Tor der Daemmerung
zur Seite und sah, dass er immer noch wie erstarrt am selben Fleck stand und den Verseuchten anstarrte, der nun hinter mir her war. »Stick!«, zischte ich wütend, aber er rührte sich nicht. »Verdammt noch mal, du rückgratloser kleiner Scheißer! Verschwinde endlich!«
Wieder stieß der Verseuchte einen schrillen Schrei aus, der nichts Menschliches mehr an sich hatte, dann stürzte er sich auf mich.
Ich rannte, duckte mich hinter einen Truck und hörte die Klauen des Verseuchten auf dem Metall quietschen, als er die Verfolgung aufnahm. Hektisch suchte ich mir einen Weg durch die von Wracks übersäte Straße, brachte immer wieder Autos zwischen mich und ihn und warf hin und wieder einen Blick zurück, um festzustellen, wie nah mein Verfolger war. Über die Hindernisse hinweg knurrte und fauchte mich der Verseuchte an und in seinen leeren Augen brannten Wahnsinn und Hunger, während er tiefe Kratzspuren in dem verrosteten Metall hinterließ.
Ich ging erneut hinter einem Wagen in Deckung und sah mich verzweifelt nach einer Waffe um. Ein Rohr, ein Ast, den ich als Keule benutzen könnte, irgendwas. Erschreckend nah hörte ich das Kreischen des Verseuchten. Als ich mich nach einem losen Betonbrocken bückte, sah ich die bleiche Gestalt aus den Augenwinkeln. Ich wirbelte herum und schlug mit voller Wucht zu.
Der spitze Stein traf den Verseuchten genau an der Schläfe. Er war mitten im Angriff gewesen und seine Klauen waren nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Ein lautes Knacken war zu hören, als ihn das Stück Beton traf. Der Verseuchte taumelte zur Seite und landete an der Tür eines Autos. Er brach zusammen, versuchte aber gleich wieder aufzustehen, also hob ich noch einmal meine Waffe und prügelte auf seinen Hinterkopf ein. Einmal, zweimal, dreimal.
Erst kreischte das Monster noch, dann zuckte es ein wenig und fiel schließlich auf dem Bordstein in sich zusammen. Unter seinem Schädel bildete sich eine dunkle Pfütze, die schnell auf die Straße sickerte.
Kraftlos ließ ich den Stein fallen und sank zu Boden. Meine Hände zitterten, genau wie meine Knie, und mein Herz war kurz davor, meinen Brustkorb zu sprengen. Tot sah der Verseuchte kleiner aus als lebendig, er schien nur noch aus dürren Gliedmaßen und hervortretenden Knochen zu bestehen. Doch sein Gesicht war noch genauso widerlich und schrecklich wie zuvor, jetzt war es zu einem ewigen Grinsen erstarrt, in dem die Fangzähne deutlich hervorstachen und die seelenlosen weißen Augen mich fixierten.
In diesem Moment hörte ich das Fauchen hinter mir. Mir blieb das Herz stehen.
Als ich mich langsam umdrehte, schlich ein weiterer Verseuchter hinter einem Auto hervor. Arme und Mund waren rot verschmiert. In einer Klaue schien er einen Ast zu halten … doch an diesem Ast hingen fünf Finger und ein zerfetzter Ärmel. Sobald er mich sah, ließ der Verseuchte den Arm fallen und kroch in meine Richtung.
Gefolgt von einem Zweiten. Gleichzeitig sprang ein Dritter fauchend auf das Autodach. Panisch wirbelte ich herum und sah unter einem Truck noch zwei von ihnen hervorkriechen, die bleichen Augen fest auf mich gerichtet. Fünf Stück. Aus allen Richtungen. Und ich mitten drin. Allein.
Plötzlich wurde es unglaublich still. Ich hörte nur noch meinen dröhnenden Herzschlag und meine rauen Atemzüge. Nachdem ich die bleichen, geifernden Kreaturen gemustert hatte, die mich keine zehn Meter entfernt einkreisten, war ich für einen Moment vollkommen ruhig. So fühlte es sich also an, wenn man wusste, dass man sterben würde, dass es niemanden mehr gab, der einem helfen konnte und dass in wenigen Sekunden alles vorbei sein würde.
In diesem kurzen Moment zwischen Leben und Tod sah ich eine Gestalt zwischen den Autos auf mich zukommen. Dunkel hob sie sich vor dem Regen ab. In ihrer Hand blitzte etwas auf, doch dann lief einer der Angreifer durch mein Blickfeld und sie war verschwunden.
Mein Überlebensinstinkt kehrte zurück und ich rannte los.
Etwas Hartes erwischte mich von hinten und in meinem Rücken breitete sich Wärme aus, ohne dass es wehtat. Der Schlag katapultierte mich nach vorne, ich taumelte und fiel auf die Knie.
Eine kreischende Gestalt landete auf mir, zerrte an mir und nun fuhr ein glühender Schmerz in meine Schultern. Brüllend rollte ich mich herum und schob den Angreifer mit den Knien von mir herunter, aber da tauchte schon die nächste bleiche Kreatur auf und ich sah nur noch riesige Zähne und leere, tote Augen, bevor sie
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