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Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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nicht glaubst.“
    „Ich glaub dir ja“, sagte Jan und zog mich wieder runter. „Aber du musst zugeben, dass du es genauso gut geträumt haben könntest. Du hast doch selbst gesagt, du warst eingeschlafen.“
    „Nur ein bisschen.“ Ich schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr und sah ihn an. „Aber Jasper hat nicht geschlafen. Er hat geknurrt. Ganz leise, als sei ihm unheimlich zumute. Als sei da was Gefährliches, Fremdes, vor dem er sich nicht outen wollte. Deshalb weiß ich hundertprozentig, dass ich nicht geträumt habe. Er hat es auch gehört. Und seine Haare haben sich dabei aufgestellt.“
    „Da kann ich ja froh sein, dass du mir das erst jetzt erzählst“, sagte Jan, „und nicht schon, als ich bei dir im Bunker war.“ Um seine Mundwinkel zuckte es. „Sonst hätte ich dich womöglich da unten deinem Schicksal überlassen müssen.“ Ich starrte ihn an. Hatte ich das gerade richtig verstanden? „Hey, Fanny, das war’n Scherz“, grinste er da. „Aber jetzt im Ernst: Meine Taschenlampe hatte keine große Reichweite, aber das Stück von dem Gang, das ich sehen konnte, war okay. Keine mordlüsternen Augen, die mich aus der Dunkelheit anglotzten oder so.“
    Jetzt stellten sich mir die Nackenhaare auf, und die an den Unterarmen, obwohl ich mitten am Tag vor einem unverdächtigen Gebäude auf einem Zaun saß. „Ich finde das nicht komisch“, sagte ich. „Wer weiß, was da unten los ist.“Jan blickte mich skeptisch an. „Sobald ich diese Dinger los bin“, mit meiner rechten Krücke fuchtelte ich in der Luft herum, „geh ich jedenfalls in den Lister Urwald. Dort gibt es einen alten Luftschutzraum, sagt mein Vater. Vielleicht ist das ja der Eingang zur Unterwelt.“
    „Wo ist das?“, fragte Jan.
    „Muss ich auch noch rauskriegen“, erwiderte ich. Dann nahm ich mitsamt den Krücken auf seinem Gepäckträger Platz und wir fuhren zum Hafen. Eis essen. Und reden. Das war viel besser, als über muffige Bunker zu recherchieren.
    Anschließend brachte er mich zur Bücherei zurück, wo Martin mich pünktlich wie vereinbart abholte. Die Ferien waren eigentlich doch gar nicht so schlecht …

10
    Zum Glück kam ich schneller wieder auf die Beine als gedacht. Am nächsten Morgen war die Schwellung deutlich zurückgegangen. Mein linker Fuß changierte ins Gelbgrüne und ich konnte ihn wieder vorsichtig aufsetzen und die ersten Schritte machen. Und ich konnte mein Handy schmerzfrei aus der Hosentasche ziehen, als es dieses „unappetitliche Pupsgeräusch“ machte, wie meine Mutter es nannte, wenn es auf lautlos geschaltet war.
    „Hallo, mein Schnuffel.“
    „Mama.“
    „Ich hab gerade deine mörderische Seesternkarte gekriegt. Ist heute immer noch alles Scheiße?“
    „Geht so.“ Offensichtlich hatte Britta ihre Hormonwolke Nr. 7 kurzfristig verlassen, um sich nach dem Grund für meine drastischen Urlaubsgrüße zu erkundigen.
    „Was ist denn los bei euch? Kommst du vor lauter Renovieren nicht zum Ferien-Machen?“
    „Doch … schon“, druckste ich herum.
    „Aber?“
    „Ach, ich bin in so ein Scheißloch gefallen und hab mir eine fette Bänderdehnung im Sprunggelenk geholt.“
    „Beim Renovieren? So baufällig hatte ich Tante Hedis Bude gar nicht in Erinnerung.“
    „Nee, am Strand. In den Dünen, um genau zu sein.“
    „Och, so ein Pech. Und Martin trägt dich jetzt nicht auf Händen?“
    „Nee, der trägt lieber andere Leute auf Händen. Und ich darf an Krücken gehen.“ Mist. Wieso war mir das jetzt rausgerutscht? Das Letzte, was ich wollte, war, eine neue Beziehungskrisenlawine ins Rollen zu bringen.
    „Wie, andere Leute?“ Ich konnte förmlich sehen, wie Brittas Augenbrauen nach oben wanderten und dort stehen blieben.
    „Na ja, wir haben Besuch gekriegt, für den Rest der Ferien.“
    „B-e-s-u-c-h. Aha. Und gleich für den Rest der Ferien.“
    Ich hörte Alarmstufe vier in ihrer Stimme und beeilte mich zurückzurudern, indem ich Svea und Frida mit Schwung unter den Teppich kehrte. „Ja, von einem … Kollegen von Papa und seiner … ehm, Familie.“
    „Kenn ich den?“
    „Nö, glaub nicht.“
    „Und die sind blöd?“ Nur noch Alarmstufe eins Komma fünf.
    „Geht so. Die zehnjährige Tochter nervt.“
    „Aber so hast du wenigstens Gesellschaft, wenn du nicht laufen kannst.“
    „Super. ’ne Zehnjährige mit Hyperaktivitätssyndrom.“
    „Aber, Fanny …“ Mama tat ihr Möglichstes, um mich fernmündlich aufzuheitern. Und ich tat so, als würde ihr das gelingen, damit sie

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