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Torso

Torso

Titel: Torso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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Unterarme auf die Knie. »Warum hat er so überreagiert?«
    »Weil Zollanger und das Mädchen ihn gesehen haben.«
    »Und Hilger? Hatte der ihn auch gesehen?«
    »Ich weiß es nicht. Leute wie Ozols sind immer ein Risiko. Seien wir froh, dass er weg ist.«
    »Meinetwegen. Aber das Risiko ist nicht weg. Er stand mit mir in Verbindung. Er belastet mich.«
    »Wieso? Niemand kann dir verübeln, dass du einen privaten Ermittler engagiert hast, um den Entführer deiner Tochter zu finden. Mehr als das wird die Presse nicht erfahren, und damit ist der Fall erledigt.«
    Zieten schüttelte den Kopf. »Gar nichts ist erledigt, solange das Mädchen noch da ist.«
    Marquardt nahm sich einen Zigarillo.
    »Ja. Das ist wirklich dumm. Aber steht sie nicht unter Mordverdacht?«
    »Das ist ja das Problem. So wie es im Moment aussieht, kriegt sie ein Verfahren an den Hals. Und das können wir überhaupt nicht gebrauchen.«
    Marquardt stutzte. »Wieso? Das kann uns doch egal sein.«
    Zieten konnte nur den Kopf schütteln über so viel Dummheit.
    »Ein Verfahren exponiert uns, Uwe. Das Mädchen macht im Augenblick keinerlei Aussage. Frieser hat mir gesagt, dass sie nicht einmal mit ihrer Verteidigerin redet. Also. Was heißt das?«
    »Ganz einfach: Das verstockte Miststück hat etwas auf dem Kerbholz.«
    Zieten stieß den Schürhaken grob in die Glut und stocherte darin herum, dass die Funken flogen.
    »Ja. Das ist eine Möglichkeit. Die andere ist: Sie will ein Verfahren. Sie will im Gerichtssaal über Dinge reden, die uns gar nicht recht sein können. Das Mädchen und Zollanger haben doch unter einer Decke gesteckt. Wir wissen bis heute nicht, was dieser Kommissar mit seiner Aktion wirklich bezweckt hat. Und wir haben keine Ahnung, was Elin Hilger durch ihren Bruder wirklich über euch weiß. Eine öffentliche Verhandlung kann eine absolute Katastrophe werden.«
    Marquardt war nicht überzeugt.
    »Ich bitte dich. Was kann sie denn schon wissen? Was immer sie vorbringt, ihr wird ohnehin niemand glauben. Wer nimmt denn so ein Mädchen ernst? Total asozial. Sie hat mit der Schleuder geschossen zu haben. Ihre Fingerabdrücke sind auf der Tatwaffe.«
    »Ja. Aber sie wurde angeschossen. Vergiss das nicht. Von unserem Mann, der zuvor einen Polizisten erschossen hat. Das rückt uns in ein ziemlich schlechtes Licht.«
    »Ein Polizist, der deine Tochter entführt hat, Hajo. Ein Polizist, der eine Frauenleiche zersägt hat, um uns auf groteske Art und Weise moralische Vorhaltungen zu machen. Wirf das mal bitte in die Waagschale. Womöglich hat das Mädchen ihm bei diesem Irrsinn auch noch geholfen.«
    »Wenn wir das beweisen könnten, wären wir ein Stück weiter.«
    Marquardt erhob sich, knöpfte seine Hose zu, die er der besseren Bequemlichkeit halber im Sitzen geöffnet hatte, und trat an das große Fenster, das einen schönen Blick in Zietens stattlichen Garten eröffnete.
    »Wie läuft eigentlich unser Konkurs?«, fragte er dann.
    Zieten antwortete nicht gleich. Er fragte sich wieder einmal, ob er Marquardts Dreistigkeit widerlich oder faszinierend finden sollte. Und ebenso trieb ihn die Frage um, wie er sicherstellen konnte, dass seinen schwierigen Geschäften nicht der Gestank der Machenschaften von Marquardt und Sedlazek anhaftete. Er hasste diese beiden grinsenden Halunken mittlerweile. Diese Ganoven im Zweireiher.
    Seine Gedanken schweiften zu Inga. Ihr Bericht über das Gespräch mit ihrem Entführer hatte ihn trotz allem zutiefst getroffen. Als was hatte ihn dieser Wahnsinnige bezeichnet? Eine obszöne Existenz! Einen Verbrecher! Obwohl der Vorwurf von einem offenbar Geisteskranken kam, bäumte sich alles in ihm dagegen auf.
Er
hatte doch immer das Gemeinwohl vor Augen gehabt. Die Rede, die er vor zwei Tagen den Staatssekretären gehalten hatte, entsprach seiner tiefsten Überzeugung. Er war der tragische Held einer großen Mission, die nun mal leider gescheitert war. Aber er hatte es nicht wegen des Geldes getan. Jedenfalls nicht wegen der paar Millionen Kommission, die dabei an ihm hängengeblieben waren. Geld interessierte ihn doch gar nicht mehr. Er hatte etwas Großes vollbringen wollen. Nicht sich die Taschen vollstopfen wie diese beiden kleinen Gauner, die in einer solch großen Maschine, wie er sie konstruiert hatte, nun mal leider auch vorkamen. Er hatte eine Eroberung geplant, für diese Stadt. Und leider gab es nun mal in den besten Armeen Marodeure. Das war nicht zu verhindern. Diese beiden hatten es so schlimm getrieben,

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