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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gejagt.
    Ich laufe schnurstracks in das große Kaufhaus gegenüber |101| von Luigis Hütte, um herauszubekommen, ob mein Unterbewusstsein irgendwelche komischen Spielchen mit mir treibt. Wenn ja, würde mich das sehr kränken. Ich hab ihm nämlich noch nie was Böses getan.
    Mit der Rolltreppe fahre ich in die dritte Etage, wo die Kühlschränke und die Tiefkühltruhen verkauft werden.
    Mit zitternden Knien schaue ich in fünf Kühlschränke hintereinander – nichts, kein Adolf. Nicht mal ein bisschen! Die sind alle völlig leer, allerdings sind sie auch nicht eingeschaltet. Nach einer erneuten Untersuchung in einem anderen Kaufhaus und mit genau dem gleichen negativen Befund gehe ich mit gemischten Gefühlen nach Hause.
    Einerseits bin ich wahnsinnig froh, dass ich der Klapsmühle gerade noch mal entkommen bin, andererseits fühle ich mich von Adolf immer noch wirklich verfolgt.
    Zu Hause empfängt mich eine richtig gut aufgelegte Eminanim mit einem sehr fröhlichen Lächeln auf den Lippen:
    »Osman, wo ist denn meine Pizza geblieben?«, fragt sie mit gierigen Augen.
    »Dein zukünftiger Schwiegersohn ist ein miserabler Pizzabäcker, das wollte ich dir nicht zumuten!«
    »Das stimmt doch gar nicht! Die Pizzas, die Zeynep seit Tagen von Luigi hier anschleppt, schmecken doch köstlich. Ich vermute mal, dass du meine leckere Pizza auf dem Weg nach Hause selber verputzt hast.«
    »Eminanim, es kommt drauf an, welcher Luigi backt. In dem kleinen Laden wimmelt es ja nur so vor lauter Luigis.«
    »Na ja, ist auch egal. Ich hab so gute Laune, dass ich sowieso keinen Appetit habe.«
    |102| »Komisch, mir vergeht der Appetit nicht mal bei schlechter Laune.«
    »Ja, das ist leider auch nicht zu übersehen.«
    Die Lust am Reden vergeht mir aber schon, wenn ich mies drauf bin! Ich setze mich aufs Sofa und schaue den Fernseher an. Besser gesagt, der Fernseher schaut mich an. Ich bin nämlich überhaupt nicht bei der Sache.
    Wie kommt der tote Adolf in Luigis Laden? Warum geht ein Toter überhaupt zum Italiener? Hat Mehmet ihn dahin geschleppt? Will er womöglich Luigi belasten, hat er was gegen ihn? Oder haben sie der Leiche gemeinsam Beine gemacht?
    Oder waren es sogar Mehmet und Zeynep zusammen?
    Oder Luigi und Zeynep?
    Oder alle drei?
    Na ja, Hauptsache, die Leiche ist endlich weg von hier! Hat mich auch genug Nerven und zwei teure Hammelköpfe gekostet.
    Ich setze mich an Mehmets Schreibtisch, um sein radikales Parteiorgan zu inspizieren.
    Oh, wer hätte das gedacht, er hat doch noch auf mich gehört und einen netten Artikel über die Skinhääds verfasst:
     
    Meine lieben Genossinnen und Genossen, Ihr wisst, dass es in Deutschland unendlich viele Gedenktage gibt. Jeder Tag des Jahres ist irgendeiner Sache gewidmet. Es gibt den Tag des Baumes, der Buttermilch, der Stubenfliege usw., deshalb schlage ich vor, einen Tag im Jahr offiziell zum »Tag des Skinhääds« zu erklären.
    Ich bin der Meinung, dass unsere Gesellschaft ein zu negatives Bild von diesen Jungs hat, nur weil sie ein paar Mal am Tag unschuldige Menschen krankenhausreif schlagen.
    |103|
Aber gehen wir denn mit ihnen liebevoll um? Nicht mal im Pisa-Test, wo selbst alle anderen Versager aufgeführt werden, finden diese Jugendlichen eine klitzekleine Erwähnung. Sogar die Migrantenkinder genießen dort sehr große Aufmerksamkeit – Skinhääds nicht! Das ist wahrhaftig bedrückend!
    Es ist aber auch gut möglich , dass im Pisa-Test nur Jugendliche mit einem IQ berücksichtigt werden, der höher ist als der einer Wollsocke.
    Soweit ich mich erinnern kann, sagt Artikel drei des Grundgesetzes:
    »Kein Mensch darf wegen seiner Herkunft , seiner Religion , seiner Haarlänge oder wegen seines IQs verarscht werden!«
    Aber seien wir doch mal ehrlich, verhalten wir uns denn wirklich alle dementsprechend? Nehmen wir doch mal ein kleines Beispiel … mich!
    Ich musste vor einigen Monaten aus beruflichen Gründen nach Ostdeutschland fahren, also nach »No go Ärria«. Und da habe ich in einem kleinen Ort eine Gruppe von Jugendlichen nach dem Weg gefragt. Aber meine schwarzen Haare haben bei denen sofort allergische Reaktionen ausgelöst, deshalb hab ich blitzschnell Gas gegeben. Nach hundert Metern hab ich wieder angehalten. Da kam die ganze Horde mit ihren Bäysbolschlägern hinter mir her gerannt und ich gab wieder Gas. Um nach erneuten hundert Metern wieder stehen zu bleiben. Die ganze Truppe spurtete dann wieder meinem Ford-Transit hinterher und ich gab wieder sofort

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