Tote essen keinen Döner
Kommissar Ottfried Oster, und das hier ist mein Kollege Hans Hase!«
»Bei Allah, das kann doch nicht wahr sein! Vor ein paar Tagen waren ihre Kollegen Knochenhauer und Beinbrecher da, und schon haben wir den Oster-Hasen vor der Tür. Sagen Sie mal, werden bei euch in der Polizeibehörde die Tiims etwa nach passenden Namen gebildet? Wann kommen denn Hänsel und Gretel, Romeo und Julia, Tristan und Isolde, Miese und Peter, Tom und Jerry uns besuchen? Übrigens, wenn Sie mal krank werden sollten, könnte man mit Hase und Igel auch ein hübsches Pärchen zaubern. Umgekehrt wäre ein Oster-Ei natürlich auch nicht von schlechten Eltern.«
»Herr Engin, bitte machen Sie keine Schwierigkeiten«, brüllt er, schubst mich zur Seite und holt die Handschellen raus. »Wollen Sie uns nun helfen, oder sollen wir sie selber suchen?«
»Also gut, es hat ja ohnehin keinen Sinn mehr, kommen Sie mit«, gebe ich resigniert auf. War ja klar, dass alles irgendwann auffliegt bei der Wanderlust von diesem agilen Zombie.
Herr Oster schaut sich die in Trümmern liegenden Räume |111| an, und Herr Hase heftet sich an meine Fersen, als ich nach unten in Richtung Waschküche laufe.
»Warum schleppen Sie mich nach unten, hier wird doch nicht renoviert?«, ruft der Hase böse.
»Weil der schon wieder in der Tiefkühltruhe steckt, schauen Sie doch selber nach«, röchele ich.
»Ich hab das Gefühl, dass Sie ein ganz großer Spaßvogel sind. Mann, wollen Sie mich etwa veralbern?«
»Wieso sollte ich? Wo würden Sie denn eine Leiche verstecken, wenn nicht in der Tiefkühltruhe?«
Er schaut mich ziemlich verwirrt und unschlüssig an, und mein armes Herz beginnt einen Trommelwirbel, der bestimmt auch in den oberen Stockwerken zu hören ist. Der Polizist nähert sich der Truhe und greift zum Deckel. Und mir laufen mehrere Eimer kalter Schweiß über den Rücken. Ich glaube, ich werde mit Adolf gleich ein doppeltes Wiedersehen feiern: unsere leblosen Körper im Diesseits und unsere Geister im Jenseits!
»Hans, ich hab die beiden schon geschnappt, was machst du eigentlich da unten?«, ruft plötzlich von oben der Oster dem Hasen zu.
»Alles klar, ich komme sofort«, brüllt der zurück, lässt den Deckel fallen, ohne einen Blick auf die Leiche zu werfen, und sprintet nach oben.
»Wieso hat er die beiden festgenommen? Meine Frau und mein Sohn haben, mit dieser Sache doch wirklich nichts zu tun«, flehe ich ihn auf der Treppe an.
»Herr Engin, das wissen wir auch, dass Ihre Frau und Ihr Sohn mit dieser Sache nichts zu tun haben.«
»Und warum nehmen Sie sie dann fest?«
»Wir nehmen doch nicht Ihre Familie fest. Wir verhaften |112| die beiden illegalen Schwarzarbeiter. Ihre Frau und ihr Sohn können im eigenen Zuhause selbstverständlich so viel arbeiten, wie sie wollen, und das sogar auch noch ohne Steuern zu bezahlen.«
»Sind Sie denn nicht von der Mordkommission?«
»Nein, wir sind von der SOKO Organisierte Kriminalität und nehmen zurzeit die hiesigen Baufirmen hoch, die illegale Arbeiter beschäftigen!«
»Herr Kommissar, ich bin völlig unschuldig! Woher hätte ich denn wissen sollen, dass diese Kerle illegale Arbeiter sind? Ich würde doch nie gegen die Gesetze dieses Landes verstoßen! Sükrü ist der Verbrecher!«
Bei Allah, jetzt bin ich die Handwerker schon wieder los!
Ich lege mich ein bisschen hin, um mich von dem morgendlichen Schrecken zu erholen. Aber wenige Minuten später kommt es noch dicker: Ich starre plötzlich in die gespenstischen Augen von Adolf! Bei Allah, werden denn diese entsetzlichen Alpträume nie aufhören?
»Osman, du brauchst dich nicht zu kneifen, der ist doch nicht echt«, ruft Eminanim und wedelt mir mit der Tageszeitung vor der Nase herum.
»Ganz Deutschland sucht unseren Gast, wie du siehst«, fügt sie hinzu.
»Bald machen die bestimmt eine Fernsehsendung darüber mit dem Titel ›Deutschland sucht die Superleiche‹«, sage ich, froh darüber, dass ich in keinem bösen Alptraum stecke, und auch froh darüber, dass die Polizei keinen hohen Finderlohn ausgesetzt hat. Wer weiß, wie Mehmet dann reagiert hätte, selbst auf die Gefahr hin, sich selbst ans Messer zu liefern?
|113| »Das stimmt so leider nicht ganz, Mutter«, ruft der leicht bestechliche, selbst ernannte Chefredakteur der Zeitschrift ›Wahrheit, nichts als die Wahrheit‹ vom Flur aus.
»Wieso stimmt das denn nicht, steht doch groß genug in der Zeitung?«, fragt Eminanim.
»Dass er in ganz Deutschland gesucht wird, stimmt
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