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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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auf der Pressekonferenz.«
    Der Lieutenant schien ein wenig enttäuscht. Er hatte sich doch eine Belohnung verdient.
    » Sie haben mir erzählt, dass Sie eine Freundin, beziehungsweise Ihre Freundin, bei 20 minutes haben. Rufen Sie sie an und lassen Sie die Bombe platzen. Ach, wo wir schon beim Thema sind: Ziehen Sie morgen Ihr Ralph- Lauren-Hemd und Ihr schwarzes Jackett an, für die gibt es Arbeit.«

Kapitel 7
    Montag, 28 . Januar
    Lieutenant Monot betrat das Großraumbüro kurz vor dem Mittagessen mit müdem Blick und ging in das Büro der Kommissarin. » Soll ich Ihnen berichten?«
    » Es gibt doch nichts Dringendes? Kann das bis heute Nachmittag warten?«
    Viviane fing den Blick auf, den Monot ihr zugeworfen hatte. Er hatte ihr die Freude verdorben: Sie hatte es geschafft, in ihr kleines Caroll-Kostüm zu steigen, aber Monot bemerkte wohl, dass es sie etwas einzwängte.
    Sie hatte genügend Arbeit, um nicht mehr daran zu denken. Die Situation im chinesischen Viertel spitzte sich zu: Der Inhaber eines Restaurants war mit einem Stahldraht erwürgt worden. Seine völlig verängstigte Witwe behauptete, es sei ein Unfall gewesen, der sich ereignet habe, als er gebratenen Reis zubereitete. Sie würde niemals reden, und Viviane wusste nicht, wie sie die Sache anpacken sollte, die langsam immer heikler wurde. Sie musste den Fall an den Quai des Orfèvres weiterleiten, wo es Capitaine De Bussche, der sich damit befasste, schwerfallen würde, das zu glauben.
    De Bussche war ein guter Typ, sehr gewissenhaft. Als er in die 3. Abteilung der Kriminalpolizei berufen wurde, konnte er nicht zwischen einem Nem und einer Frühlingsrolle unterscheiden. Heute konnte er aus dem Kopf die Karte von China und Vietnam zeichnen und sogar die des 13. Arrondissement. Er war mit einer Chinesin liiert und verstand auch schon etwas Mandarin.
    Monot schlich um Vivianes Büro herum. Sie war äußerst gereizt und wollte nichts mehr von dem Sonett hören.
    Als er am Nachmittag noch einmal den Versuch wagte, in ihr Büro vorzudringen, wich sie ihm aus. » Lassen Sie uns das heute Abend besprechen, Monot. Da werden wir mehr Ruhe haben. Bis dahin schreiben Sie mir alles noch mal klar auf. Was Sie festgestellt haben, was man unternehmen könnte, so in der Art.«
    Der Lieutenant lächelte, er hatte verstanden. Er hatte Glück: Sie, sie hatte nichts verstanden.
    Um siebzehn Uhr dreißig erhob sie sich. » Gehen wir, Monot?«
    Das hatte ganz unbesorgt klingen sollen, war ihr aber gründlich misslungen: Die ganze Mannschaft reckte den Hals.
    » Sie gehen mit Monot zur Presseversammlung?«, fragte Capitaine De Bussche, als ob diese Vorstellung grotesk wäre. Monot?
    » Diese Versammlungen sind Teil seiner Ausbildung , u nd schließlich sitzt er an diesem Fall, da kann er nützlich sein. Schlimmstenfalls kann er uns die Poesie vorlesen.«
    Sie wollte sich korrigieren und zögerte, ihr war aufgefallen, dass Monot nie Poesie sondern Gedicht sagte. Und meistens Sonett. Sie hatte siebenunddreißig Jahre gelebt, ohne sich über diese feinen Unterschiede Gedanken zu machen, und es war ihr dabei nicht schlecht ergangen. In einigen Wochen würde sie das alles vergessen haben.
    Sie saßen jetzt in ihrem Clio, jetzt konnte sie nicht mehr ausweichen. » Also, Monot, wo sollen wir anfangen?«
    » Mit dem Sonett. Ich habe lange mit Saint-Croÿ diskutiert, er denkt, dass es wirklich von Baudelaire ist. Möchten Sie wissen, warum?«
    » Ich habe volles Vertrauen in Sie. Könnten Sie das auf der Pressekonferenz erklären? Aber kurz, keine Literatur, verstehen Sie? Und weiter?«
    » Die Sache von gestern Abend. Die Spurensicherung war da: keine Fingerabdrücke auf dem Fenstergriff im Treppenhaus. Man hat die abgefeuerte Kugel in einem Buch in der Bibliothek gefunden. Sie wird untersucht. Ich habe alle Nachbarn im Haus befragt. Dort leben nur Alte, und an diesem Abend waren alle zu Hause, ihre Aussagen decken sich: ein Schuss, der Schrei von Saint-Croÿ, der Gang ins Treppenhaus, das Rufen auf der Treppe. Der Nachbar vom dritten Stock hat seine Tür geöffnet, sich aber nicht hinuntergetraut. Er hat niemanden gesehen, nur Joa, als Saint-Croÿ nach ihr rief.«
    » Und Saint-Croÿ– geht es ihm besser?«
    » Er hat Angst. Man hat einmal versucht ihn umzubringen, es kann jederzeit noch mal passieren. Er hat sich bei einem Cousin in Versailles verkrochen, Joa begleitet ihn. Seine Kinder hat er in Paris gelassen und mir seine Handynummer gegeben.«
    » Haben Sie mit seinen

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