Total Control (Das Labyrinth)
wirklich froh, daß du das Lokal ausgesucht hast.«
»Wieso?«
»Wenn’s nach mir gegangen wäre, säßen wir jetzt bei Shoney’s. Aber vielleicht ist es besser so. Ich habe gehört, um diese Jahreszeit soll es verflucht schwierig sein, dort einen Tisch zu kriegen.«
Kichernd trank Hardy seinen Martini aus. »Du willst noch einfach nicht mal eine Scheibe vom guten Leben abhaben, was?«
»Zum Teufel, sicher will ich das - solange ich nicht dafür bezahlen muß. Ich könnte mir denken, daß hier ein Essen für zwei mühelos meine Altersvorsorge verschlingt.«
Die beiden Männer plauderten ein paar Minuten, bis die Kellnerin zurücckam, die Getränke auf den Tisch stellte und sich bereithielt, um die Bestellung entgegenzunehmen.
Sawyer betrachtete die durchaus übersichtliche, leider aber ausschließlich in Französisch gehaltene Speisekarte. Kurz darauf legte er sie auf den Tisch. »Was ist das teuerste Gericht auf der Karte?« fragte er die Kellnerin. Auf französisch ratterte sie eine Speise herunter.
»Ist das richtiges Essen? Keine Schnecken oder ähnlicher Mist?«
Mit hochgezogenen Augenbrauen und gestrenger Miene erklärte sie ihm, daß sich sehr wohl Schnecken auf der Speisekarte befänden und ausgezeichnet schmeckten, das von ihr genannte Gericht jedoch keine Schnecken beinhalte.
Grinsend blickte er zu Hardy und meinte: »Dann nehme ich es.«
Nachdem die Kellnerin gegangen war, verschluckte Sawyer den Kaugummi, griff sich eine Scheibe Brot aus dem Korb, der in der Tischmitte stand, und begann, daran zu kauen. »Also, hast du etwas über RTG herausgefunden?« erkundigte er sich zwischen zwei Bissen.
Hardy legte die Hände auf den Tisch und strich das Leinentischtuch glatt. »Philip Goldman ist RTGs bester Anwalt, und zwar bereits seit Jahren.«
»Kommt dir das nicht merkwürdig vor?«
»Was?«
»Daß RTG auf dieselben Anwälte zurückgreift wie Triton und umgekehrt. Ich meine, ich bin zwar kein Anwalt, aber könnte dadurch nicht einer der beiden mächtig über den Kamm gezogen werden?«
»So simpel ist die Sache nicht, Lee.«
»Himmel, warum überrascht mich das bloß nicht?«
Hardy überging die Bemerkung. »Goldman genießt landesweit höchstes Ansehen und gilt schon seit langem als Eliteanwalt. Triton stellt für Tyler, Stone einen relativ neuen Mandanten dar. Henry Wharton hat Triton an Land gezogen. Damals bestand kein unmittelbarer Interessenskonflikt zwischen den beiden Firmen. Seither gab es einige heikle Fälle, da beide Firmen ihre Geschäftsbereiche ausgeweitet haben. Aber es wurde immer alles ordnungsgemäß geregelt - Mitteilungen wurden verschickt, Verzichtserklärungen unterschrieben, alles streng nach Vorschrift. Tyler, Stone ist eine Topkanzlei, und ich nehme an, keine der beiden Firmen wollte auf deren Erfahrung verzichten. Es braucht seine Zeit, diese Form von Stabilität und Vertrauen aufzubauen.«
»Vertrauen. Das scheint mir in diesem Fall ein sonderbares Wort zu sein.« Sawyer spielte mit den Brotkrümeln herum, während er zuhörte.
»Wie auch immer, durch den Fall CyberCom ergab sich ein direkter Interessenskonflikt. Sowohl RTG als auch Triton wollen CyberCom. Die Anwaltsordnung verbot es Tyler, Stone, beide Mandanten zu vertreten.«
»Also hat man sich für die Vertretung von Triton entschieden. Warum?«
Hardy zuckte die Schultern. »Wharton ist geschäftsführender Partner. Triton ist sein Mandant. Reicht das? Tyler, Stone wollten unter allen Umständen vermeiden, daß beide Firmen in diesem Fall von jemand anderem vertreten wurden. Es wäre zu verlockend für eine andere Kanzlei gewesen, sich die Mandanten ganz unter den Nagel zu reißen.«
»Goldman war wohl nicht sehr erfreut darüber, daß sein Mandant derart abserviert wurde.«
»Nach allem, was ich gehört habe, war er wohl eher mordlüstern, als er es erfuhr.«
»Aber wer garantiert, daß er nicht hinter dem Rücken der Kanzlei für RTG arbeitet, um denen zum Sieg zu verhelfen?«
»Niemand. Nathan Gamble ist kein Dummkopf, er ist sich der Gefahr durchaus bewußt. Und sollte RTG Triton tatsächlich ausstechen - du kannst dir wohl denken, was dann passiert, oder?«
»Laß mich raten: Gamble könnte sich ein paar neue Anwälte suchen?«
Hardy nickte. »Außerdem: Hast du die Schlagzeilen gelesen? Die Kanzlei ist stocksauer auf Sidney Archer. Ich schätze, ihr Arbeitsplatz ist in ernster Gefahr.«
»Nun, die gute Frau ist im Augenblick selbst alles andere als glücklich.«
»Hast du mit ihr
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