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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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sich auf mich stürzte. Meine Hand schoss vor und rammte ihren Kiefer, um die zuschnappenden Fänge von meinem Gesicht fernzuhalten. Knurrend versenkte sie die Zähne in meinem Handgelenk, kaute und zerrte daran, aber ich spürte es kaum. Ich war voll darauf konzentriert, ihre Fänge von meiner Kehle abzulenken, auch wenn ich wusste, dass ihre Krallen inzwischen meinen Brustkorb und Bauch zerfetzten – aber ich musste sie von meiner Kehle fernhalten!
    Und dann kamen die anderen, schrien und packten mich. Das Letzte, woran ich mich erinnerte, bevor das rote Flackern vor meinen Augen zu Dunkelheit wurde, war ein helles Funkeln und ein Verseuchter, der reglos auf meiner Brust landete, während sein Kopf noch immer an meinem Arm hing.
    Dann wurde alles schwarz.
    Als ich aufwachte, wusste ich, dass ich in der Hölle sein musste. Mein gesamter Körper stand in Flammen, oder zumindest fühlte es sich so an, auch wenn ich kein Feuer sehen konnte. Es war dunkel und nieselte leicht, was ich für die Hölle doch etwas seltsam fand. Über mir erschien plötzlich eine dunkle Gestalt und durchbohrte mich mit einem Blick aus tiefschwarzen Augen … Irgendwoher kannte ich diesen Kerl. Waren wir uns schon einmal begegnet?
    »Hörst du mich?« Auch die Stimme klang vertraut, leise und ruhig. Vorsichtig öffnete ich den Mund, um zu antworten, doch es kam nur ein ersticktes Gurgeln heraus. Was war denn mit mir los? Es fühlte sich an, als wäre mein Hals mit warmem Schlamm verstopft.
    »Versuch nicht, zu sprechen.« Die beruhigenden Worte drangen durch den Schmerz und die Verwirrung. »Hör mir zu, Mensch. Du liegst im Sterben. Die Verseuchten haben deinem Körper extremen Schaden zugefügt. Dir bleiben nur noch wenige Minuten in dieser Welt.« Mit durchdringendem Blick beugte er sich zu mir herunter. »Verstehst du, was ich sage?«
    Gerade so. Mein Kopf dröhnte, alles war verschwommen und surreal. Die Schmerzen waren zwar noch da, aber sie schienen jetzt weiter weg zu sein, als hätte sich mein Bewusstsein vom Körper gelöst. Ich versuchte, den Kopf zu heben, um mir das Ausmaß meiner Verletzungen anzusehen, doch der Fremde legte eine Hand auf meine Schulter, um mich zurückzuhalten. »Nein«, sagte er sanft, während er mich niederdrückte. »Erspar dir das. Es ist besser, wenn du es nicht siehst. Du musst nur eines wissen: Egal, wie du dich entscheidest, du wirst heute sterben. Doch die Art deines Todes liegt bei dir.«
    »Wa…« Wieder verschluckte ich mich an diesem warmen Schleim und musste ausspucken, um den Hals freizukriegen. »Was soll das heißen?«, keuchte ich. Meine Stimme klang seltsam. Der Fremde musterte mich ausdruckslos.
    »Ich stelle dich vor die Wahl«, erklärte er. «Du bist intelligent genug, um zu wissen, was ich bin und was ich dir anbiete. Ich habe gesehen, wie du die Verseuchten abgelenkt hast, um deinen Freund zu retten. Habe gesehen, wie du gekämpft hast, um zu überleben, dein Leben verteidigt hast, wo die meisten sich einfach hingelegt und aufgegeben hätten. In dir sehe ich … Potenzial. Ich kann dir den Schmerz nehmen«, fuhr er fort und strich mir eine Strähne aus der Stirn. »Mein Angebot bedeutet die Befreiung von allen Fesseln des Lebens, und ich verspreche dir, dass du die Ewigkeit nicht als eine von jenen verbringen wirst.« Mit dem Kopf deutete er auf einen bleichen Körper, der einige Meter entfernt an einem Reifen lehnte. »Zumindest diesen Frieden kann ich dir verschaffen.«
    »Oder?«, flüsterte ich. Er seufzte.
    »Oder … ich kann dich zu einer von uns machen. Dich aussaugen, bis du an der Schwelle des Todes stehst, und dir mein Blut verabreichen, sodass du nach deinem letzten Atemzug wiederauferstehen wirst … als Unsterbliche. Als Vampir. Es wäre eine andere Art Leben, und es ist nicht gesagt, dass du es durchstehen würdest. Vielleicht ist es dir lieber, mit intakter Seele zu sterben, als ohne eine solche ewig zu existieren. Doch die Wahl, und damit die Art deines Todes, bleibt dir überlassen.«
    Reglos lag ich da und versuchte zu Atem zu kommen, meine Gedanken überschlugen sich. Ich würde sterben. Ich würde sterben, und dieser Fremde – dieser Vampir – bot mir einen Ausweg an.
    Als Mensch sterben oder zum Blutsauger werden. So oder so brachte mir diese Entscheidung den Tod, denn Vampire waren tot, sie waren nur so dreist, trotzdem weiter zu existieren – als lebende Leichen, die Jagd auf Menschen machten, um zu überleben. Ich hasste die Vampire und alles, was mit

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