Total Control (Das Labyrinth)
machen. Die Diskette kam mit der Post und ist vielleicht beschädigt. Und du weißt, Jeff, was Computer angeht, kann ich dir nie im Leben das Wasser reichen.«
Fisher erstrahlte angesichts der Streicheleinheiten für sein Ego. »Na gut. Dauert nur eine Sekunde.«
Er machte sich daran, die Diskette in den Computer zu schieben.
Sidney legte die Hand auf die seine und hielt ihn zurück. »Jeff, hat dieses Gerät Anschluß ans Internet?«
Er sah zum Computer, dann zurück zu ihr. »Ja. Ich bin bei drei verschiedenen Servern, außerdem habe ich meinen eigenen Zugang, indem ich das MIT als Host benutze. Warum?«
»Könntest du einen Computer nehmen, der nicht am Netz hängt? Ich meine, wenn man online ist, können doch auch andere Leute an Informationen auf der Festplatte herankommen, oder?«
»Ja, das ist eine Straße mit Gegenverkehr. Man kann Dinge versenden, dafür können andere sich hereinhacken. Das ist das Risiko. Ein gewaltiges Risiko, und manchmal frage ich mich, ob es die Sache wert ist.«
»Was meinst du damit?« erkundigte Sidney sich.
»Hast du schon mal was von der Van-Eck-Strahlung gehört?« fragte er. Sidney schüttelte den Kopf. »Eine Art elektromagnetischer Lauschangriff.«
»Was ist das?« fragte Sidney mit verständnislosem Blick.
Fisher drehte sich auf dem Stuhl herum und blickte die verwirrte Anwältin an. »Jeder elektrische Strom erzeugt ein Magnetfeld, daher erzeugen auch Computer Magnetfelder, sogar relativ starke. Diese Strahlen lassen sich mühelos empfangen und aufzeichnen. Darüber hinaus geben Computer zusätzlich digitale Impulse ab. Dieser Monitor« - Fisher deutete auf den Computerbildschirm - »sendet deutliche Videobilder aus, wenn man die entsprechende Empfangsausrüstung hat, die weithin erhältlich ist. Mit einer Richtantenne, einem SchwarzWeiß-Fernseher und Elektronikbauteilen im Wert von ein paar Dollar könnte ich durch die Innenstadt von D.C. fahren und Daten stehlen - von jedem Computernetzwerk jeder Anwaltskanzlei, jedes Steuerberatungsbüros und jeder Regierungseinrichtung der Stadt. Überhaupt kein Problem.«
Sidney wirkte ungläubig. »Willst du damit sagen, daß du etwas sehen kannst, das sich auf einem anderen Bildschirm befindet? Wie ist das möglich?«
»Ganz einfach. Die Formen und Linien auf einem Computerbildschirm setzen sich aus Millionen winziger Pünktchen zusammen, sogenannten Bildelementen - kurz Pixel. Wenn man einen Befehl eingibt, werden Elektronen an die entsprechende Stelle des Bildschirms abgefeuert, wodurch die entsprechenden Pixel erleuchtet werden - als ob man ein Bild malt. Der Monitor muß ständig mit Elektronen versorgt werden, damit die Pixel beleuchtet bleiben. Gleichgültig ob bei einem Computerspiel oder einem Textverarbeitungsprogramm, so werden Dinge auf dem Monitor sichtbar gemacht. Kannst du mir soweit folgen?«
Sidney nickte.
»Gut. Jedesmal wenn Elektronen auf den Monitor abgefeuert werden, senden sie dabei einen elektromagnetischen Hochfrequenzimpuls aus. Ein Fernsehbildschirm kann diese Impulse Pixel für Pixel empfangen. Da aber ein gewöhnlicher Fernseher diese Pixel nicht in geeigneter Form anordnen kann, um das Bild eines Monitors richtig nachzuzeichnen, verwendet man ein künstliches Synchronisationssignal, um eine genaue Wiedergabe zu erzielen.« Fisher hielt inne, um einen Blick auf den Computer zu werfen, dann fuhr er fort. »Drucker? Faxgeräte? Genau dasselbe. Mobiltelefone? Gib mir eine Minute Zeit und einen Scanner, und ich sage dir Seriennummer, sprich ESN, Mobiltelefonnummer, Netzbetreiber und Telefonhersteller. Ich programmiere die Daten in ein anderes Mobiltelefon mit modifizierten Chips und verkaufe Ferngespräche, die dir verrechnet werden. Jede Information, die über einen Computer fließt, ist leicht zu bekommen, sei’s über die Telefonleitung oder durch die Luft. Und was verarbeitet man heutzutage nicht per Computer? Absolut keine Information ist sicher.
Willst du meine Theorie hören? Wegen all der Sicherheitsprobleme werden wir recht bald auf den Gebrauch von Computern verzichten und wieder auf Schreibmaschinen und die >Schneckenpost< zurückgreifen.«
Sidney blickte ihn fragend an.
»Techniker bezeichnen die Post der Vereinigten Staaten abwertend als >Schneckenpost<. Aber wer weiß, vielleicht lacht zuletzt doch noch die Post. Denk an meine Worte. Der Tag wird kommen.«
Plötzlich schoß Sidney ein Gedanke durch den Kopf. »Jeff, was ist mit gewöhnlichen Telefonen? Wie kann es sein, daß
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