig«, fuhr er mit seiner Geschichte fort. »Ich war noch nicht ganz ausgewachsen und längst nicht so stark wie die Männer, die bereits ausgeschieden waren, aber ich war klüger. Es dauerte nicht lang, bis ich in die Garde aufgenommen wurde, und als ich meinen Wert bewiesen hatte, wurde ich zum Hauptmann befördert. Danach wurde das Leben sehr interessant.« Er sah mich unter der Hutkrempe hervor an. »Wie steht es mit dir? Wie bist du zum königlichen Lockvogel geworden?«
    »Äh …«, stammelte ich überrumpelt. »Sie haben mich auf der Straße gekauft. Als einzige von drei Zielscheiben habe ich die frühesten Mordanschläge überlebt, die wegen der Prophezeiung vom Roten Mond verübt wurden.« Ich zog den Rocksaum unter die Füße, um sie vor dem feuchten Boden zu schützen. »Ich bin ein Bettlerskind, nehme ich an. Das habe ich erst vor« – ich stellte überrascht fest, dass ich kurz überlegen musste – »vier Tagen erfahren. Davor habe ich gelernt, die üblichen Aufgaben einer Prinzessin zu erfüllen: Lesen und Rechnen, eine Karte zeichnen, ein Lied spielen, Tanzen, und wie man bei einem Festessen die geladenen Würdenträger so platziert, dass niemand neben der Person sitzen muss, die ihn im vergangenen Frühjahr brüskiert hat.« Ich blickte kurz zu ihm auf und schaute rasch wieder weg, als ich besorgte Verwirrung in seinen Augen bemerkte.
    »Das ist alles?«, fragte er. »Er hat dich nichts gelehrt. Nichts von Bedeutung, meine ich.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?«, fuhr ich auf, doch meine Empörung war wenig überzeugend. Ich hatte das Gefühl, dass Jeck recht haben könnte. Kavenlow war für meinen Unterricht verantwortlich gewesen, und der hatte sich meist darum gedreht, was politisch und gesellschaftlich von einer Prinzessin erwartet wurde. Vielleicht deshalb, weil ja immerhin die Möglichkeit bestand, dass ich doch auf dem Thron landen würde, falls ihr irgendetwas zustoßen sollte. Etwa, dass Ihro königliche Rotznase auf dem Heimweg Gevatter Tod begegnet, dachte

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