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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cook
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ich und hoffte es beinahe.
    Ein Tier stieß einen schrillen Ruf aus, den gleichen wie gestern Abend, und ich rückte näher ans Feuer heran. Kavenlow hatte mir tatsächlich nichts Nützliches beigebracht. Sonst säße ich jetzt nicht hier mit zusammengebundenen Füßen, zitternd vor Kälte. Ich hätte die Zeit, während derer Jeck eine kleine Latrine ausgehoben hatte, dazu genutzt, mich irgendwie zu befreien, hätte ihn mit der Peitsche niedergeschlagen, die Pferde gestohlen und wäre längst auf und davon geritten.
    »Auch mich hat man mit Silber gekauft«, sagte Jeck unvermittelt. Ich blickte auf, als ich dieses Eingeständnis hörte. Seine braunen Augen wirkten ein wenig verletzlich, und ich vermutete, dass er das noch niemandem erzählt hatte. »Davor habe ich bei einem kinderlosen Bauern gelebt. Ein Priester kam vorbei und sah, wie ich Steine nach den Vögeln warf, um sie aus dem Maisfeld zu vertreiben. Er packte mich, einfach so, zerrte mich auf sein Pferd und rief nach meinem Vater. Da war ich acht Jahre alt.«
    Zitternd zog ich den Umhang fester um mich. Jeck meinte gewiss seinen Ziehvater. Er hatte ja gesagt, dass der Bauer kinderlos gewesen sei.
    Jeck starrte mit müdem Gesicht ins Feuer, als suche er nach seiner Vergangenheit. »Ich erinnere mich daran, wie mein Vater sich an mein Bein geklammert hat, während ich vor dem Priester auf dem Pferd saß«, fuhr er fort. »Mein Vater hat ihm gesagt, ich sei alles, was er habe. Der Priester hat ihm ins Gesicht getreten – hat ihm dabei einen Zahn ausgeschlagen – und dann einen Beutel Münzen in den Staub fallen lassen.« Jeck schenkte den fertig gebrühten Tee in einen Metallbecher. »Drei Jahre später starb mein Vater an zu viel Arbeit und zu wenig Essen. Ich wusste nicht, dass er unter der Erde lag, bis das Gras so dicht über ihm zugewachsen war, dass ich die Stelle nicht finden konnte. Er war der einzige Vater, den ich je gekannt habe.«
    »Ihr erinnert Euch also nicht an Euren richtigen Vater?«, fragte ich und fühlte mich ihm auf eigenartige Weise verbunden.
    »Er war mein richtiger Vater.« Jeck presste die Lippen so fest zusammen, dass sie fast hinter seinem Schnauzbart verschwanden. »Er hat sich um mich gekümmert. Wir haben gemeinsam seinen Hof aufgebaut. Er sollte zu essen haben, wenn er zu alt zum Arbeiten wurde, und ich hatte zu essen, bis ich alt genug zum Arbeiten sein würde. Wenn er mir kein Vater war, was ist dann ein Vater?«
    Ich sagte nichts und kam mir dumm vor. Damit war Jeck offenbar zufrieden. Er trank einen Schluck Tee und wischte sich die Tropfen aus dem Bart. »Der Priester hat mich bei der Armee abgeliefert, und den Rest habe ich dir bereits erzählt. Gott hilf mir, damals hielt ich das für eine lächerliche Verschwendung.«
    »Ihr wart acht Jahre alt?«, fragte ich entsetzt. »König Edmund steckt Achtjährige in seine Armee?«
    »Nein«, erwiderte er verärgert. »Ich war ein besserer Sklave für die Soldaten, aber ich bin der Armee beigetreten, als ich alt genug war. Den Priester habe ich erst wiedergesehen, als ich es zum Hauptmann gebracht hatte. Da hat er …« Jeck brach ab und stocherte im Feuer herum.
    Da hatte er Jeck seine erste Dosis Gift verabreicht, vermutete ich, und ihm von den Spielern erzählt. Doch das würde ich nicht laut sagen. Wenn Jeck erkannte, wie viel ich mir aus seinen beiläufigen Worten zusammenreimen konnte, würde er wieder so verschlossen und schweigsam werden wie zuvor.
    Er reckte sich nach seinem Stapel Feuerholz und legte ein dickes Aststück in die Flammen. »Möchtest du Tee?«, fragte er, offenkundig, um von seiner Geschichte abzulenken. »Ich habe keinen zweiten Becher, aber du könntest aus einer Schüssel trinken.«
    »Habt Ihr Honig?«, entgegnete ich, und als er den Kopf schüttelte, winkte ich ab. Wenn es keinen Honig enthielt, konnte ich es nicht als Tee betrachten.
    Sein Becher verschwand beinahe in seinen großen Händen. Jeck neigte den Kopf zur Seite und beäugte mich unter dem Hut hervor. »Ich bin neugierig. Wie alt warst du, als du deine erste Dosis verabreicht bekamst?«
    Ich steckte mir eine verirrte Locke hinters Ohr. »Gebt Ihr jetzt also zu, dass es so gemacht wird?«
    Unerwartet blitzten seine weißen Zähne auf, als er grinste. »Ich tue nichts dergleichen. Aber deine Toleranz ist beachtlich. Wenn ich fragen darf – wann hat Kavenlow dich initiiert?«
    Ich zögerte. Er entlockte mir auf charmante Art Informationen, aber wenn ich ihn am Reden hielt, würde ich

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