Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)
Ihnen kommen können, dann gehen Sie zu ihnen.«
Viviane bestätigte dies mit einem »Ach, wirklich« und Priscilla gab auf. » Ich muss auflegen. Geben Sie Augustin ein Küsschen von mir.«
Viviane legte auf. Sie rief Monot in ihr Büro. » Beugen Sie sich mal vor, Augustin, ich habe eine Nachricht für Sie, von Priscilla.«
Er beugte sich hinunter, ängstlich, und Viviane küsste ihn mütterlich auf die Stirn.
Mittwoch, 20 . Februar
Die Absage der Pressekonferenzen hatte die Medien nicht gestört. Ihre Berichte konnten sie sehr gut ohne die Hilfe der Polizei unterfüttern. Xavier Baudelaire hatte es vorgemacht, und nun wimmelte es von Interviews mit den Protagonisten. Man stellte ihnen stets dieselben Fragen, sie gaben stets dieselben Antworten. Wie bei Fernsehsendungen, in denen alte Schauspieler gebeten wurden, die ewig gleichen Anekdoten zu erzählen, die jeder schon auswendig kannte, es war ja gerade diese Wiederholung, die das Vergnügen ausmachte. Xavier Baudelaire war der Gefragteste, man wurde nicht müde, ihn von der Palette seiner Lecksteine erzählen zu lassen, wonniglich lenkte man das Gespräch auf Kill Mouch’, » Lassen Sie Ihre Kühe am Algen-Leckstein lecken, und sagen Sie Adieu zu den Fliegen und Zecken.«
Trotzdem einige Neuerungen: Christophe Le Marrec kündigte an, er werde die Nachfolge von Astrid Carthago antreten. Er sei ihr Schüler gewesen, Astrid habe ihn die Techniken der Kommunikation mit dem Äther gelehrt. Er entschließe sich dazu, weil viele treue Kunden ihn darum gebeten hätten. Er ließ sich Meister nennen und posierte für Fotos vor seinem mit » Christus Carthago« gravierten Schild. Patricia Mesneux ließ verkünden, dass die Hefte ihres lieben Pascal voller Enthüllungen seien, mehr könne sie dazu nicht sagen. Gary erklärte, dass er sich ganz einfach dazu entschlossen habe, eine » Medienkarriere zu starten«. Selbstverständlich nehme er diese Berufung aus Treue zum väterlichen Erbe an. Pascal Mesneux sei schließlich ein unglaublicher Showman gewesen, ein Freigeist, der allen Schülern deutlich in Erinnerung geblieben sei. So stand es in den Zeitungen, es musste wahr sein. Es würde wahr werden.
Monot und Viviane aßen an diesem Abend im Hotelrestaurant. Diese Mahlzeiten bekamen der Kommissarin gut. Wenn sie ihr Essen vor den Augen ihres Assistenten bestellte, fühlte sie sich zu einer gewissen Zurückhaltung genötigt. Sie lebte jetzt nach der Dukan-Diät, wollte aber nicht, dass er es bemerkte. Sie war noch in Phase1 und hielt sich an rotes Fleisch und Fisch, die sie ganz beiläufig auswählte, als folgte sie einer Laune.
Sie aß gerade ihren Joghurt, als Monot sich mit der Faust in die Hand schlug. » Oh, ich hatte es fast vergessen, Sie sollen Priscilla anrufen.«
Viviane behauptete, ihr Handy im Zimmer gelassen zu haben, diese blasierte Pute würde ihr nicht dieses Tête-à-Tête vermiesen. Monot gab ihr seins. Ihr fiel auf, dass die Pressetante unter Priscilla eingespeichert war und nicht unter Smet, dieses Detail bekümmerte sie. Aber sehr viel weniger als die Neuigkeit, die sie dreißig Sekunden später erhielt: Diese böse Fee hatte von France2 einen Extra-Abend zu dem Sonett erhalten. Man widmete ihm die Sendung Dîners en ville, wo sich normalerweise kurzlebige Persönlichkeiten um einen leckeren Tisch versammelten, um noch kurzlebigere Probleme zu besprechen. Dieses Mal sollte der Gastgeber, Jean-Pierre Lavenu, alle Überlebenden dieses Falls einladen.
» Aber das kommt überhaupt nicht infrage, wegen der Sicherheitsvorkehrungen.«
» Die Sicherheit? Die organisieren Sie, wie Sie möchten, Commissaire. Es wird ja nicht in einem Restaurant gedreht, sondern in einem versteckten Studio in Aubervilliers unter den wachsamen Augen Ihrer Truppe.«
» Und das Essen? Man könnte versuchen, uns zu vergiften.«
» Auch das soll von Ihren Leuten organisiert werden: Sie bestellen, bringen es, und die Produktion bezahlt.«
» Ich werde mit unserem Direktor darüber sprechen, er wird nicht einverstanden sein.«
» Doch, wird er: Der Minister hält das für eine vorzügliche Idee.« Sie ließ ein »ciaaaao« so lang wie ein Messerstich ertönen und legte auf.
Monot fand das alles sehr witzig, als Viviane es ihm erzählte. Er hatte sich etwas sehr Kindliches bewahrt, das machte seinen Charme aus.
Sie gingen zu den Fahrstühlen, um zu ihren Zimmern zu gelangen wie jeden Abend. Übrigens hinterließ das bei Viviane jedes Mal ein sonderbares Gefühl.
Aber
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