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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Auserkorenen meiner Schwester zu lesen. Bevor Sie vorbeigekommen sind, hatte ich den Umschlag über einen dampfenden Topf gehalten, damit der Klebeverschluss sich löste, den Inhalt kopiert und dann wieder verschlossen.«
    » Und? Was war drin?«
    » Das Manuskript des Sonetts, Commissaire. Aber kein Original, eine simple Fotokopie. Ich habe die Fotokopie fotokopiert.«
    » Holen Sie das mal her.«
    Auf dem Weg zurück zu ihr sah Viviane ihn mit den anderen Männern der Truppe leise sprechen. Sie verheimlichten etwas vor ihr.
    Endlich betrat er wieder ihr Büro, und sie sah sich das Blatt an, ohne genau zu wissen, wonach sie suchen sollte. Die Schrift war alt, mit großen geschwungenen Schnörkeln. Das Papier sah abgewetzt aus, mit kleinen Flecken im Hintergrund. » Ist es das, was Sie gestern gelesen haben? Und war Ihnen das nicht peinlich, so einen Text vor aller Welt vorzulesen?«
    » Aber Commissaire, das ist doch nicht schlimmer als das, was ein zehnjähriges Kind zur Primetime im Fernsehen sehen kann.«
    » Doch doch, Geschichten von Lesben, schwarzen und jüdischen Frauen, und außerdem noch von Religion, bringen schnell Probleme mit sich. Was hat es eigentlich mit diesem spaltbreit geöffneten Tempel auf sich?«
    » Oh, Commissaire, muss wirklich ich, als Mann, Ihnen das erklären? Der Tempel einer Frau… ein geschützter Ort, an den nur die Getreuen geladen werden, äh, verstehen Sie, was ich meine? Nun, dieser Tempel öffnet seine Tore manchmal einen Spaltbreit.«
    Monot warf ihr ein Lächeln zu, das sie vor Scham erröten ließ. Er schaute sie genauso an wie dieser Dreckskerl von Ludovic, als es Ludovic noch gab. Ein mieser Ausdruck von Überheblichkeit und Mitleid. Dafür würde er büßen.
    » Jedenfalls haben Sie das gestern schön gelesen, Lieutenant.«
    Der junge Monot plusterte sich auf, gleich würde er gurren wie ein Täubchen, der Kleine.
    Sie fuhr fort: » Nur eine Frage: Finden Sie das normal, Beweisstücke zu öffnen, um Ihre Show vor Kameras abzuziehen?«
    » Aber Commissaire, die Journalisten waren da, der Sekretär der Académie hatte ihnen gesagt, wo Sie zu finden waren. Sie waren nicht erreichbar, und ich dachte, man müsse das Recht auf Informationsfreiheit respektieren.«
    » Da haben Sie falsch gedacht, Monot. Im Strafrecht gibt es kein Recht auf Informationsfreiheit. Das ist eine Erfindung der Journalisten, dieses Recht, Ihren Kühlschrank durchwühlen zu können, um den Inhalt in den Blechnapf ihrer bulimischen Kunden zu schütten.«
    » Aber Commissaire, so kann man heutzutage nicht mehr denken. Man muss die Zeichen der Zeit erkennen.«
    » Sie haben ganz recht, gehen Sie zur Schutzpolizei, da können Sie die Zeichen der Zeit besser erkennen. Schreiben Sie mir einen Antrag auf Versetzung, ich werde ihn unterstützen und Sie für die Verkehrspolizei empfehlen. Da können Sie an den Kreuzungen Zeichen haben, so viel Sie wollen.«
    Das Klingeln des Handys unterbrach ihren Wutausbruch. Es war der allmächtige leitende Kriminaldirektor. Er wusste, dass er im Hauptkommissariat von allen der Allmächtige gerufen wurde, er fand das lustig. Er fand überhaupt alles komisch. » Ah, meine kleine Viviane…«
    Commissaire Lancier hieß, es war jemand in seinem Büro. War er allein, sagte er meine kleine Viviane, wie damals, als sie als Praktikantin in Marseille für ihn arbeitete.
    Er fuhr zärtlich fort: » Ich bin froh, mit Ihnen sprechen zu können. Ich hatte befürchtet, Sie müssten Ihr Handy im Krankenhaus ausschalten. Froh vor allem, dass Sie noch unter den Lebenden sind.«
    » Im Krankenhaus, Herr Kriminaldirektor?«
    » Ja, ich habe das in 20 minutes gelesen. Dann sind Sie also gesund und munter?«
    » Aber, Herr Kriminaldirektor, wovon sprechen Sie?«
    » Von dem Vergiftungsversuch, dem Sie gerade entkommen sind.«
    Sie hörte einen entfernt klingenden Dialog, die Stimme des Allmächtigen, der » Natürlich, geben Sie ihn mir« antwortete und dann sagte: » Entschuldigen Sie, Commissaire Lancier, ein dringender Anruf auf der anderen Leitung, ich rufe Sie zurück.«

Kapitel 5
    Viviane rief Lieutenant Monot zu sich zurück.
    » Da Sie noch in meinen Diensten stehen, holen Sie mir die Ausgabe der 20 minutes.«
    Der Lieutenant kam bald wieder, mit gesenktem Kopf. » Ich erkläre Ihnen das, Commissaire.«
    » Seien Sie ruhig, lassen Sie mich lesen.«
    Mit der Überschrift » Tödliches Sonett« beschrieb der Artikel den Versuch, Kommissarin Viviane Lancier zu vergiften, jene Kommissarin,

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