Tori und die verschwundene Stute
erkundigte sich Jonas. âDu willst diesen Müller doch nicht wirklich anrufen?â
âQuatsch. Wir sammeln erst mal weiter.â
âUnd wie stellst du dir das vor?â
âMann, Jonas!â Vorsichtshalber drehte sich Tori so, dass die Ãberwachungskamera ihr Gesicht nicht sah. Vielleicht konnten die Sicherheitsleute, die die Bilder auswerteten, ja Lippen lesen. Um sicherzugehen, senkte sie zudem ihre Stimme. âMit legalen Mitteln kommen wir hier bestimmt nicht weiter. Wenn wir Becky und ihr Fohlen befreien wollen, müssen wir uns schon etwas Spezielles ausdenken.â
âUnd das wäre?â
Keine Ahnung. Woher sollte sie das wissen? âVielleicht sollten wir uns mal ansehen, wie dieser Müller wohntâ, schlug sie vor.
Ãber Jonasâ Handy fanden sie Dr. Müllers Adresse schnell heraus. Er wohnte in der Lilienallee, nicht weit von der Sunshine Ranch.
âWahrscheinlich ist ihm Becky beim Spazierengehen aufgefallenâ, mutmaÃte Tori, als sie vor dem groÃen Haus vom Fahrrad stiegen. âEr hat gesehen, dass sie trächtig ist, und wollte sie unbedingt als Versuchstier haben.â
âTwo in one, sozusagenâ, knurrte Jonas.
Herr Müllers Haus sah eigentlich ganz normal aus. Tori hatte sich eher eine schicke Villa mit Pool und Alarmanlage vorgestellt, aber die Doppelhaushälfte erinnerte sie an ihr eigenes Haus. Nur dass der Vorgarten ziemlich vernachlässigt wirkte. Ãberall wucherte Unkraut. Und offensichtlich hatte Müller in der letzten Woche vergessen, die Mülltonne rauszustellen. Die graue Tonne quoll über vor Abfall.
âImmerhin gibt es hier keine Ãberwachungskamerasâ, sagte Jonas.
Wie auf ein Stichwort stürmte ein groÃer, zotteliger Hund auf das Tor zu, das den Garten hinter dem Haus vom Vorgarten trennte. Er bellte laut und aufgeregt.
âAber einen Wachhundâ, meinte Tori.
Der Hund rannte hinter dem Tor auf und ab. Er hörte nicht auf zu bellen. Weil er aber gleichzeitig mit dem Schwanz wedelte, wirkte er nicht sehr bedrohlich.
Und plötzlich hatte Tori eine Idee.
Heinrich
âDu spinnst wohl!â, sagte Jonas, nachdem sie ihm von ihrem Plan erzählt hatte. âDas funktioniert nie und nimmer. Wenn wir das durchziehen, landen wir höchstens im Knast.â
âAls ob die einen wegen so einer Sache einsperren würden!â, erwiderte Tori. âDu hast doch selbst gehört, was der Polizist auf der Wache gesagt hat, als wir diesen Rudolf angezeigt haben. Es sind doch nur Tiere. â
Sie saÃen in Albertos Eisdiele am Markt und schlürften Erdbeermilkshakes. Wenn die Lage ernst war, brauchte man etwas SüÃes, um die Nerven zu stärken, das war Toris Devise. Und die Lage war ernst. Inzwischen war es halb drei. Um sechs Uhr wollten sie sich mit den anderen auf der Ranch treffen, bis dahin mussten sie irgendetwas vorweisen können, sonst war alles aus.
âIch weià nicht.â Jonas schlürfte den letzten Rest aus dem Glas und schob es dann von sich.
âAber ich!â, rief Tori aufgebracht. âWenn wir nichts tun, dann passiert auch nichts. Wir müssen diesen Müller aus der Reserve locken, das ist unsere einzige Chance.â
âVielleicht sollten wir lieber noch abwarten.â
âMachst du Witze? Wenn wir in den nächsten drei Stunden nichts herausfinden, muss ich Sue anrufen. Und wenn ich es nicht tue, erledigt Sina das für mich, das kann ich dir versprechen.â
âHi! Das ist ja eine Ãberraschung!â
Plötzlich stand Viktor an ihrem Tisch. Er arbeitete als Aushilfskellner in der Eisdiele, das war Tori ganz entfallen.
âSelber hiâ, gab sie zurück. âWillst du dich zu uns setzen?â Hoffentlich nahm er das Angebot nicht an.
âNee. Ich muss in die Küche.â Viktor seufzte. âAlles klar bei euch?â
âSicher.â Wie viel er wohl von ihrer Unterhaltung mitbekommen hatte? Und ob er gehört hatte, dass Tori über Sina gesprochen hatte?
âGibt es schon irgendwas Neues von Becky?â, fragte Viktor.
âNee. Leider nicht.â
âAch, eh ich es vergesse: Ich war vorhin kurz auf der Ranch und hab ein bisschen mitgeholfen. Da war so ein Junge, der hat dich gesucht.â
âEine Junge? Mich? Wie hieà der denn?â
âWeià ich nicht. Hat sich nicht vorgestellt.â
âUnd wie sah er aus?â
âKeine Ahnung, ehrlich
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