Tori und die verschwundene Stute
in der Firma angerufen und mich beschwert.â
âIn der Firma?â, keuchte Tori. âIn welcher Firma?â
âSchleyer AG . Stand doch groÃprotzig auf der Wagentür. Hab mich bei der Geschäftsleitung beschwert. Wenn die Angestellten durch die Gegend rasen wie die Irren, dann muss man sie zur Verantwortung ziehen. Na, mich würde es nicht wundern, wenn dieser Vandale auch für den Einbruch verantwortlich ist.â
Schleyer AG !, dachte Tori. Natürlich, das war der Firmenname, der auf der Karte gestanden hatte, jetzt erinnerte sie sich wieder. Und nun? Sollte sie sich von Herrn Fischer das Autokennzeichen geben lassen? Ihre Gedanken überschlugen sich.
âWas sagt die Polizei denn? Halten die es für wahrscheinlich, dass die Verbrecher hier in der Gegend noch einmal zuschlagen?â, fragte Frau Fischer besorgt.
âNa, das können wir die Beamten selbst fragen. Sie werden sich ja mit uns in Verbindung setzen, um meine Aussage aufzunehmenâ, sagte Herr Fischer selbstgefällig. âNicht wahr?â
âSicher.â Tori nickte hastig. âIch schick sie zu Ihnen.â
Dann schnupperte sie. Irgendwas roch hier ziemlich scheuÃlich. Ein süÃlicher und zugleich bitterer Geruch quoll an den Fischers vorbei ins Freie, gefolgt von grauem Dampf. Der ganze Flur stand bereits voller Rauch. âIch glaube, bei Ihnen brennt was an.â
âMeine Marmelade!â, schrie Frau Fischer. âDu lieber Gott!â
Hektisch verschwanden die beiden im Haus.
Tori ergriff die Chance und trat den Rückzug an. Puh, die Marmelade war genau im richtigen Moment angebrannt. Zumindest würde das Chaos in der Küche die Fischers davon abhalten, sofort bei der Polizei anzurufen.
Tibor hob hoffnungsvoll den Kopf, als Tori in seine Box trat. Sonst ritt sie fast jeden Tag mit ihm aus, aber seit Sue weg war, hatte sie es nur ein einziges Mal geschafft. Und im Roundpen waren sie seit letztem Sonntag auch nicht mehr gewesen.
âEs gibt im Moment einfach Wichtigeres zu tunâ, flüsterte sie dem Pferd zu.
Tibor schnaubte verständnislos. Wichtigeres als ausreiten? Was sollte das denn sein?
Tori vergrub ihr Gesicht in seiner weichen schwarzen Mähne. Wie gut der Quarterhorse-Wallach roch. Wie vertraut er ihr war. Tori pflegte und ritt Tibor, seit er vor vier Jahren auf die Ranch gekommen war. Im selben Jahr hatte Sue auch Janko gekauft, Sinas Pflegepferd. Und Becky.
Aber um Becky hatte sich keines der Pferdemädchen gekümmert, sie war von Sue selbst versorgt und geritten worden. Und von den Reitschülern. Die gutmütige, geduldige Becky war ein ideales Lernpferd. Auch beim Kinderreiten hatten sie sie immer eingesetzt. Als Sue vor elf Monaten beschlossen hatte, Becky decken zu lassen, waren Tori und ihre Freundinnen ganz auÃer sich gewesen. Ein Fohlen auf der Ranch, das hatte es schon lange nicht mehr gegeben.
Und nun war Sue in Amerika und Becky war kurz vor der Geburt ihres Fohlens verschwunden. Ob der Mann im Mercedes sie wirklich gestohlen hatte?
Direkt nachdem sie bei den Fischers gewesen war, hatte Tori Jonas angerufen und ihm alles erzählt.
âIch geh gleich mal ins Internet und schau nach, was ich über diese Schleyer AG rauskriegeâ, hatte er versprochen. âIch meld mich später wieder.â So lange musste sie abwarten.
Die Stalltür öffnete sich. Sina kam mit einem Wassereimer herein. Sie bemerkte Tori erst, als sie fast neben ihr stand.
âWas machst du denn hier? Mann, hab ich mich erschreckt!â
âSorry. Bringst du Janko auf die Weide?â
âHm. Ich glaube, ich reite vorher noch eine Runde mit ihm aus.â
âEcht? Ich komm mit!â
Verdammt! Warum musste sie immer direkt losplatzen, bevor sie richtig nachdachte? Ich komm mit. Sina hatte bestimmt keine Lust, mit ihr auszureiten. Wahrscheinlich wartete drauÃen im Hof bereits Viktor auf sie.
âKlar.â Sina zuckte mit den Schultern. âWarum nicht?â
Zumindest lieà sie sich nichts anmerken. Aber Tori hatte keinen Bock auf die Fünftes-Rad-am-Wagen-Nummer.
âIst schon okay, wenn du lieber mit Viktor allein sein willst.â
âNee, Quatsch. Viktor muss heute arbeiten, er kann gar nicht kommen.â Sina lächelte. âIch freu mich, wenn wir zusammen ausreiten.â
Ein Lächeln von Sina. Das hatte Tori schon lange nicht mehr bekommen.
Also gut. Sie würden ausreiten
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