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Tori und die verschwundene Stute

Tori und die verschwundene Stute

Titel: Tori und die verschwundene Stute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bosch
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das zum wiederholten Mal enttäuscht wird. Tibor wusste, was los war.
    Die Reitstunde war zu Ende.
    In der gläsernen Empfangshalle der Schleyer  AG herrschte Winter. Der dunkle Marmorboden glänzte wie blankes Eis, das Leder der weißen Polstermöbel wirkte wie frisch gefallener Schnee. Die Empfangsdame hinter der riesigen Theke in der Mitte der Halle hatte sich einen Schal um die schmalen Schultern gelegt. Tori trug nur ein T-Shirt und fröstelte.
    â€žGuten Tag.“ Jonas ging mit forschen Schritten zum Empfangstisch und legte seinen Presseausweis auf die Theke. „Jonas Spitzer vom FFG .“ FFG stand für Friederike-Fliedner-Gymnasium, aber so selbstbewusst, wie Jonas es aussprach, klang es wie das Kürzel einer Fernsehstation.
    â€žUnd?“ Die Sekretärin wirkte nicht sehr beeindruckt.
    â€žIch habe vorhin angerufen. Es geht um die Führung durch den Betrieb.“
    Die Dame zog die perfekt gezupften Augenbrauen hoch. „Eine Führung? Mit wem hast du denn gesprochen?“
    â€žMit Herrn … zu dumm, jetzt ist mir der Name entfallen.“
    Das Lächeln der Empfangsdame flackerte gefährlich. Sie glaubte Jonas kein Wort. Tori schwitzte. Wenn sie nicht schnell die Kurve kriegten, würden sie hochkant rausfliegen.
    â€žMit dem Kollegen, der für den Ankauf von Versuchstieren zuständig ist. Herr Dr. … nee, ich weiß den Namen auch nicht mehr“, sagte sie schnell. „Wir haben ihn letzte Woche zufällig auf der Sunshine Ranch kennengelernt und sind mit ihm ins Gespräch gekommen. Über das Thema Tierversuche.“
    Jetzt verzog die Sekretärin den geschminkten Mund, als hätte Tori ein unanständiges Schimpfwort gebraucht. Aber zumindest hörte sie ihnen zu.
    â€žIhr Kollege hat uns angeboten, dass wir ihn für die Schülerzeitung interviewen können. Und er wollte eine Führung mit uns machen.“
    â€žAha.“ Die Dame zögerte für den Bruchteil einer Sekunde. „Aber wenn ihr den Namen nicht wisst, kann ich euch leider nicht helfen.“
    â€žSchade“, meinte Tori. „Ich hätte mir seine Argumente wirklich gerne angehört. Aber nun müssen wir den Artikel eben ohne die Hintergrundinformationen schreiben.“
    â€žIch kann unseren Referenten für Öffentlichkeitsarbeit anrufen“, bot die Dame an. „Vielleicht hat der spontan Zeit für euch.“
    â€žNee danke!“ Tori winkte ab. „Wir kommen auch so zurecht. Im Internet findet man ja eine ganze Menge zum Thema Tierversuche.“
    Wieder dieses schreckliche Wort. Die Sekretärin schauderte und zog ihren Schal enger um die Schultern.
    â€žSchönen Tag noch!“ Tori zog Jonas am Ärmel weg. Er wollte nicht mitkommen, das spürte sie ganz deutlich, aber wenn der Bluff nicht funktionierte, hatten sie ohnehin verloren.
    â€žEinen Moment noch!“, rief ihnen die Empfangsdame nach, als sie schon fast an der Tür waren. „Ihr meint nicht zufällig Herrn Dr. Müller?“
    Dr. Stefan Müller. Doch. Das war der Name, der auf der Visitenkarte gestanden hatte!
    â€žEr ist zurzeit nicht im Haus“, erklärte die Dame, als Tori und Jonas wieder vor ihr standen. „Aber ich könnte euch seine Durchwahl geben. Ruft ihn an und vereinbart einen Termin mit ihm.“
    â€žVielen Dank“, sagte Tori. „Sie sind wirklich nett.“
    Die Sekretärin lächelte geschmeichelt.
    Wenn du wüsstest!, dachte Tori.
    Die Schleyer  AG war ein Hochsicherheitstrakt. Jeder Versuch, von außen einen Blick auf das Werksgelände zu werfen, war zum Scheitern verurteilt. Das Firmengebäude und die Produktionshallen waren von meterhohen Mauern umgeben.
    â€žDie Fabrik ist perfekt überwacht.“ Jonas zeigte auf eine Kamera, deren Linse von oben auf sie herunterstarrte. „Wahrscheinlich haben die uns schon gescannt und durchsuchen jetzt ihre Datenbank, ob wir vielleicht militante Tierschützer sind.“
    â€žGruselig.“ Tori reckte den Hals und spähte durch ein Gittertor, hinter dem ein leerer Hof lag.
    â€žKann ich euch helfen?“ Ein uniformierter Wachmann trat auf der anderen Seite aus seiner Portiersloge und starrte sie drohend an.
    â€žNein, nein.“ Jonas zog Tori weg.
    â€žDas hat alles keinen Sinn“, sagte Tori. „Ohne einen Verbindungsmann kommen wir da nicht rein.“
    â€žUnd was willst du machen?“,

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