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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hatten zwölf Jahre.«
    »Ja, das stimmt. Zwölf Jahre.«
    »Und Ella wird die Stadt regieren.«
    »Ja.«
    Im Schuppen kamen Nanny Ogg und die Kutscher prima miteinander aus.
    Der Unterlakai sah zur Wand, lächelte verträumt und sackte in sich zusammen.
    »Das schind die jungen Leute von heute«, sagte der erste Kutscher und bemühte sich, seine Perücke aus dem Krug zu fischen. »Vertragen überhaupt nichts. Kippen sofort um …«
    »Darf’s noch etwas sein, Herr Travis?« fragte Nanny und füllte den Krug. »Ist viel zuviel Luft in dem Ding, meiner Meinung nach.«
    Der erste Lakai räusperte sich. »Ich glaube, wir schollten jetzt die Ku … Kutsche vorbereiten.«
    »Ach, dafür habt ihr noch Zeit genug«, erwiderte Nanny Ogg.
    »Scher großschügig«, lallte der Kutscher. »Ja, wirklich, du bischt scher großschügig …«
     
    Von solchen Kleidern hatte Magrat geträumt. Ganz spät in der Nacht tanzte sie manchmal mit Prinzen. Nicht mit schüchternen, hart arbeitenden Prinzen wie Verence daheim, sondern mit echten Prinzen, zu deren Ausstattung sowohl kristallblaue Augen als auch strahlendweiße Zähne gehörten. Bei diesen Tänzen trug sie derartige Gewänder, und sie paßten.
    Sie betrachtete die gerüschten Ärmel, das bestickte Oberteil und die erlesene weiße Spitze. Eine ganze Welt trennte das Gewand von … Nun, Nanny Ogg nannte es »Magrats«, aber sie meinte Hosen. Aber Hosen konnten sehr praktisch sein.
    Doch was spielte das für eine Rolle?
    Die junge Hexe betrachtete das herrliche Kleid eine Zeitlang.
    Tränen rannen ihr über die Wangen und glitzerten im flackernden Schein des Feuerwerks, als Magrat ihr Messer nahm und damit begann, das prächtige Kleid in kleine Fetzen zu schneiden.
     
    Der Kopf des ersten Kutschers sank auf die Reste der belegten Brote.
    Nanny Ogg erhob sich und schwankte dabei nur ein wenig. Sie nahm die Perücke des jüngsten Lakaien und schob sie sanft unters Haupt des Schlummernden. Dann trat sie nach draußen in die Nacht.
    Neben der Mauer bewegte sich eine Gestalt.
    »Magrat?« flüsterte Nanny.
    »Nanny?«
    »Hast du das Kleid gefunden?«
    »Hast du dich um die Kutscher und Lakaien gekümmert?«
    »Na schön.« Oma Wetterwachs löste sich aus den Schatten. »Dann bleibt nur noch die Kutsche.«
    Auf Zehenspitzen schlich sie zum Wagenschuppen und zog die Tür auf – sie kratzte laut übers Kopfsteinpflaster.
    »Pscht!« zischte Nanny.
    Ein Kerzenstummel ruhte auf dem Fenstersims, daneben lagen Streichhölzer. Magrat entzündete die Kerze.
    Die Kutsche funkelte.
    Sie war übermäßig verziert, als hätte jemand eine ganz normale Kutsche mit einer Menge Goldfarbe und Schnitzwerk bedeckt.
    Oma Wetterwachs betrachtete sie von allen Seiten.
    »Ziemlich protzig«, sagte sie.
    »Eigentlich schade, daß wir sie zertrümmern müssen«, erwiderte Nannytraurig. Sie rollte die Ärmel hoch, überlegte kurz und stopfte den Saum des Rockes in den Schlüpfer.
    »Hier muß irgendwo ein Hammer herumliegen.« Sie wandte sich der Werkbank zu.
    »Das wäre zu laut!« warnte Magrat. »Einen Augenblick …«
    Sie holte den recht einseitig funktionierenden Zauberstab hervor und richtete ihn mit einer energischen Bewegung auf die Kutsche.
    Die Luft geriet in Bewegung, es fauchte leise.
    »Potzblitz!« entfuhr es Nanny Ogg. »Das wäre mir nicht eingefallen.«
    Auf dem Boden lag ein großer, orangefarbener Kürbis.
    »Es war ganz leicht«, sagte Magrat, und ein Hauch von Stolz schwang in ihrer Stimme.
    »Ha!« triumphierte Nanny. »Diese Kutsche rollt nie wieder.«
    »Kannst du das auch mit Pferden anstellen?« fragte Oma Wetterwachs.
    Magrat schüttelte den Kopf. »Das wäre Tierquälerei.«
    »Stimmt, du hast recht.« Oma nickte. »Wir wollen natürlich keine dummen Tiere quälen.«
    Sie öffnete die Boxen, und zwei Hengste sahen die Hexe neugierig an.
    »Lauft los«, sagte Oma Wetterwachs. »Draußen gibt’s irgendwo grüne Weiden oder so.« Sie warf Magrat einen kurzen Blick zu. »Ihr seid jetzt frei und meinetwegen auch epferdizipiert.«
    Die angestrebte Wirkung blieb aus.
    Oma seufzte. Sie kletterte auf die Holzwand zwischen den beiden Boxen, griff mit beiden Händen nach jeweils einem Pferdeohr und zog die Köpfe zu sich heran.
    Dann flüsterte sie etwas.
    Die Hengste sahen sich erstaunt um.
    Sie blickten auf die alte Hexe hinab.
    Oma Wetterwachs lächelte und nickte.
    Eine Sekunde später …
    Pferde können nicht aus dem Stand heraus sofort galoppieren, doch diesen beiden Exemplaren gelang

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