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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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fortgehen sehen. Ich bin kein guter Schütze und habe mich nicht getraut sofort einzugreifen. Erst als Sie in den Kofferraum gestiegen sind konnte ich ihn anvisieren, ohne Gefahr zu laufen, Sie zu verletzen.«
    Sie beugte sich über Tolosa. Genauer gesagt: über seine Leiche. Die Kugel hatte den Rücken durchbohrt, genau in Höhe des Herzens. Monot unterschätzte sich, er war ein hervorragender Schütze.
    Er lächelte sie an. » Jetzt habe ich mit dem ganzen Schlamassel mindestens den Introitus der Messe verpasst.«
    Viviane rief beinahe bedauernd im Hauptkommissariat an. Sie bedauerte den Moment, wo er sagte: » Es ist vorbei«. Sie wäre gerne mit ihm mitgegangen, aber sie konnte die Leiche nicht auf dem Gehweg liegen lassen, heute war kein Sperrmülltag.
    Sie kam erst deutlich später in der Nacht zurück ins Hotel. Und rief Fabien an, schnell, es sei dringend.
    Freitag, 22 . Februar
    In den Medien: nicht ein Wort über Tolosa, darum hatte der Kriminaldirektor sich gekümmert. Der Allmächtige war also wirklich allmächtig.
    Auf dem Weg in ihr Büro stieß Viviane auf eine kleine, dunkelhäutige Dame, in Schwarz gekleidet, die an der Türschwelle wartete. Sie stellte sich vor: Es war eine gewisse Frau Mourinho, Concierge in der Rue Adolphe-Yvon, in Paris.
    » Rue Adolphe-Yvon«, fragte die Kommissarin, » wo ist das?«
    » Am Ende der Avenue Victor-Hugo. Dort wo das Denkmal steht.«
    Viviane ließ sie sich setzen. Die Besucherin erklärte, dass sie gerade erst aus dem Krankenhaus käme, wo sie wegen eines schmerzhaften Rückenleidens drei Monate festgehalten worden wäre, ihr fünfter Wirbel sei…
    Viviane erhob fröhlich die Stimme: » Ich bitte Sie, das ist nichts, nur der Winter… Also, worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
    » Über Pascal, den Obdachlosen. Ich habe in der Zeitung über ihn gelesen. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, aber er wohnte in meinem Haus. Das heißt, nicht wirklich: im Müllhäuschen. Abends, nach zweiundzwanzig Uhr stellte er die Tonnen für mich vor die Tür, weil ich mit meinem Rücken…«
    » Wir haben alle unsere Zipperlein. Und weiter?«
    » Im Austausch ließ ich ihn dort im Häuschen schlafen. Frühmorgens holte er die Mülltonnen wieder rein, legte seine Sachen in einen Karton und ging. Im Sommer, wenn die Nächte schön waren, las er mir Gedichte vor und ging dann zum Schlafen auf den Platz, hinter das Victor-Hugo-Denkmal, unter den Felsen.«
    Kurze Träumerei. Das also war die Wohnung von Victor Hugo. Pascal Mesneux hatte sich die Realität nur ein wenig zurechtgelegt, nur genug, um abends glücklich zu sein, im Schatten seines Gottes.
    Frau Mourinho öffnete eine Tasche, aus der sie die gesammelten Werke von Victor Hugo hervorholte. » Ohne ihn ist es nicht dasselbe: Ich gebe sie Ihnen.«
    Viviane legte sie zu einem Paket zusammen, das sie mitnehmen würde, um jeden Abend vor dem Schlafengehen darin zu blättern. Als sie Patricia Mesneux anrief, um ihr mitzuteilen, dass es sich bei der Wohnung ihres Mannes um ein Teilzeitquartier in einem Müllhäuschen handelte, fühlte sie eine düstere Leichtigkeit in sich aufkommen.

Kapitel 16
    Mittwoch, 27 . Februar
    War Priscilla Smet der Zirkusdirektor der Polizei, so war Jean-Pierre Lavenu der Dompteur der Fernseh-Seelöwen. Er war bestrebt, seine Gäste unter Applaus Luftsprünge vollführen zu lassen. Vor den Kameras war er der Meister, und heute Abend würden alle anderen nur tollpatschige Säugetiere sein, die seinen autoritären Blicken, seinen drohenden Gesten zu gehorchen hatten.
    Die Tür zum Studio wurde von Kossowski, Escoubet und Juarez bewacht. Drinnen passten De Bussche und Gamoudi auf. Die Truppe von der Technik war auf sechs Leute beschränkt: Kameramänner, Tonleute und Assistenten. Die Kommissarin hatte sie von ihren Leuten durchsuchen lassen, auch das Arbeitsmaterial hatten sie untersucht. Wachtmeister Pétrel kontrollierte die Kontrolle der Wachmänner am Eingang des Gebäudes. Es herrschte Ordnung.
    Viviane verspätete sich. Am Studioeingang traf sie auf Louis Saint-Croÿ, der empfing sie, als wäre er bei sich zu Hause: » Oh, das ist ja wunderbar, dass Sie kommen konnten! Einzig Sie fehlten noch, ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
    Er hob die Tasche auf, die er am Eingang abgestellt hatte, und begleitete die Kommissarin, ihr erklärend, dass er Dokumente von allergrößtem Interesse mitgebracht habe. Viviane flüchtete, bevor er anfangen konnte, von Literatur zu sprechen.
    Lavenu jubelte: Der

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