Total verhext
Zauberstab«, stellte Ella fest.
»Manchmal braucht man mehr als nur einen Zauberstab«, sagte Magrat und erhob sich.
»Eins steht fest«, fuhr sie fort. »Dieses Haus gefällt mir ebensowenig wie die Stadt. Ella?«
»Ja?«
»Der Ball findet ohne dich statt. Dafür werde ich sorgen …«
Sie drehte sich um.
»Ich hab’s ja gesagt«, ließ sich Ella vernehmen. »Man hört sie nicht einmal.«
Eine der Schwestern stand oben auf der Treppe, die zur Küche führte. Ihr Blick klebte an Magrat.
Wenn man menschliche Augen mit denen von Tieren vergleichen kann, so hatte Magrat eine direkte geistige Verbindung mit einem kleinen, pelzigen Geschöpf. Sie spürte nun das Entsetzen eines Nagetiers, das mit dem starren Blick des Todes konfrontiert wurde und die stumme Botschaft empfing: Flucht und Widerstand sind sinnlos; finde dich mit dem Unvermeidlichen ab.
Magrat wußte, daß sie überhaupt keine Chance hatte. Die Beine gehorchten ihr nicht mehr. Der Blick schien Befehle direkt in ihr Hirn und Rückgrat zu übermitteln. Das Empfinden absoluter Hilflosigkeit war fast eine Erleichterung.
»Dieses Haus sei gesegnet.«
Die Schwester drehte sich schneller um, als es ein Mensch vermochte.
Oma Wetterwachs stieß die Tür auf. »Ach und herrje«, sagte sie.
»Ja«, sagte Nanny Ogg und kam ebenfalls herein. »Herrje und so.«
»Wir sind nur zwei alte Bettlerinnen«, behauptete Oma und kam mit langen, energischen Schritten herein. »Wir ziehen von Haus zu Haus und betteln«, erklärte Nanny. »Wir sind keineswegs direkt hierhergekommen.«
Sie griffen nach Magrats Ellenbogen und hoben sie hoch.
Oma drehte sich halb um.
»Was ist mit dir, junge Dame?« Ella sah nicht auf. Sie schüttelte einfach nur den Kopf. »Nein. Ich muß hierbleiben.« Oma Wetterwachs kniff die Augen zusammen. »Wie du meinst. Wir alle müssen unseren persönlichen Weg gehen, wie manche Leute glauben. Obwohl ich anderer Ansicht bin. Komm, Gytha.«
»Tschüs!« rief Nanny fröhlich.
Sie drehten sich um.
Die zweite Schwester stand in der Tür.
»Lieber Himmel!« entfuhr es Nanny Ogg. »Habe überhaupt nicht gesehen, wie sie sich bewegt hat.«
»Wir gehen jetzt«, sagte Oma Wetterwachs laut. »Wenn du gestattest, Milädi …«
Sie begegnete dem starren Blick.
Die Luft schien zu knistern.
Nach einigen Sekunden brachte Esme zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Wenn ich ›los‹ sagte Gytha …«
»Ja«, erwiderte Nanny.
Oma tastete nach hinten und fand die gerade von Magrat benutzte Teekanne.
»Fertig, Gytha?«
»Ja, Esme.«
»Los!«
Oma schleuderte das rußgeschwärzte Gefäß, und die Köpfe der beiden Schwestern fuhren herum.
Nanny Ogg zerrte die verwirrte und benommene Magrat Knoblauch durch die Tür. Oma schloß das kleine Portal, als sich die ihr am nächsten stehende Schwester zu spät mit offenem Mund zu ihr drehte.
»Wir haben die junge Dame da drin gelassen!« platzte es aus Nanny heraus, als sie über die Zufahrt liefen.
»Die Schwestern bewachen sie«, entgegnete Oma. »Ihr wird kein Leid geschehen.«
»Ich habe nie zuvor Frauen mit solchen Zähnen gesehen!« staunte Nanny.
»Es sind gar keine Frauen, sondern Schlangen!«
Sie erreichten die relative Sicherheit der Straße und lehnten sich an eine Mauer.
»Schlangen?« schnaufte Nanny. Magrat öffnete die Augen.
»Lily steckt dahinter«, erklärte Oma. »Mit solchen Dingen kannte sie sich schon damals gut aus.«
»Meinst du richtige Schlangen?«
»Ja«, bestätigte Oma Wetterwachs düster. »Solche Freundschaften schloß Lily immer schnell.«
»Potzblitz! Ich wäre nicht imstande, Schlangen eine menschliche Gestalt zu geben.«
»Früher hielten ihre Verwandlungen nur für wenige Sekunden stand. Aber jetzt steht ihr die Spiegel-Magie zur Verfügung.«
»Ich … ich …«, stotterte Magrat.
»Oh, mit dir ist alles in Ordnung«, versicherte ihr Nanny. Sie sah zu Oma Wetterwachs.
»Selbst wenn dem Mädchen keine unmittelbare Gefahr droht … Wir sollten es nicht in einem Haus lassen, in dem Schlangen umherlaufen und sich für Menschen halten.«
»Es ist noch viel schlimmer«, sagte Oma. »Sie laufen umher und halten sich für Schlangen.«
»Wie auch immer. Du hast nie so etwas angestellt. Wem die einen Denkzettel verpaßt, der vergißt für ein paar Tage, wer er ist.«
»Ich bin eben die Gute«, meinte Oma, und in ihrer Stimme schwang ein Hauch Bitterkeit.
Magrat schauderte.
»Befreien wir die Braut?« fragte Nanny.
»Noch nicht«, antwortete Esme. »Wir
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