Toskanische Verführung (German Edition)
Begleiterin fiel ihr in den Arm und sagte mahnend: »Aline! Nun lass ihn doch gehen, nun mach doch keine Szene!«
Das goss anscheinend Öl ins Feuer. Aline schüttelte ihre Schwester ab und fuhr zu Flannery herum: »Viel Glück mit ihm, du Miststück! Ich gönne ihn dir von Herzen. Er wird dich genauso benutzen und wegwerfen wie alle anderen.« Sie riss sich aus dem Griff der Freundin los und kam Flannery so nahe, dass diese den Impuls unterdrücken musste, diesem schrecklichen Weib in die Nase zu beißen.
»Ich geb dir einen guten Rat«, sagte Aline, »setz dich nie zu ihm ins Auto. Das hat schon unsere Vorgängerin bitter bezahlen ... Aua! Au! Lass mich los, du Grobian!«
Alessandro hatte sie am Nacken gepackt wie eine Katze und zerrte sie von Flannery weg. »Geh nach Hause, Aline«, sagte er und es klang nicht einmal unfreundlich. »Du bist betrunken. Morgen wirst du dich über diese Szene in Grund und Boden schämen. Lass dich von Jeanette nach Hause bringen.« Er sah Alines Schwester an, die sofort an ihre Seite eilte und ihren Arm nahm. Aline schüttelte sie mit einem angewiderten Geräusch ab und stapfte davon, zurück in den hinteren Teil des Hauses.
»Es tut mir so leid«, hörte Flannery Jeanette de Marcons atemlose Stimme in ihr Ohr wispern. »Sie ist sonst nicht so ... ich bringe sie wirklich besser jetzt nach Hause. Danke.«
Wofür sie sich bedankte, erschloss sich Flannery nicht recht, aber sie nickte Alines Schwester freundlich zu und sah dann Alessandro an, der so wütend aussah, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurück machte.
»Entschuldige«, sagte er zu Ermenegildo Falciai. »Ich hatte nicht vor, euch den Skandal des Abends zu liefern, Gil.«
Der ältere Mann legte den Kopf schief und musterte Alessandro mit erstaunlich wachem Blick. »Doch, das hattest du«, sagte er mild. »Genau das hattest du vor, alter Freund. Ich bin dir nicht böse. Aber deiner entzückenden Begleiterin hättest du das Theater ersparen müssen.«
Flannery senkte den Blick, aber sie bemerkte, dass Alessandro sie durchaus ein wenig schuldbewusst von der Seite musterte. »Ach, das verträgt sie«, sagte er in gespielt lockerem Tonfall. »Oder, Gardner? Hat es dich schockiert?«
Flannery musste an sich halten, ihm nicht ein paar klare Worte zu sagen, aber sie verzichtete darauf, um dem Gastgeber nicht noch so eine Szene zu liefern. Sie nickte knapp und bedankte sich dann bei dem Marchese für seine Gastfreundschaft.
Ermenegildo Falciai umfasste ihre Hand mit beiden Händen und beugte sich zu ihr. »Halten Sie ihn gut fest«, sagte er so leise, dass Alessandro ihn nicht hören konnte. »Er braucht eine Frau wie Sie. Und tun Sie ihm nicht weh.« Er drückte ihre Hand noch einmal und wandte sich ab. »Kommt gut nach Hause«, sagte er. »Sandro, vielleicht rufst du mich morgen einmal an?«
Sie schwiegen während der Heimfahrt. Flannery sortierte die verwirrenden Eindrücke, die der Abend ihr hinterlassen hatte. Sie verstand immer weniger, je länger sie darüber nachdachte. Ganz offensichtlich hatte Alessandro sie benutzen wollen, um seiner Geliebten den endgültigen Laufpass zu geben. Keine feine Methode, aber eine wirksame.
Seine Freunde schienen auf ihre Anwesenheit an seiner Seite einerseits sehr unterschiedlich, gleichzeitig aber vollkommen einig zu reagieren. Gloria hatte sie gewarnt, ihn nicht zu verletzen, Ermenegildo hatte sie gebeten, es nicht zu tun. Gloria empfahl ihr eine unverbindliche Affäre und schien zu glauben, dass Alessandro nichts anderes im Sinn hatte, ihr Mann wiederum schien es für ausgemacht zu halten, dass Alessandro es ernst mit einer Beziehung zu ihr meinen könnte. Und warum in aller Welt sollte sie nicht mit ihm in einem Auto fahren?
Flannery schüttelte den Kopf. »Was für ein Durcheinander«, sagte sie unwillkürlich laut.
Alessandro, der neben ihr in dumpfes Brüten verfallen war, schreckte hoch. »Kluge Worte, Gardner«, sagte er. »Sie sind überhaupt ein kluges Mädchen.«
Dann schwieg er wieder, bis sie aus dem Wagen stiegen. Er hielt ihr die Tür auf, geleitete sie ins Haus und küsste ihr in der Halle die Hand. Steif, förmlich, distanziert. »Schlafen Sie gut«, sagte er. »Und bilden Sie sich nichts ein. Was immer heute Abend geschehen ist, hat keinerlei Bedeutung.« Er nickte ihr knapp und nicht besonders freundlich zu und ließ sie stehen.
Flannery stand sprachlos in der Eingangshalle und blickte ihm nach. Ihre Füße taten weh, dumpfe Kopfschmerzen kündigten sich
Weitere Kostenlose Bücher