Tori und die verschwundene Stute
bringen?â
Toris Herz klopfte laut und wild. Sie merkte genau, wie ihre Freundinnen zögerten. Eine schielte nach der anderen. Wer würde als Erstes die Hand heben?
Tori starrte wie hypnotisiert auf Sinas Hand. Wenn Sina sich jetzt meldete, hatte sie schlechte Karten. Viktor würde sich Sina sofort anschlieÃen und danach würden auch die anderen umkippen, eine nach der anderen.
Sinas Finger zuckten.
Ihre Hand öffnete und schloss sich, als ob sie nach etwas griffe.
Aber sie hob sie nicht.
âGegenprobeâ, sagte Tori schlieÃlich mit zitternder Stimme. âWer ist dafür, dass wir das Ding durchziehen?â
Wieder dauerte es einen Moment, aber dann hoben sich sechs Hände. Jonas, Ayla, Juliana, Myriam, Hanna und Viktor. Nur Sinas Hand blieb unten.
âWas ist mit dir, Sina?â Toris Stimme klang seltsam rau. âEnthältst du dich oder was?â
Nein, jetzt wanderte auch ihre Hand nach oben.
âIch bin dabeiâ, sagte sie.
Und nun? Wer sollte Müller anrufen und ihm die Botschaft überbringen?
âDas machst am besten du, Toriâ, sagte Sina. âDu hast dir das Ganze ausgedacht.â
âAuÃerdem hast du die gröÃte Klappe von uns allenâ, ergänzte Hannah.
âDu kannst dasâ, spornte Myriam sie an.
âIch bin dafür, dass Jonas das übernimmtâ, widersprach Tori.
âIch?â, fragte Jonas befremdet. âWarum sollte ich mit Müller reden?â
âMich hat er auf der Ranch gesehen. Vielleicht erkennt er meine Stimme wieder.â
âNie und nimmer. Ihr habt doch nur ein paar Sätze miteinander gewechselt.â
âDas weià man nie. AuÃerdem klingt deine Stimme viel erwachsener als meineâ, beharrte Tori.
âDas stimmtâ, sagte Ayla. âJonas klingt ziemlich seriös. Vielleicht ist die Idee gar nicht so schlecht.â
âNa, Hauptsache, du musst nicht anrufenâ, meinte Jonas.
âIch türkischâ, sagte Ayla, die in Deutschland geboren und aufgewachsen war. âNix kann sprechen deutsche Sprach.â
âSollen wir noch mal abstimmen?â, fragte Tori. âIch bin für Jonas.â
Auch Aylas und Hannahs Hände gingen sofort nach oben.
âSchon gutâ, sagte Jonas. âIch machâs.â
âDu musst aber deine Handynummer unterdrücken, bevor du ihn anrufstâ, riet Sina. âSonst sieht er sie auf dem Display.â
Er verzog den Mund. âDu denkst aber wirklich an alles, Sina. Da wär ich jetzt nicht draufgekommen.â
âHier.â Tori reichte ihm ein zusammengefaltetes Papiertaschentuch. âFür alle Fälle.â
âHä? Hast du Angst, dass ich in Tränen ausbreche?â
âQuatsch. Du musst dir das Taschentuch vor den Mund halten. Und dann sprechen. Dadurch kann er hinterher deine Stimme nicht identifizieren.â
âAus welchem Film hast du das denn?â, knurrte Jonas, aber er nahm das Taschentuch trotzdem.
âFass dich so kurz wie möglichâ, sagte Tori. âWir haben deinen Hund. Wenn du ihn lebend wiedersehen willst, dann rück das Pferd wieder raus. Oder so.â
Jonas blickte genervt in die Runde. âHat sonst noch jemand einen guten Tipp für mich?â
Allgemeines Schulterzucken. Dann schwiegen sie atemlos, während Jonas die Nummer in sein Handy tippte und auf das Freizeichen wartete. Sogar Heinrich setzte sich auf und spitzte die Ohren.
âHalloâ, sagte Jonas.
Toris Herz begann von einer Sekunde auf die andere so laut zu hämmern, dass sie seine Worte kaum verstehen konnte.
âSpreche ich mit Dr. Stefan Müller?â, nuschelte Jonas durch das Taschentuch. âWir haben Ihren Hund. Wenn Sie ihn lebend wiedersehen wollen, dann rücken Sie das geklaute Pferd raus.â Er machte eine kleine Pause. âDie trächtige Haflingerstute.â
Danach runzelte er die Stirn und lauschte angestrengt in den Hörer. âDas ist der Dealâ, erklärte er. âIch denke, Sie haben verstanden. Ich lege jetzt auf.â
Und das tat er dann auch.
âWowâ, sagte Tori.
âDas war super!â, staunte Ayla. âAls ob du das schon hundertmal gemacht hättest.â
âVielleicht hat er das ja auch.â Juliana kicherte. âWas hat der Typ gesagt?â
âHat natürlich so getan, als ob er nicht wüsste, wovon ich spreche. Welches Pferd, was redest du denn â in
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