Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)
Also, wir werden es so drehen. Sie haben Licht in der Hütte gesehen und mich dort gefunden. Als Sie die Waffe in meiner Hand bemerkten, haben Sie sich auf mich gestürzt, mich überrumpelt und gefesselt. Dann wollten Sie gerade die Polizei rufen, als dieser Clown von Chief und Superwoman den ganzen Wirbel veranstaltet haben.«
Sarah hörte ihn schweigend an. Ihr war elend bei dem Gedanken, Hal anlügen zu müssen, aber anders ging es wohl nicht. Je weniger Hal wusste, desto sicherer waren Josh und Sam. Mit neugierigem Blick verrenkte sich Logan den Hals, um durch das kleine Fenster in der Tür zu spähen, durch die Hal und Caitlyn nach draußen gegangen waren.
»Immerhin hat Ihr Chief Geschmack. Habe jahrelang versucht, Caitlyn flachzulegen, aber alles, was ich mir eingehandelt habe, war eine Androhung, mich wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz anzuzeigen. Ob Sie die Mühe wohl wert ist? Ich glaub, wenn die einen Mann erst mal bei den Eiern hat, hat man nicht mehr viel zu melden. Der Chief frisst ihr ja anscheinend schon aus der Hand.«
Logan ließ seinen Blick anzüglich über Sarahs Körper gleiten. Sie fühlte sich schmutzig, klamm, als hätte er Hand an sie gelegt. »Oder lief da was zwischen Ihnen beiden? Hat der Clown etwa den Witwentröster gespielt?«
»Fahren Sie zur Hölle!«
Er lachte. »Hauptsache, Sie halten sich an unsere Abmachung. Rufen Sie Alan an, tun Sie so, als hätte Sam mich angegriffen! Sie haben den Schuss gehört und sind mitten hineingeplatzt. Machen Sie einen auf lieb und unschuldig! Ist bestimmt eine Ihrer leichtesten Übungen.« Er zog die Brauen hoch und grinste anzüglich. »Unser Lieblingsanwalt träumt immer noch davon, bei Ihnen zu landen. Wenn Sie da mitspielen, wird er alles andere vergessen. Machen Sie ihm Versprechungen! Packen Sie ihn bei seinem männlichen Ego! Behaupten Sie, Sam sei Ihnen egal! Es ginge ihnen einzig um Ihren Sohn, und dass Sie alles tun würden, wenn er Ihnen dabei hilft, ihn zurückzubekommen.«
Sarah schluckte. Sie würde alles tun, um Josh wiederzubekommen, aber so zu tun, als hätte sie etwas für Alan übrig, ließ sie schaudern. Er würde sie hundertprozentig durchschauen.
Nein. Sie musste ihn überzeugen. Sarah hob ab und wählte Alans Nummer. Sam und Joshs Leben hing davon ab.
* * *
»Was zum Teufel ist bloß los mit dir?«, fuhr Caitlyn Hal an, sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Du kannst doch die Gefangenen nicht unbeaufsichtigt lassen.«
»Vielleicht ist es Ihnen nicht aufgefallen, Agent Tierney, aber wir sind hier nicht beim FBI . Verschaffen Sie mir ein Budget, mit dem ich alles ordnungsgemäß regeln kann, dann bin ich gerne bereit, das zu tun. Momentan wäre die einzige Alternative, Sarah und Logan ins County-Gefängnis von Plattsburgh zu bringen, und dazu bin ich nicht bereit. Tatsächlich würde ich wetten, dass diese Sache nicht einmal zur Anklage gebracht werden wird.«
Er lehnte sich an die Wand neben der Pinnwand mit den Steckbriefen, als wäre dies nur ein ganz normaler Arbeitstag. Ihr entging jedoch nicht, dass er trotz des entspannten Gesichtsausdrucks immer wieder die Hand öffnete und zur Faust ballte.
»Du bist voreingenommen, weil du mit Sarah Durandt befreundet bist«, entgegnete sie. »Schau mal, Hal, ich mag sie auch. Aber hier stimmt irgendetwas nicht. Und ich vermute, dass sie bis über beide hübsche Ohren mit drinsteckt.«
»Ich kenne Sarah praktisch ihr ganzes Leben. Vertrau mir, sie hatte nichts damit zu tun, was Sam und Josh zugestoßen ist.«
»Was ist mit Logan? Ich habe dir erzählt, was wir in Quantico gefunden haben –«
»Deswegen ist er ja auch derjenige, der hinter Gittern sitzt.« Er stieß sich von der Wand ab und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Bist du sicher, dass es nicht um vorhin geht? Es tut mir leid, wenn ich dich in eine kompromittierende Situation gebracht habe.« Er zupfte am Kragen ihres Hemdes, beugte sich hinunter und küsste sie. »Aber das war es wert, Caitlyn. Jede Minute. Ein kostbares Geschenk, ich bereue nur, dass wir nicht mehr Zeit hatten.«
Gegen ihren Willen geriet Caitlyns Blut bei seiner Berührung in Wallung, doch dann fiel ihr wieder ein, warum sie überhaupt erst nach Hopewell gekommen war. Sie wandte das Gesicht ab, ohne seinen Kuss zu erwidern. Er trat einen Schritt zurück und breitete die Arme aus, wie um sich zu ergeben.
»Na schön, wie du willst. Aber ich habe jedes Wort so gemeint.«
»Mich beunruhigt eher, was du mir
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