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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Avenue de Choisy aß? Vielleicht hatten sie einfach an der Ecke der Rue Simenon gewartet. Vielleicht warteten sie jetzt noch da. Wusste man, wo sie wohnte?
    » Monot, ich werde im Hotel schlafen. Macht es Ihnen etwas aus, mich zu begleiten?«
    Sie hielt ein Taxi an und bat es, sie vor dem Kommissariat abzusetzen. Direkt nebenan war das Hotel Campanile, wo man sich, mit etwas Fantasie, wie auf dem Land fühlte, weitab von der Stadt und ihrer Raserei.
    Der Rezeptionist sah sie ohne Gepäck kommen und warf ihnen ein komplizenhaftes Lächeln zu. » Ein Zimmer für zwei, nehme ich an?«
    » Nein, ich muss zur Strafe ganz alleine schlafen.«
    Sie hatte das im Scherz gesagt, aber als Monot sie dort stehen ließ, ohne ein Abschiedsküsschen, als sie ihn mit seinen energetischen Ingwerreserven weggehen sah, da kam sie sich plötzlich wirklich wie bestraft vor.
    Viviane musste sich jetzt dem schmerzlichsten Moment stellen: Schweren Herzens rief sie Capitaine De Bussche zu Hause an. In wenigen Sekunden würde sie wissen, wer von ihren Männern der Judas war. » Es ist sehr wichtig, Capitaine: Haben Sie irgendjemandem den Namen des Restaurants gesagt, wo ich den Abend verbracht habe?«
    » Oh, gesagt ist übertrieben, Commissaire. Aber ich habe es im Kommissariat erzählt. Wir mussten alle darüber lachen, ohne böse Hintergedanken. Warum? Gibt es ein Problem?«
    Das Problem war, dass doch jemand mit bösen Hintergedanken darüber gelacht hatte. Sie grübelte darüber und konnte nicht einschlafen. Man schläft schlecht in Hotels, vor allem, nachdem ein Revolverlauf auf einen gerichtet worden war.
    Sonntag, 17 . Februar
    Viviane rief den Allmächtigen auf seinem Handy an. Sie hatte das noch nie gewagt, aber man ließ sich auch nicht alle Abende ermorden. Er hörte ihr zu und atmete dabei schwer, wahrscheinlich ging er gerade spazieren. Oder versuchte er sich etwa bei Aktivitäten unter der Bettdecke? Nein, ein Bellen mischte sich ins Gespräch, zu weit weg, um aus einem Zimmer zu kommen: Er ging mit seiner Cockerspaniel-Hündin im Wald spazieren.
    Viviane berichtete ihm von ihrem Abend. Der Allmächtige antwortete nicht, außer um den Bericht mit » Darling, nicht die Dame beißen«, » Darling, bei Fuß«, » Darling, hier, leg ab!« zu unterbrechen. Verstand er, dass man ihm gerade von einem Attentat auf einen Offizier berichtete?
    Ja, denn endlich sprach er. Das schwere Atmen setzte aus, Darling schien einen adäquaten Ort für den eigentlichen Grund dieses Spaziergangs gefunden zu haben. » Also, Viviane, meine Meinung ist klar– nein Darling, auf dem Weg, nicht ins Gras, schmutziges Mädchen–, Sie sind in Gefahr, mehr denn je. Und Monot ebenfalls. Holen Sie Ihre Sachen unter Polizeischutz– nein, Madame, meine Hündin ist nicht widerlich– und richten Sie sich in diesem Hotel ein, dasselbe gilt für Monot– hier, braves Mädchen–, ob das nicht zu teuer ist? Die Rechnung geht aufs Haus, versteht sich– beruhigen Sie sich, ich bin auch nicht widerlich, ich habe eine Plastiktüte dabei–, wir werden den Hoteleingang von zwei Männern in Zivil bewachen lassen– natürlich sammle ich das auf, bist du fertig, Darling?–, ich möchte Sie bitten– so, sind Sie nun zufrieden?–, sehr vorsichtig zu sein, bevor Sie sich auf neue Kontakte einlassen– so, jetzt ist es gut, geh spielen–, nein, ich spreche nicht mit Ihnen, Madame. Auch nicht mit Ihnen, Viviane, sondern mit Darling, geh, lauf, meine Gute, ärgere nicht den Monsieur, entschuldigen Sie, sie ist verspielt. Und natürlich kein Wort an die Presse.«
    Kein Wort? Ein Anschlag auf zwei Bullen, war das ein Tabuthema?
    Montag, 18 . Februar
    Monot hatte alle Protagonisten des Sonett-Falls angerufen, um zu herauszufinden, was sie gerade taten, als man Joa vor die Metro geschubst hatte. Fast alle waren allein zu Hause gewesen und nicht vor die Tür gegangen. Aber zwei von ihnen hatten ein solideres Alibi. Xavier Baudelaire hatte mit dem Fahrradhändler von Beuzeville über Sonderausrüstungen gesprochen. Und Louis Saint-Croÿ hatte sich zu dem Zeitpunkt von einem Radio-Journalisten interviewen lassen.
    Monot hatte diese Fakten alle auf einer großen Tafel festgehalten, die er Viviane zeigte. » Das ist merkwürdig, im Fall von Madame Blum hatten sie alle ein wasserdichtes Alibi bis auf Baudelaire, Saint-Croÿ und Joa. Hier ist es genau das Gegenteil. Als mache sich jemand einen Spaß daraus, uns an der Nase herumzuführen.«
    Ja, das war merkwürdig. Aber welchen

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