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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Kommissarin Viviane Lancier als Vorbild zitiert und einen Applaus für dieses heldenhafte Opfer eines kriminellen Vergiftungsanschlags eingefordert. Zum Schluss sei er von France3 interviewt worden und dabei auf diese junge Kommissarin zurückgekommen, die in diesem Fall mit dem Gedicht gegen den Tod kämpfte. Er habe versprochen, dass man die Schuldigen finden würde und daraus sein persönliches Anliegen gemacht– das machte er immer so: Jeder Fall, der einige Millionen Wähler interessieren könnte, wurde vom Premierminister zu seinem persönlichen Anliegen gemacht.
    » Herr Kriminaldirektor, darf ich Sie unterbrechen, aber das ist ein Schuss in die falsche Richtung. Ein Fehler der Presse: Es handelt sich um eine einfache Lebensmittelvergiftung, ich bin schon wieder zurück auf meinem Posten.«
    Der Allmächtige gönnte sich eine lange Pause des Nachdenkens und legte dann dar, jedes Wort betonend, dass es sich, nein, nicht um einen Fehler seitens der Presse handeln könne. Die Presse hasse es, Fehler zu machen. Tue sie es dennoch, ließe sie sich die Fehler teuer bezahlen. Würde man die Information korrigieren, riskiere man, den Premierminister in eine delikate Lage zu bringen, und die satirische Wochenzeitung, der Canard enchaîné, hätte etwas zu lachen. Das käme nicht infrage. Der Allmächtige redete ihr süßlich zu: » Geben Sie sich einen Ruck, Viviane, schauen wir uns diese Geschichte noch einmal ganz unbefangen an: Wenn – ich sage wenn– man Sie vergiftet hätte, wie wäre das dann vor sich gegangen?«
    Die Kommissarin berichtete ihm ausführlich von der widerlichen Paella, von Escoubets Aufbruch, und der Allmächtige schien sich brennend dafür zu interessieren. Er wollte Details, fragte nach ihren Leiden in der Nacht, und Viviane erinnerte sich daran, dass ihr Kriminaldirektor ein begeisterter Toxikologe war.
    Dementsprechend fachmännisch schloss er: » Nun, meine kleine Viviane, Ihr Fehler im Urteil liegt auf der Hand. Ein Krimineller, der Ihnen gefolgt ist, hat getan, als warte er, und sich im Restaurant vor Ihren Tisch gestellt. Er hat die Tatsache genutzt, dass Sie kurz hinausgegangen und Escoubet nachgelaufen sind, um das Gift schnell über Ihr Essen zu kippen. Aber Sie hatten verdammt viel Glück: Das Gift war falsch dosiert, Sie haben die Paella kaum angerührt und verfügen über eine gute Gesundheit. Also haben Sie überlebt.«
    » Herr Kriminaldirektor, ich versichere Ihnen, ich war einfach nur krank.«
    » Vergiftet, sage ich Ihnen. Im Übrigen kann ich Ihnen auch sagen, dass Sie mit Rizin vergiftet wurden, die Symptome sind eindeutig: Ich höre Sie sogar husten. Rizin ist furchtbar, es ist sechstausendmal giftiger als Cyanide und zwölftausendmal giftiger als das Gift einer Klapperschlange. Sie haben Glück, dass Sie das überlebt haben!«
    » Aber Herr Kriminaldirektor, warum sollte mich jemand vergiften wollen?«
    » Haben Sie die Zeitung nicht gelesen? Weil Sie an dem Fall des Sonetts arbeiten, das man der Académie gebracht hat! Ein Mord– so geheimnisvoll wie das Sonett selbst, sehr schöner Fall, den Medien wird das gefallen, der Öffentlichkeit auch. Haben Sie mich verstanden, Viviane, man hat Sie vergiftet und basta, Sie werden doch nicht meinem Urteil widersprechen! Das wird von nun an die offizielle Version sein, die Sie vor den Medien und vor Ihren Männern vertreten werden, und Sie würden mir einen Gefallen tun, nicht davon abzurücken.«
    » Wenn das so ist, müsste der Fall eigentlich an das Sonderdezernat für Schwerverbrechen vom Quai des Orfèvres gehen. Soll ich die Geschichte vor denen auch so vertreten?«
    Wieder langes Schweigen und noch längeres Nachdenken. Viviane hörte den Allmächtigen atmen. Er schien genervt, ziemlich genervt. » Nein, Viviane, das wird nicht nötig sein. Je weniger Leute an dem Fall dran sind, desto besser. Da Sie persönlich davon betroffen sind, möchte ich, dass der Fall bei Ihnen bleibt. Setzen Sie nicht zu viele Leute daran, verstehen Sie?«
    » Man könnte die Truppe aus dem Großraumbüro, das direkt an mein Büro grenzt, damit beauftragen. Sieben Leute.«
    » Sehr gut, sehr gut! Und jetzt an die Arbeit! Und werden Sie schnell gesund.«
    Viviane rief ihre Männer zu sich. In wenigen Worten schilderte sie ihnen die neu gewonnene Wahrheit, wobei sie einen ernsten Ausdruck annahm: Der Allmächtige habe ihr soeben seine Zustimmung erteilt, es sei an der Zeit, ihnen alles zu sagen, sie bestätigte, dass man tatsächlich versucht habe,

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