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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Gabardinemantel angezogen, der gut geschnitten war und sie schlank machte. Sie kam gleichzeitig mit ihrem lebhaften Lieutenant beim Restaurant an, der in seinem großen schwarzen Mantel wie ein Bankier aussah.
    Das Dekor war modern, keine goldenen Buddhas, keine süßliche Musik, die Karte war reich an blumigen Kommentaren. Sie fühlte sich gut. Monot entschied sich für eine Hühnersuppe mit Thai-Ingwer und Kokos. Es hieß, in Anführungsstrichen, der Ingwer sei sehr » energetisch«, wovon der Lieutenant sich selbst überzeugen wollte. Um nicht zurückzustehen, wählte Viviane einen Bananenblüten-Salat mit Hühnchen. Der Kommentar erklärte, dass die Bananenblüte bei der Hochzeitszeremonie der Khmer eine wichtige Rolle spiele: Die jungen Eheleute tunkten einige ihrer Haarsträhnen in parfümiertes Wasser, das solle Glück bringen. Alles war bezaubernd. Sie bestellten weitere Gänge und hielten sich dabei an die Legenden, sie entschied sich für frischen Wasserspinat aus dem Wok und Monot für ein Sambo Kuoco mit Schwein, auch das gewürzt mit Thai-Ingwer. Sie kicherten wie Studenten. Viviane entspannte sich. Warum war das Leben nicht immer so? Ganz einfach, weil sie seine Chefin war, was sie gerade im Begriff war zu vergessen.
    Sie wollte wissen, warum Monot diesen Beruf gewählt hatte, und er beschrieb ihr mit Begeisterung sein Bedürfnis nach Heldentum. Er war wirklich ein kleiner Junge.
    » Wenn ich Steuerprüfer wäre, könnte ich mir nicht vorstellen, meiner Frau den Tag zu erzählen. Ein Bulle dagegen, der führt ein aufregendes Leben. Und selbst wenn es das nicht ist, ist es immer noch schön, davon zu erzählen.«
    Boten ihre Tage als Kommissarin ihr ein aufregendes Leben? Viviane wollte ihren Assistenten nicht in seiner Begeisterung bremsen. Er war so rührend. » Woher wussten Sie, dass es schön ist, davon zu erzählen? Haben Sie Polizisten in der Familie?«
    Er machte ein finsteres Gesicht. » Mein Vater war Brigadier. Ich war zwölf Jahre, als er wegen einer Korruptionsgeschichte suspendiert wurde. Er hat sich umgebracht.«
    Das folgende Schweigen war so zäh wie eine Portion Klebereis. Wovon konnte man jetzt noch sprechen? Viviane erzählte von ein paar Fällen ohne besonderen Reiz, Bullengeschichten, die die Unterhaltung in Gang hielten.
    Monot hörte höchstens aus Höflichkeit zu. Viviane begriff, dass er von einem ganz anderen Fall reden wollte, von seinem.
    » Was mich entmutigt, Commissaire, ist, dass wir umso mehr Ärger haben, je weiter wir mit den Ermittlungen kommen. Als ob wir die Pilotfische wären und der Mörder uns nur folgen müsste, um zu wissen, wo er zuschlagen muss. Als wollte er Aussätzige aus uns machen. Vielleicht ist es jemand, der Sie hasst, Ihnen die Karriere vermiesen will. Haben Sie daran gedacht?«
    Ja, Viviane dachte daran, sogar mehr und mehr. Aber diese Hypothese machte ihr noch mehr Angst als die von dem Spinner. Sie hatte keine Lust, darüber zu sprechen, nicht einmal mit Monot. Sie schlug vor zu gehen, ohne Nachtisch, der Lieutenant schaute etwas enttäuscht drein.
    Als die Rechnung kam, erinnerte er sie an den eigentlichen Grund dieses Essens: » Sie wollten meinen ersten Monat bei der Kripo mit mir besprechen. Sie haben gar nichts gesagt, sind Sie zufrieden mit mir?«
    Die Kommissarin hatte das ganz vergessen. Monot war noch ein Anfänger. Sie war sehr überrascht von der Schnelligkeit, mit der er seinen Platz gefunden hatte, sie war zufrieden mit ihm und sagte ihm das, um des Vergnügens willen, ihn erröten zu sehen.

Kapitel 15
    Viviane und Monot gingen die Avenue de Choisy hinauf, als ein orangefarbenes Motorrad ihren Weg in der Nacht kreuzte. Der Fahrer streckte seinen Arm aus, wie um auf sie zu zeigen, der Beifahrer tat es ihm nach. Er aber tat es, um einen Revolver auf sie zu richten.
    Das war der Moment, in dem Vivianes Knöchel auf dem Pfennigabsatz umknickte. Monot beugte sich zu ihr, um sie am Arm festzuhalten. Ihr ganzes Leben lang würde die Kommissarin diese Highheels aufbewahren, denn im selben Moment hatte der Beifahrer zwei Schüsse abgefeuert, genau über ihren Köpfen.
    Das Motorrad fuhr geradeaus weiter, weil ein Bus dicht hinter ihm fuhr und es daran hinderte sofort umzudrehen. Viviane und Monot waren unversehrt, aber wie lange noch?
    » Ich habe meine Dienstwaffe zu Hause gelassen, Monot. Haben Sie Ihre dabei?«
    Der Lieutenant, genau so eitel wie sie, hatte sich nicht damit belastet. Sie mussten sich etwas anderes überlegen. Auf der

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