Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)
gegen Bezahlung Leute umzubringen.«
»Was soll der Scheiß? Ich hab die Frau geliebt, und sie ist an dem Abend lebendig weg und so schön wie …«
Die Wörter versickerten. Vikman versuchte das Zittern der Unterlippe mit einem Schluck Bier zu vertuschen, bekam das Getränk aber in den falschen Hals. Kuhala war angewidert, er hatte keine Ahnung, warum Vikman ausgerechnet ihn als Opfer für seine Redseligkeit ausgewählt hatte.
»Wo wohnst du?«
Vikman deutete hinter sich. »In einer von den Mietskasernen. Die genaue Adresse musst du vielleicht nicht wissen. Ist die Bude von einem Kumpel, und der Kumpel ist anderswo. Aber vergiss nicht: Ich bin kein schlechter Mensch.«
Bei großzügiger Auslegung mochte das sogar stimmen, wenn man nicht an die entmutigenden Lehrsätze der Erbsünde glaubte. Jeder war sicherlich gut und unschuldig, wenn er aus dem Schoß der Mutter ans Tageslicht stieß, zumindest bis zum ersten Schrei. Von da an gab es keine Garantie mehr, aber wenn Vikman versuchte unter Beweis zu stellen, dass er kein schlechter Mensch war, bildete er sich dann ein, ein guter zu sein? Kuhala beugte sich ganz dicht zu dem gequälten, von einem hartnäckigen Tremolo verkrampften Söldner hinüber und sagte, er sei bereit, den Unschuldsbeteuerungen zu glauben. »Aber nur unter der Bedingung, dass du mir alles erzählst. Fang damit an, wie lange dein Verhältnis mit Helena Jokela gedauert hat. Als wir uns zuletzt sahen, hast du geleugnet, die Frau zu kennen. Dann hast du versucht, mir mit einem Schwinger den Kopf abzuschlagen. Vielleicht überspringen wir diesmal die Intros.«
Der Wirt, der die Tische abwischte, fragte nach Kuhalas Wunsch und befeuchtete den Lappen mit einem Frischespray, das er bei Bedarf auch aufmüpfigen Gästen in die Augen spritzen konnte, so robust, wie das Mittel roch.
»Ein Bier bitte.«
Der Mann brummte. Vikman hatte sich wieder aus dem Lichtkreis über dem Tisch zurückgezogen und orderte per Handzeichen ein Drittes. Er hatte Helena Jokela Anfang des letzten Sommers kennengelernt und gab zu, dass die Intervalle ihrer Begegnungen dichter wurden, als sie merkten, wie gut sie miteinander auskamen. Nicht immer hatten sie Lust, sich zu verstecken, weshalb durchaus etwas von ihrem Verhältnis zu dem Anwalt hatte durchsickern können.
»Ich weiß, dass er Bescheid weiß«, sagte Kuhala.
»Im Winter kam es dann auch mal zu zwei Wochen langen Pausen. Wir haben nie über die Möglichkeit geredet zusammenzuziehen. Dafür ist mein Lebensstil zu unruhig.«
»Darauf kommen wir später. Besser, du romantisierst nicht, was du so machst.«
»Wieso?«
Die Gläser wurden auf den Tisch geknallt. »Zusammen oder getrennt?«
Der Lauf der Sprühflasche zeigte zwischen Kuhalas Augen. Das gefiel ihm nicht, er schob die Flasche zur Seite, während er sein Geld herausholte. Die Geste ließ den Wirt erbleichen, aber die vielen Jahre als Dienstleister hatten ihn gelehrt, dass man sich mit Typen wie Kuhala besser nicht anlegte – auch nicht, wenn man ein Heimspiel hat.
»Helena ist an dem Abend zwischen acht und neun weg. In Richtung Badestrand oder zum Alvajärvi. Unter den Brücken ist sie dann ja auch gefunden worden. Das habe ich schon erzählt. Und ich hab mir überlegt, dass sie der Mörder unter der Fußgängerbrücke abgepasst hat. Dass er gar nicht auf dem Wasser war, sondern die Böschung runter ist, als er Helena kommen sah. Und dann hat er zugeschlagen.«
»Hat sich auf das vorbeifahrende Kajak gestürzt, oder wie? Du hast dich im Gelände umgesehen, was?«
»Das ist die direkte Umgebung von meinem Haus.«
»Ein Tatort.«
»Na klar bin ich daran interessiert, das Arschloch zu kriegen. Ich hab Helena geliebt.«
»Hast du noch Bewährung?«
»Ja. Wieso? Woher weißt du das?«
»Hab bloß geraten, aber ich könnte es auch überprüfen. Ich war früher bei der Polizei und verfüge noch über gute Kontakte. Wofür hast du die Bewährung?«
»Versuchter Betrug oder so was.«
Wegen seines schlecht erholten Nervensystems hatte Vikman Schwierigkeiten, die Fassade aufrechtzuerhalten, und weil ihm das bewusst war, wurde er noch nervöser. Kuhala verspürte kein Bedürfnis, einen Rettungsring auszuwerfen, sondern goss im Gegenteil kochendes Pech über die Reling, in wohldosierten Portionen direkt ins Gesicht, auch wenn der andere auf seinem Stuhl versank, mit Bierglas und Zigaretten herumfummelte und mit den Füßen scharrte, dass es nur so polterte.
»Gerade hast du noch gesagt, du bist kein
Weitere Kostenlose Bücher