Tori und die verschwundene Stute
tun?â
âDer Typ ist noch mal aufgetaucht. Am Sonntag, als ich vom Roundpen zurückkam, stand sein Wagen wieder im Hof. Er wollte zu Sue, und als er hörte, dass sie nicht da war, da hat er mir â¦â Tori unterbrach sich und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. âDie Karte! Der Typ hat mir seine Visitenkarte gegeben!â
Aber wo hatte sie sie hingetan?
âWas?â, fragte Jonas.
Tori hatte schon die Tür ihres Kleiderschranks aufgerissen. Die Jeans, wo war die Röhrenjeans, die sie am Sonntag getragen hatte? Sie erinnerte sich jetzt ganz deutlich daran, dass sie die Karte in die Hosentasche geschoben hatte.
Da lag sie ja, ganz oben auf dem Hosenstapel. Frisch gewaschen und gebügelt. Gewaschen. Mist, so ein Mist!
Tori riss die Hose aus dem Schrank. Ihre Finger tauchten in die rechte hintere Tasche und stieÃen â auf einen kleinen Papierklumpen. Keine Visitenkarte der Welt überstand eine 50-Grad-Wäsche mit Schleudergang und anschlieÃendem Besuch im Trockner.
âHast du sie?â, fragte Jonas, der inzwischen ebenfalls aufgestanden war.
Sie streckte ihm die Ãberreste der Geschäftskarte hin. Ein fasriges Zellstoffgebilde, total zerstört.
âPorentief reinâ, sagte Jonas.
Schleyer AG
âVersuch dich zu erinnern!â, spornte Jonas Tori an. âDer Name wird dir ja wohl noch einfallen.â
âIch hab die Karte nur ganz kurz angesehenâ, jammerte sie. âUnd es war so ein Normalo-Name. Meier oder Schulz oder so was.â
âSchmidt?â, schlug Jonas vor. âHinz? Kunz?â
âKeine Ahnung. Wirklich nicht. Ich könnte mich ohrfeigen, dass ich die Visitenkarte in der Hosentasche gelassen habe.â
âOkay. Vielleicht fällt dir ja die Firma wieder ein, für die der Typ gearbeitet hat. Was war es denn für ein Unternehmen? Eine Bank? Oder eine Kanzlei?â
Tori stützte den Kopf in beide Hände. Es hätte sie wenig erstaunt, wenn ihr Gehirn plötzlich zu rauchen begonnen hätte wie ein heià gelaufener Motor.
Verdammt, verdammt, verdammt. Der Name war einfach weg. Auch an das Gesicht des Mannes konnte sie sich nur noch vage erinnern. Er war sehr groà gewesen, das wusste sie noch.
âSoll ich die anderen anrufen?â, fragte sie. âDie haben den Mann doch auch gesehen. Vielleicht können die sich an das Autokennzeichen erinnern.â
âWenn du meinst â¦â Jonas klang nicht gerade überzeugt.
Die anderen brachten sie auch nicht weiter. Hannah meinte zu wissen, dass es eine Düsseldorfer Nummer gewesen war. Aber sicher war sie sich nicht. Und Sina und Myriam war ein Firmenaufdruck auf der Seite des Wagens aufgefallen. Allerdings erinnerten sie sich nicht mehr an den Firmennamen.
âDen finden wir nieâ, seufzte Tori, nachdem sie wieder aufgelegt hatte.
âSag das nichtâ, meinte Jonas. âNoch ist nicht alles verloren.â
Eine Weile lang schwiegen sie gedankenverloren.
âNehmen wir einmal an, der Typ hat Becky entführtâ, sagte Jonas schlieÃlich. âWie hat er sie von der Ranch gebracht? Er hat sie wohl kaum auf seinen Rücksitz gepackt.â
âBevor ich mit ihm gesprochen habe, war er auf der Ranch unterwegs. Dabei hat er Becky in ihrem Paddock gesehen. Vielleicht ist er erst mal weggefahren und später kam er wieder zurück, hat sie vom Hof geführt und in einen Transporter verfrachtet, den er irgendwo in der Nähe geparkt hat.â
âVielleicht.â Jonas nickte. âAber vielleicht ist der Typ auch total unwichtig. Ein Banker, der mit Sue über einen Kredit gesprochen hat oder so was. Das würde auch erklären, warum sie so genervt war.â
âAber dann haben wir gar nichts.â
âDa ist noch der Schnurrbartmann mit dem Ohrring, von dem Hannes gesprochen hat. Und der Wanderzirkus. Die Geschichte klingt so strange, dass sie schon wieder wahr sein könnte.â
âHm.â
âDu musst morgen Früh unbedingt als Erstes zu den Fischers. Vielleicht haben die etwas gesehen oder bemerkt. Zu irgendetwas müssen die Schnüffler doch auch mal gut sein.â
Tori schnaubte spöttisch. Das war ja wohl ein Witz. Ausgerechnet die Fischers waren ihre letzte Hoffnung.
âWas willst du denn hier? Hast du dich an der Tür geirrt?â Frau Fischer sah Tori so misstrauisch an, als befürchtete sie, dass sie sich an ihr
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