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Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Titel: Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Castagno
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Städte gibt es in Italien praktisch keine Kriminalität. Sogar in den Städten ist das größte Risiko, dem die Touristen ausgesetzt sind, nicht ein Raub oder ein Mord – sondern ein Diebstahl, aber nicht durch einen bewaffneten Räuber, sondern durch einen langfingrigen Taschendieb. Ich hätte keine Angst, meine siebenjährige Nichte in Siena nachts allein auf die Straße zu lassen. »Trotzdem bin ich davon überzeugt«, sagte ich, »dass eine Verschärfung der Strafen für schwerere Vergehen keine abschreckende Wirkung hat. Wenn dem so wäre, weshalb funktioniert es dann nicht?«
    Bruce schwenkte den Chianti in seinem Glas herum, aber er schaute gar nicht richtig hin. »Es gibt einen weiteren Grund, den ich oft zur Verteidigung der Todesstrafe höre«, sagte er, »nämlich die Kosten einer lebenslänglichen Haft. Einmal abgesehen davon, dass man von einem moralischen Standpunkt aus den Wert des menschlichen Lebens nicht festlegen kann, sind die Kosten wirklich so hoch?«
    Dieses Mal antwortete Suzanne. »Ganz und gar nicht. Wir haben es immer wieder bewiesen. Jede Hinrichtung ist mit hohen Gerichtskosten verbunden, die die einer Inhaftierung bei weitem überschreiten. Und Sie können uns glauben, Dario, denn wir haben viel eigenes Geld genau dafür ausgegeben!
    Bruce nahm einen Schluck Wein und fügte hinzu: »Ich glaube, dass die Todesstrafe eines Tages nicht mehr verhängt werden wird, nicht aus moralischen Gründen, sondern aus wirtschaftlichen Erwägungen. Die Regierung wird die Angelegenheit mit den damit verbundenen Einnahmen und Ausgaben begründen, bis die öffentliche Meinung schließlich davon überzeugt sein wird. Finanzielle Argumente haben in den USA eine große Überzeugungskraft.«
    Die Nachspeise wurde aufgetischt, und so richtete sich unsere Aufmerksamkeit wieder auf das Essen. Am Ende des Tages brachte ich die Hanleys in ihr kleines Haus auf dem Hügel zurück und verabschiedete mich mit dem Versprechen, dass wir miteinander in Kontakt bleiben würden, um unsere Diskussion fortzusetzen. Dann fuhr ich nach Siena zurück. Ich schenkte den schönen Herbstfarben die gleiche Aufmerksamkeit, die ich heute dem Essen gewidmet hatte. Meine Gedanken kreisten um das, was wir in Italien als Amerikas schlimmste Krankheit betrachten. Es beunruhigt uns zutiefst, wenn wir im Fernsehen sehen, wie angeblich freie und fortschrittliche Amerikaner feiern und miteinander anstoßen, nachdem sie der Hinrichtung eines Mannes beigewohnt haben, der zwanzig Jahre zuvor einen Verwandten oder Freund ermordet hatte. Sogar wir Italiener und Erfinder der Vendetta empfinden das als makaber und barbarisch. Unserer Meinung nach ist die Todesstrafe auch dann unmoralisch, wenn sie über den schlimmsten Massenmörder verhängt wird. Wenn man sich über die Vergehen eines Mörders entsetzt, wie kann man dann einen vom Staat angeordneten Mord gutheißen?
    Ich habe lange über die kulturellen Unterschiede zwischen den Italienern und den Amerikanern gesprochen. Während diese jedoch unterhaltsam, verwirrend oder ärgerlich sein können, stört uns nichts so sehr wie dieser eine überwältigende Unterschied. Wenn wir zusehen, wie das Rechtssystem der weltgrößten Demokratie vollkommen selbstverständlich die Todesstrafe ausspricht, im Einverständnis und mit der Zustimmung aufrechter Bürger, und damit sonst einwandfreie demokratische Einrichtungen beschmutzt, spüren wir unweigerlich einen Riss im Damm, der die Barbarei zurückhält. Dieser Damm droht einzubrechen und das, was sich dahinter staut, eines Tages die ganze westliche Zivilisation zu zerstören.
    Solange es Leute wie Bruce und Suzanne gibt, besteht glücklicherweise Hoffnung für Amerika und somit Hoffnung für uns alle.

November und die treu besorgte Mutter
     
    Die Blätter leuchten in tausend Schattierungen von Gelb, Braun, Rosa bis Dunkelrot – das sicherste Zeichen, dass der Herbst da ist. Die Farben sind so intensiv, dass die Landschaft noch schöner ist als im Frühjahr. Die Ferienleute haben die Fensterläden verriegelt, die Swimmingpools geleert und sind nach Hause gefahren. Die Schlangen ziehen sich in den Winterschlaf zurück, auch wenn sie ab und zu noch eine Gelegenheit wahrnehmen, um in der Sonne zu dösen.
    Tagsüber kann man das kräftige Aroma der Laubfeuer riechen und am Abend den Duft von brennendem Holz in den riesigen toskanischen Kaminen, in denen Kastanien in durchlöcherten Pfannen geröstet werden und Fleisch auf der Glut brutzelt.
    Im November

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