Torchwood 1: Ein anderes Leben (German Edition)
Flasche mit Aftershave – Espèce! Pour Homme stand auf dem Etikett. Der wirbelnde Tentakel hatte sich jetzt bereits zweimal um Jacks Ärmel gewunden. Gwen drehte den Deckel auf und kippte die Flasche um, sodass die beißende, pinkfarbene Flüssigkeit auf den bizarren Seesternarm gluckerte. Die raue Haut blubberte und zischte, aber der Tentakel zog sich nicht zurück. Er zuckte nicht einmal.
„Hör auf!“, schrie Jack.
Sie deutete auf den Tentakel. „Es fängt an, sich durchzufressen!“
„Wenn du nicht noch weitere zwanzig Flaschen hast, wird das keinen großen Unterschied machen!“
Gwen blickte sich verzweifelt im Raum um. Ein Föhn war aus dem Schrank gefallen, und sie hob ihn auf.
„Was zum Teufel willst du damit machen?“, bellte Jack. „Das Vieh zu Tode föhnen?“
„Keine Steckdose“, stellte sie fest. Es ist ein Badezimmer , dachte sie. Keine Steckdosen.
Gwen warf den Föhn beiseite. Er prallte vom Waschbecken ab und landete neben zwei leeren Hundefutterdosen, die an der gegenüberliegenden Wand standen. Sie kraxelte über die Toilettenschüssel wieder nach draußen in den Wohnbereich.
Betty saß immer noch auf dem Sessel und starrte in Richtung Badezimmer. Sie hatte einen neugierigen, merkwürdig ruhigen Gesichtsausdruck. Gwen glaubte, dass sie wahrscheinlich unter Schock stand. „Hauen Sie ab!“, schrie sie Betty an. „Hauen Sie sofort hier ab!“
Die blonde Frau brauchte keine weitere Ermutigung. Sie befreite sich aus dem Sessel, zog ihren Mantel eng an sich und floh über den Flur aus der Wohnung. Der Klang des hektischen Klackerns ihrer flachen Absätze auf den Betontreppen nach unten verhallte schnell.
Gwen schob den Sessel mit Wucht zur Seite. Sie lief zu der Steckdose am Fernseher, um sich zu vergewissern, dass sie angeschaltet war. Dann griff sie sich den Heizstrahler und rannte wieder zurück ins Badezimmer. Die Verlängerungsschnur wand und schlängelte sich hinter ihr her. Für eine Sekunde glaubte sie, diese würde am Couchtisch hängen bleiben, aber sie befreite die Schnur mit einem festen Ruck, der das schmutzige Geschirr zu Boden fallen ließ.
Jack lag jetzt ausgestreckt auf dem durchgeweichten Boden, parallel zur Badewanne. Sein rechter Arm war fast vollständig von dem Tentakel umschlossen. Schlimmer noch, ein zweiter Tentakel begann, aus der Wanne auf Jacks Bein zuzugleiten.
Gwen konnte jetzt die Hitze des Heizstrahlers auf ihrem Gesicht spüren. Sie kletterte auf den Toilettendeckel, hob das elektrische Gerät über den Kopf und ließ es über Jack hinweg in die Mitte der Badewanne fallen.
Der Heizstrahler taumelte abwärts und zog das Kabel hinter sich her. Er fiel mit einem Spritzen ins Wasser.
Sofort wurde der Raum von einem grellen Blitz erleuchtet. Blauweiße Funken sprühten über die Wasseroberfläche. Jack wurde augenblicklich zurückgeschleudert. Der Tentakel, der sich um seinen Arm gewickelt hatte, peitschte mit einem schlürfenden Geräusch davon, als die Saugnäpfe sich lösten. Das widerliche Wesen machte keinen Mucks, aber seine drei freien Gliedmaßen droschen und schlugen um sich. Sie klatschten gegen die Fliesen und zerschmetterten die Duschabtrennung von oben bis unten. Wasser schwappte über den Badewannenrand auf das Linoleum.
Jack setzte sich abrupt auf. „Berühr das Wasser nicht!“, schrie Gwen, und er hielt die Hände zur Bestätigung ausgestreckt über den Kopf. Es gelang ihm, auf den trockenen Stellen aus dem Badezimmer zurück in den Wohnbereich zu robben.
Nach ein paar Sekunden verschwanden die blauen Funken, und der Seestern bewegte sich nicht mehr. Die Gliedmaßen rutschten leblos an der Wand hinab und das gesamte Wesen glitt ins restliche Wasser der Wanne.
„Der Strom ist ausgefallen!“, rief Jack aus dem anderen Zimmer.
Gwen sank erleichtert zusammen. Sie stieg von der Toilette herab und stakste vorsichtig aus dem nassen Badezimmer heraus.
„Was zum Teufel ist das?“, fragte sie ihn.
Sein Gesichtsausdruck bestätigte, dass er genauso baff war wie sie. „Sah mit Sicherheit so aus, wie der Papa von dem Ding, das Wildman ausgewürgt hat, oder? Und was war das mit dem Aftershave?“
„Du hattest recht“, gab Gwen zu. „Es hätte zu lange gedauert, seinen Griff damit zu lockern.“
„Nein. Ich meine, wer benutzt so einen Mist? Es riecht ekelhaft. Wildman war ein einsamer Single. Wen wundert’s? Er hätte mehr Chancen gehabt, wenn er sich das Gesicht mit seinen Hämorrhoidentüchern abgewischt hätte. Au!“ Jack
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