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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Grund eines Ammoniakmeers leben. Offenbar beruht dieses Verhalten auf einem allgemeinen Naturgesetz.
    »Genieß es, solange du kannst«, sagte der zweite Kutscher verdrossen, als sie wieder ernst waren. »Es beginnt mit Küssen und Kuchen und abgeschnittenen Krusten. Und es endet mit gekochtem Schinken, der fast nur aus Speck besteht.«
    »So wie ich die Sache sehe …«, begann der erste Kutscher.
    Es klopfte an der Tür.
    Der Unterlakai bekleidete den niedrigsten Rang. Er stand auf und öffnete.
    »Es ist ein altes Tantchen«, sagte er. »Was willst du, altes Tantchen?«
    »Möchtest du was trinken?« fragte Nanny Ogg. Sie hob einen Krug, den eine sichtbare Wolke aus verdunstendem Alkohol einhüllte. Mit der anderen Hand hob sie eine Tröte zum Mund und blies hinein.
    »Wie bitte?« erwiderte der Lakai.
    »Wirklich schade, daß ihr Jungs arbeiten müßt. Alle anderen feiern. Juhee!«
    »Was geht hier vor?« brummte der erste Kutscher, trat näher – und riß die Augen auf, als die Alkoholwolke seine Nase erreichte. »Bei den Göttern! Was ist das für ein Zeug?«
    »Riecht nach Rum.«
    Der erste Kutscher zögerte. Musik tönte von der Straße, als die ersten Festwagen losrollten. Feuerwerkskörper knallten. Überall erklang vergnügtes Lachen.
    Eine solche Nacht verlangte geradezu, daß man etwas Alkoholisches trank.
    »Was für eine nette alte Dame«, sagte der erste Kutscher.
    Nanny Ogg hob erneut den Krug. »Runter damit und gut gekippt!« verkündete sie.
     
    Es gibt zwei Arten von klassischen Hexen: die komplizierte und die einfache. Die eine Art neigt dazu, ihr Zimmer mit Krimskrams zu füllen, und die andere verzichtet darauf. Magrat gehörte zur ersten Sorte. Sie besaß zum Beispiel eine ganze Sammlung magischer Messer; die Griffe in den richtigen Farben und mit allen erforderlichen Runen.
    Selbst unter der Anleitung von Oma Wetterwachs hatte es Jahre gebraucht, bis sich Magrat der Erkenntnis stellte, daß ein gewöhnliches Brotmesser besser war als alle magischen Vertreter dieses Utensils. Man konnte es nicht nur bei der Magie benutzen, sondern auch zum Brotschneiden.
    In jeder ordentlichen Küche gibt es ein uraltes Messer. Der Griff ist abgescheuert, die Klinge krumm wie eine Banane und so scharf, daß man des Nachts besser darauf verzichten sollte, in die dunkle Schublade zugreifen – genausogut könnte man die Hand nach Äpfeln ausstrecken, die in ein Aquarium voller Piranhas gefallen sind.
    Magrat hatte ihres hinter den Gürtel geschoben. Derzeit befand sie sich etwa neun Meter über dem Boden. Die eine Hand blieb um den Besenstiel geschlossen, während die andere nach einer Regenrinne tastete. Beide Beine baumelten. Mit einem fliegenden Besen sollte Einbrechen eigentlich nicht weiter schwer sein. Doch Magrat hatte gewisse Schwierigkeiten.
    Schließlich schaffte sie es, die Beine ums Regenrohr zu schlingen und sich an einer alten Steinfigur festzuhalten. Die junge Hexe schob ihr Messer zwischen die beiden Hälften des Fensters und hob die kleinen Riegel. Sie keuchte hingebungsvoll, als sie ins Zimmer kletterte, und dort lehnte sie sich keuchend an die Wand. Blaue Lichter glühten und flackerten vor ihren Augen; sie paßten gut zum Krachen der Feuerwerkskörper, die draußen in der Nacht explodierten.
    Oma Wetterwachs hatte sie immer wieder gefragt, ob sie sich wirklich auf so etwas einlassen wollte. Sie bejahte und stellte dabei erstaunt fest, daß es ihr tatsächlich nicht an Entschlossenheit mangelte. Obgleich die Schlangenfrauen vielleicht schon durchs Haus wanderten. Eine Hexe zu sein … Das bedeutete auch, Orte aufzusuchen, die einem nicht gefielen.
    Magrat hob die Lider.
    Mitten in der Kammer stand die Puppe eines Schneiders und trug ein Gewand.
    Eine klatschianische Kerze zerplatzte über Gennua. Grüne und rote Sterne leuchteten in samtener Schwärze, was die mit Edelsteinen geschmückte Seide vor Magrat schimmern ließ.
    Nie zuvor hatte sie ein schöneres Kleid gesehen.
    Sie näherte sich langsam mit trockenem Mund.
     
    Warmer Nebel trieb durch den Sumpf.
    Frau Gogol rührte im großen Topf.
    »Was machen sie jetzt?« fragte Samstag.
    »Sie beenden die Geschichte«, antwortete die Voodoo-Magierin. »Oder sie versuchen es zumindest.«
    Sie stand auf.
    »Wie dem auch sei, es wird Zeit. Gehen wir zur Lichtung.«
    Frau Gogol musterte ihren Begleiter.
    »Hast du Angst?«
    »Ich … weiß, was nachher geschieht«, sagte der Zombie. »Selbst wenn wir gewinnen.«
    »Wir wissen es beide. Aber wir

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