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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Gas.
    Ich trieb dieses schweißtreibende Spielchen mit diesen keuchenden und grölenden Jungs genau achtundzwanzig Mal, bis sie dann irgendwann mal mit hängenden Zungen mitten in der Pampa liegen blieben.
    Ich geb’s ja zu, das war nicht nett von mir, so was macht man
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nicht auf offener Straße! Und in geschlossenen Räumen würde ich es erst recht nicht empfehlen.
    Die unfeine Behandlung der armen Skinhääds hört aber mit meinem eigentlich lieb gemeinten Bubenstreich keineswegs auf. In der Gesellschaft werden sie zusätzlich mit wirklich kränkenden Ausdrücken beleidigt, wie: Rechtsradikale, Hohlköpfe, Glatzen, Ewiggestrige, Faschos, Idioten usw.usf.
    Bei solchen wüsten Beschimpfungen müssen wir ja froh sein, wenn sie nicht völlig durchdrehen und auf der Stelle zu Massenmördern werden. Noch begnügen sie sich ja damit, die Massenmörder als Vorbilder zu nehmen.
    Deshalb schlage ich vor, den 1.   April ganz offiziell zum »Tag der Kakerlake« öhm   … ich meine natürlich zum »Tag des Skinhääds« zu erklären.
     
    In dem Moment kommt unser Retter nach Hause.
    »Mehmet, dein Artikel ist gar nicht mal so schlecht«, lobe ich ihn ausnahmsweise mal ausdrücklich.
    Eminanim umarmt ihn leidenschaftlich und ruft begeistert:
    »Toll hast du es gemacht, mein Sohn, ich bin wirklich stolz auf dich!«
    »Hm, was hab ich denn jetzt schon wieder angestellt?«, murmelt Mehmet etwas verlegen.
    »Aber wo hast du die Leiche versteckt, wir haben die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt und nichts gefunden?«
    Im Gegensatz zu Eminanim weiß ich ja wenigstens, wo er die Leiche versteckt hat. Mich interessiert viel mehr, mit wem er das getan hat.
    »Was redet ihr denn da, ich war in den letzten Tagen |105| kein einziges Mal im Keller«, ruft Mehmet völlig überrascht. »Ihr könnt mir glauben, ich hab den Kerl nicht angerührt«, sagt er, schaut uns verständnislos an und läuft sofort nach unten.
    Eminanim und ich poltern ihm hinterher.
    »Die Leiche und die beiden Hammelköpfe – alles ist weg!«, erzählt meine Frau fröhlich aufgeregt.
    »Du hast recht, Mutter, die beiden Hammelköpfe sind wirklich nicht mehr da«, verkündet Mehmet, nachdem er reingeguckt hat.
    »Ich weiß aber, wo Adolfs Leiche ist«, gebe ich endlich mein Geheimnis preis.
    »Das zu wissen ist kein großes Kunststück, der liegt nämlich immer noch hier drin«, meint Mehmet ironisch.
    Eminanim guckt erschrocken in die Kiste rein und fällt auf der Stelle bewusstlos um. Bevor ich ihr ins Reich der Ohnmächtigen nachfolge, frage ich irritiert und zugegebenermaßen überflüssigerweise:
    »Wieso kommt denn die Leiche zurück, aber der Hammel nicht?«
    »Na ja, was soll er denn damit?«, sagt Mehmet locker, »Tote essen keinen Döner!«

|106| Neue Leiche, neues Glück
    Nach ein paar Stunden haben wir uns wieder einigermaßen erholt. Als ich mich abends ein wenig auf Mehmets Schreibtisch umsehe, um zu schauen, was der Junge noch so an Unsinn in seiner Zeitung veröffentlicht, fällt mir ein Einladungsschreiben der Republikanischen National-Union in die Hände. Ich traue kaum meinen Augen. Wo hat er das nur her? Wie immer ist der Kerl in solchen Momenten natürlich nicht zu Hause, und ich kann ihn nicht zur Rede stellen.
    Am nächsten Morgen platze ich mit den ersten Sonnenstrahlen in Mehmets Zimmer hinein. Dieses Einladungsschreiben hat mir einen der schlimmsten Alpträume meines Lebens beschert. Heute Nacht bin ich meiner Frau sogar sehr dankbar gewesen, dass sie mich aus dem Bett geschubst hat.
    »Vater, was soll denn das, bist du nicht ganz dicht? Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«, fragt Mehmet schlaftrunken.
    »Wenn dir gerade Adolf begegnet wäre – und zwar der echte   –, würdest du auch nicht mehr so friedlich schlummern.«
    »Vater, es ist mitten in der Nacht, du träumst wohl noch.«
    »Nein,Gott sei Dank nicht mehr. Deine Mutter hat mich rechtzeitig aufgeweckt.«
    |107| »Und was wollte Hitler von dir?«
    »Er hat mich zu seinem Beschneidungsfest eingeladen.«
    »Er will doch wohl nicht von der Hölle zum Islam übertreten, oder?«
    »Du wirst gleich ins Jenseits übertreten, wenn du mir nicht sofort sagst, woher du dieses Schreiben von der RNU hast! Noch leite nämlich ich hier die Ermittlungen!« »Vater, lass uns erst mal in Ruhe frühstücken.«
    »Jetzt mach die Sache nicht noch spannender, als sie ohnehin schon ist. Ich bin hart im Nehmen, glaub mir, ich hab schon ganz andere Sachen überstanden!«
    »Ja, aber nur im

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