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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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kannte.
    Kuhala sagte, er habe von Antikainens Verschwinden gehört. »Tut mir leid für Sie. Es stand zwar nicht in der Zeitung, aber solche Neuigkeiten kommen schnell in Umlauf, vor allem, weil sein Dienstwagen gefunden wurde. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Sakari hat immer nur positiv von Ihnen gesprochen.«
    »Von mir? Wieso hat er mit Ihnen über mich geredet?«, wunderte sich Kuhala.
    »Sie waren doch bei der Polizei, und so wie ich es verstanden habe, ist die Zusammenarbeit nach Ihrem Berufswechsel weitergegangen.«
    Solange sich Kuhala erinnern konnte, hatte es bei jeder einzelnen Begegnung mit Antikainen Reibereien gegeben. Aber konnte er die Wahrheit sagen und verraten, dass die Initiative jedes Mal von Antikainen ausgegangen war? Kuhala war für Schmeicheleien nicht sonderlich anfällig. Er überlegte, ob die Frau taktierte.
    »Sakari hat gesagt, Sie …«
    »Wie wäre es, wenn wir uns duzen?«
    »Sakari hat gesagt, du bist der Einzige, der in seinem Leben etwas riskiert und tut, was er will. Das hat er mir mehr als einmal gesagt. Manchmal im betrunkenen, manchmal im nüchternen Zustand, und ich habe das Gefühl, dass er auch gern aus dem Dienst ausgeschieden wäre und etwas Eigenes gemacht hätte, vor allem nach der Sache mit der Trunkenheit am Steuer.«
    Die Frau saß mit hängenden Schultern da, die eine Hand suchte Halt am Tischrand. Der matte Blick irrte umher und verweilte nur kurz auf Kuhala, der sich kaum vorzustellen wagte, wie sie sich aufführen würde, wenn er ihr etwas von den Unterschlagungen in der Asservatenkammer des Polizeipräsidiums verraten würde.
    Antikainens Junkfood verschlingender, streitsüchtiger Habitus saß manchmal so fest, dass man nur mit dem Presslufthammer zum gemütvolleren Kern durchdrang. Rannte er jetzt mit einer Tüte voller Euros dem leichten Leben hinterher, oder war ihm Schlimmeres passiert?
    »Ich habe Angst, dass Sakari tot ist«, sagte die Frau, als hätte sie Kuhalas Gedanken gelesen.
    »Nicht doch. So etwas darf man nicht denken. Für ein Verschwinden gibt es oft mehrere Gründe«, erklärte Kuhala.
    Die Frau hatte ihr Leben hinter den breiten Schultern von Sakari Antikainen verbracht, bei klappernden Kochtöpfen in der Küche ihre Aufgabe erfüllt und sich mit dem nur schwer herauskristallisierenden Gedanken getröstet, dass alles auch schlimmer sein könnte. Sie hatte nichts als ihren großspurigen Ehemann, und nun hatte sich auch der in Luft aufgelöst.
    Jeri saß vor dem Glasverhau der Geckos. Sein Ohrenspiel folgte den Stimmungsschwankungen des Gesprächs, nach zwei Wochen Training wäre aus dem Hund ein erstklassiger Empfangsmitarbeiter geworden.
    »Du musst Sakari finden. Ich habe meine Mittel ausgeschöpft. Ich zahle auch, Geld ist da. Wir haben keine glückliche Ehe, aber was wird aus mir ohne ihn? Ich schlafe nicht, ich esse nichts. Sakari ist in seiner Taktlosigkeit oft zu weit gegangen, aber er hatte auch eine andere Seite.«
    Kuhala fragte sich, ob sie sich des Imperfekts in ihrem letzten Satz bewusst war. Und wo versteckten sich eigentlich die glücklichen Ehen? Wie definierte man sie? Manchmal kam ihm seine Heimatstadt wie ein muffiges Loch im Binnenland vor, wo die Menschen auf die Mattscheibe glotzen und warten, dass sich ihr Schicksal erfüllt. Auch jetzt setzte dieser Gedanke wieder einmal den Nackenhebel bei Kuhala an. Er wollte raus aus Jyväskylä, er wollte Annukka abholen und weit weg fahren. Dabei hatte er bis jetzt noch nicht einmal Anstalten gemacht, für Mittsommer ein Ferienhäuschen zu mieten, obwohl sie das vereinbart hatten.
    Darum müsste er sich schleunigst kümmern.
    »Warum nicht?«, sagte er. »Ich werde mein Bestes tun. Ich bräuchte allerdings …«
    »Ich glaube, das Verschwinden meines Mannes hat irgendwie mit den Geldern zu tun, die plötzlich bei ihm aufgetaucht sind und die er auf seinem normalen Girokonto liegen hatte.«
    »Gelder?«
    »Sakari versuchte es zu verheimlichen. Das gelang ihm aber nicht. Wie auch. Wir wohnen seit Jahrzehnten unter einem Dach. Dann bekomme ich auf einmal zu Weihnachten einen Ring, der so viel kostet wie drei Monatsgehälter eines Polizeihauptmeisters.«
    »Vielleicht hatte er Ersparnisse oder überraschend etwas geerbt«, schlug Kuhala vor.
    »Nie im Leben. Ich hätte mich wohl über das Geschenk freuen sollen, fing aber bloß an, Fragen zu stellen, wie er sich das leisten konnte. Da wurde er wütend und befahl mir, den Ring zurückzugeben, wenn er mir nicht recht sei.«
    Sie zählte

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