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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Wohnung war ein Spiegelbild von Jokelas Domizil, auch hier war mehr als genug Platz für eine Person. Während es bei dem Anwalt aber stilbewusst konservativ zuging, angefangen bei Wildkirschparkett und Mahagonikommoden, wurde die Formsprache bei Parkkinen von Laminatfußboden, durchgesessener Polstergarnitur und Kaufhausrohrgestühl für zehn Euro dominiert. Seine Gemütlichkeit war schlicht und risikolos, das Bild im Flur stammte von einer Verkaufsausstellung und stellte ein halb bekleidetes Fräulein dar.
    Er schaltete das Radio aus, knetete die Hände und schien zu überlegen, wie er anfangen sollte und wie er Kuhala am schnellsten wieder loswürde. »Einmal zog Jokela seine Frau im Garten an den Haaren. Beide waren anscheinend betrunken. Ein anderes Mal warfen sie im Streit den voll beladenen Grill um. Zum Glück breitete sich das Feuer nicht bis zu mir hin aus. Außerdem habe ich durch die Wand verdächtige Geräusche und Geschrei gehört.«
    »Wie gut kannten Sie Helena Jokela?«
    Parkkinen charakterisierte sein Verhältnis zu beiden Jokelas als nachbarschaftlich und blinzelte dabei ängstlich. Er schwor, nie auf die Idee gekommen zu sein, das Ganze könne in einer Tragödie enden. »Sie beschäftigte sich gern mit ihrem Garten. So wie wir alle hier. Wir führen so etwas wie einen spielerischen Wettstreit, wer im Sommer den schönsten Garten hat. Das wird dieses Jahr wohl ausfallen. Wer tut so etwas? Wer wird plötzlich zum Mörder? Helena war eine schöne Frau.«
    Kuhala fragte, ob Helena Jokela Besuch gehabt habe. »Ich weiß, dass sie in letzter Zeit nicht gearbeitet hat. Sie wird sich wohl kaum ausschließlich mit der Gartenpflege beschäftigt haben.«
    »Nein.«
    Parkkinens Augen wichen Kuhalas Blick aus. Womöglich log er. Sich um die Nachbarn und ihre Angelegenheiten zu kümmern war ein Volkssport in allen Schichten der Gesellschaft, und die Fortgeschrittenen hatten ihn zu Wissenschaft und Kunst veredelt, wie Kuhala im Zusammenhang mit so manchem Auftrag hatte feststellen können. Die Bespitzelung des Nachbarn war auch eine Art der Fürsorge, und es gab in dem Bereich so viele interessante Variationen, dass es leicht für eine soziologische oder psychologische Doktorarbeit gereicht hätte.
    Sie standen im Schatten der Treppe im Flur. Kuhala fragte sich, ob Parkkinen auch ein Fernglas hatte, so wie Jokela. Wenn es ihm seine Abhörmaßnahmen erlaubten, konnte er gut und gern ein Spannerauge auf die Joggerinnen am Uferweg werfen, und mit guter Ausrüstung könnte er sogar bis zum Badestrand gucken.
    »Könnte es sein, dass Helena Jokela ihren Mann betrogen hat?«
    »Also … äh … warum nicht … das kann man … Sie sollten nicht glauben, dass ich meine ganze Zeit darauf verwende, andere Leute zu belauern. Es hat durchaus nicht an gutem Willen gefehlt, und an Weihnachten haben wir uns gegenseitig Hyazinthen geschenkt. Kleine Gesten, die das Vertrauen stärken.«
    »Haben Sie zufällig gesehen, wie Helena Jokela vor ihrem Tod mit dem Paddelboot losfuhr?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    Parkkinen hatte noch alle beisammen, obwohl er vermutlich schon über siebzig war. Man konnte schwer raten, was er von Beruf gewesen war, aber sein Versuch, in die Bilderwelt der Weihnachtshyazinthen auszuweichen, wirkte reichlich steif. Der Mann hatte nicht für fünf Pfennige Vertrauen in seine Mitmenschen, und er wusste über Helena Jokela ein gutes Stück mehr, als er zu verstehen gab. Als Kuhala das erkannte, ärgerte er sich, aber konnte er Parkkinen denn am Schlafittchen packen und durchschütteln, um die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen?
    Im Obergeschoss hörte man eine Tür zufallen. Parkkinen erschrak und wurde noch blasser. Verstohlen stellte er sich vor die Treppe und packte das Geländer, nicht um sich abzustützen, sondern um Kuhala den Weg nach oben zu versperren. »Ich hab gleich einen Arzttermin. Ich muss los.«
    »Na dann. Vielen Dank für Ihre Mühe. Und wenn Ihnen noch etwas einfällt, dann vergessen Sie nicht, Kontakt aufzunehmen. Ich meine, ich hätte Ihnen beim letzten Mal meine Karte gegeben.«
    »Sie hängt an der Kühlschranktür.«
    Man hörte erneut ein Geräusch, diesmal etwas gedämpfter. Parkkinen umklammerte das Geländer und zwang sich zu einem Entschuldigung heischenden Lächeln, als hielte er in seinen Räumlichkeiten seinen eigenen kleinen Quasimodo versteckt. Das heizte Kuhalas Neugier fast ebenso sehr an wie der Glöckner, den Parkkinen in seinem Inneren

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