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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erstarrten.
    »Ich meine jene Frau, die für alles verantwortlich ist«, antwortete Erzulie Gogol. »Der Herzog hat nicht einmal soviel Verstand wie eine Garnele, Frau Ogg. Ich meine sie. Die Frau mit der Spiegel-Magie. Sie kontrolliert hier alles. Sie hat die Macht. Sie pfuscht am Schicksal herum. Und Frau Wetterwachs kennt sie.«
    Nanny Ogg blinzelte verwirrt.
    »Wovon redet sie, Esme?«
    Oma murmelte etwas.
    »Wie bitte?« fragte Nanny. »Ich habe dich nicht verstanden.«
    Oma Wetterwachs sah auf, und rote Flecken des Zorns leuchteten in ihrem Gesicht.
    »Sie meint meine Schwester, Gytha! Kapiert? Verstehst du jetzt? Hast du gehört? Meine Schwester! Soll ich es noch einmal wiederholen? Du willst wissen, wovon sie redet? Möchtest du, daß ich’s für dich aufschreibe? Meine Schwester! Davon redet sie! Von meiner Schwester!«
     
    »Es sind Schwestern?« fragte Magrat.
    Ihr Tee war kalt.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Ella. »Sie sind sich so … ähnlich. Die meiste Zeit über lassen sie sich nicht blicken. Aber ich fühle, daß sie dauernd beobachten. Das können sie gut – beobachten, meine ich.«
    »Und sie verlangen von dir, die ganze Arbeit zu erledigen?« erkundigte sich Magrat.
    »Nun, ich muß nur für mich selbst und die Bediensteten kochen«, sagte Ella. »Und das Wischen und die Wäsche machen mir nichts aus.«
    »Kochen die Schwestern für sich selbst?«
    »Ich bezweifle es. Sie wandern durchs Haus, wenn ich des Abends zu Bett gegangen bin. Fee Lilith sagt, ich soll gut zu ihnen sein und Mitleid haben, weil sie nicht sprechen können. Außerdem hat sie mir aufgetragen, immer dafür zu sorgen, daß die Speisekammer genug Käse enthält.«
    »Ernähren sie sich hauptsächlich von Käse?« fragte Magrat.
    »Ich glaube nicht«, entgegnete Ella.
    »Nun, dies ist ein ziemlich altes Haus. Ich schätze, hier gibt’s viele Mäuse, die sich über den Käse freuen.«
    »Eine seltsame Sache«, kommentierte Ella. »Ich habe hier nie eine Maus gesehen.«
    Magrat schauderte. Sie fühlte sich plötzlich beobachtet.
    »Warum bleibst du hier? Ich würde einfach fortgehen.«
    »Wohin sollte ich mich wenden? Außerdem finden mich die Schwestern immer. Oder sie schicken die Kutscher und Stallburschen hinter mir her.«
    »Wie schrecklich!«
    »Vielleicht glauben sie, daß ich früher oder später bereit bin, irgend jemanden zu heiraten, nur um nicht mehr wischen und waschen zu müssen«, klagte Ella. »Ha, die Kleidung des Prinzen wird gar nicht gewaschen. Wahrscheinlich verbrennt man sie.«
    »Du möchtest deinen eigenen Weg gehen«, diagnostizierte Magrat und versuchte, ihre Patentochter aufzumuntern. »Du möchtest selbständig sein und dich emanzipieren.«
    »Nein, ich glaube, das möchte ich nicht«, sagte Ella. Sie sprach sehr vorsichtig und befürchtete, es sei eine Sünde, einer Fee zu widersprechen.
    »Doch, so etwas wünschst du dir, tief in deinem Innern«, beharrte Magrat.
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Oh.«
    »Du brauchst niemanden zu heiraten, den du nicht heiraten willst.«
    Ella lehnte sich zurück.
    »Wie gut bist du?« fragte sie.
    »Äh, nun, ich …«
    »Das Hochzeitskleid wurde gestern geliefert«, fuhr Ella fort. »Es befindet sich im großen Zimmer weiter vorn. Dort hängt es, damit’s keine Falten bekommt. Und die Kutsche hat man auf Hochglanz poliert. Und es sind zusätzliche Lakaien eingestellt worden.«
    »Ja, aber vielleicht …«
    »Ich fürchte, ich muß jemanden heiraten, den ich nicht heiraten will«, sagte Ella.
     
    Oma Wetterwachs hatte mit einer unruhigen Wanderung auf der Treibholz-Veranda begonnen. Die ganze Hütte erzitterte im gnadenlosen Takt ihrer Schritte. Die Vibrationen erzeugten komplexe Wellenmuster auf dem schwarzen Wasser.
    »Natürlich erinnerst du dich nicht an sie!« ereiferte sie sich. »Unsere Mama setzte sie vor die Tür, als sie gerade erst ihren dreizehnten Geburtstag hinter sich hatte. Damals waren wir beide klein! Aber ich entsinne mich an die Auseinandersetzungen! Ich hörte die streitenden Stimmen, wenn ich im Bett lag! Meine Schwester war schamlos!«
    »Als wir jünger waren, hast du mich häufig als schamlos bezeichnet«, sagte Nanny.
    Oma zögerte, und ein Teil ihres Zorns wich Verwirrung. Nach einigen Sekunden winkte sie ab.
    »Solche Vorwürfe habe ich immer zu Recht erhoben«, erwiderte sie. »Aber wenigstens hast du bei deinen Schamlosigkeiten nie Magie verwendet, oder?«
    »Das brauchte ich gar nicht«, verkündete Nanny fröhlich. »Ein

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