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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markku Ropponen
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Gemälde, das eine Auseinandersetzung zeigt, und das Bild wäre perfekt gewesen, wenn der Wirt auf die Idee gekommen wäre, sich einzumischen, woran freilich nicht viel fehlte.
    »Kann sein, dass ein anderer Helena Jokela und Make Honka und Sakari Antikainen umgebracht hat, aber du Scheißkerl hast auf dem Balkan unschuldige Menschen exekutiert und dich auch noch in Schlächterpose fotografieren lassen. Da hab ich keine Lust, schönen Mittsommer zu wünschen.«
    Jeri döste auf dem Beifahrersitz und wedelte mit dem Schwanz, die Alarmanlage ließ unermüdlich ihre Melodie zum Sommerhimmel über den Wohnblocks aufsteigen. Kuhala fuhr auf einem Umweg über die Autobahn ins Stadtzentrum, weil er seine Kleider auslüften wollte, um die Pubaromen loszuwerden. Kai Vikman wurde wegen so vieler Dinge vom schlechten Gewissen geplagt, dass man den Überblick verlor. Die Anspielung auf den zehn Jahre zurückliegenden Massenmord hatte ihn endgültig stumm gemacht, und es schien, als würde der Wirt ihn im geeigneten Moment ins Freie führen müssen.
    Vikman war so verzweifelt und mit dem Inhalt seines Albtraumportfolios so allein, dass er irgendjemandem, der auch nur ansatzweise interessiert war, sein Herz ausschütten wollte. Wenn es ernst wurde, war er trotzdem er selbst, suchte Ausflüchte und tat so, als hätte er Eero Jokela nicht mehr entgegenzusetzen als die Eindrücke von ein paar Fotos.
    An einer Kreuzung schrieb Kuhala beim Warten auf Grün ein funkensprühendes Liebesbekenntnis an Annukka: »Ich halt es nicht aus ohne dich!« Die Antwort kam an der nächsten Ampel: »Mein Liebling, ich spür dich auf der Haut!«
    Die Stadt kam allmählich zur Ruhe, die Sägepatrouille hatte in der Nähe der Uni einige vom Sturm ramponierte Birken gefällt, an die nur noch die von Sägemehl umgebenen Stümpfe erinnerten. Die Meteorologen hatten schönes Wetter versprochen, und derzeit sah es so aus, als würde die Vorhersage tatsächlich zutreffen.
    Hätte Annukka nicht zu ihrer alten Mutter nach Vaasa gemusst, hätte Kuhala um ihre Hand angehalten. Dieser Gedanke kristallisierte sich so plötzlich in seinem von ätzenden Aufträgen gereizten Gehirn heraus, dass er wie eine Portion frische Bergluft wirkte. Kuhala lächelte breit, sein Herz hüpfte, aus der alten Rinde, die das Herz schützte, tropfte es süß, und seltsamerweise pfiff er auf die bitteren Erkenntnisse, die er einst über die Ehe gewonnen zu haben glaubte.
    Jeri ahnte das Glücksgefühl seines Herrchens und schlug so empathisch mit dem Schwanz auf den Sitz, dass es den Rhythmus eines lateinamerikanischen Tanzes ergab.
    »Du bist ein Klassekerlchen«, lachte Kuhala und tätschelte seinen Hund.
    Er fuhr in der Vaasankatu in den Carport und setzte sich aufs Teppichgestell, um Gitarre zu spielen. Jeri jaulte mit. Die fröhliche Witwe rief vom Balkon aus Grüße herunter und sagte, sie habe Erdbeerkuchen gebacken. »Wie wäre es, wenn der Herr mit mir im Hof Kaffee trinkt? So wie früher.«
    Tatu, der von der Treppe zur Detektei aufstand, schaute stolz auf seine Freundin: Nicht jeder hatte einen Bluesmann zum Vater, und nicht jeder Vater hatte einen Blueshund.

26
    24. Juni Tatu und Sari gingen Händchen haltend vor Kuhala her. Hin und wieder warfen sie sich verliebte Blicke zu, es schien, als wären sie fähig, alle Bedrohlichkeiten des Lebens und der Welt von sich fernzuhalten. Ohne sich um Kuhala zu scheren, blieben sie stehen und küssten sich oder lachten über einen Insiderwitz, den nur Eingeweihte verstanden. Die Jugendlichkeit, die sie versprühten, und die Mühelosigkeit ihrer Schritte waren eine auf die Fasson des neuen Jahrtausends zugeschnittene Variation dessen, was Kuhala ein Vierteljahrhundert früher erlebt hatte, in der Zeit der progressiven Rockmusik und Kekkonens letzter, paranoider Amtsperiode. Genau genommen war die Fasson gar nicht so viel anders, denn die Jeans flatterten unten genauso breit wie in den Siebzigerjahren, und zumindest die männliche Haarmode entsprach dem Stil desselben Jahrzehnts.
    Und die Gedanken? Kuhala wollte lieber nicht wissen, was er damals gedacht hatte, jedenfalls nicht im Detail. Er hatte sich für Frauen interessiert, so viel stand fest.
    Er schaute auf die Boote, die unter der Alba-Brücke hindurchglitten, und nahm einen ordentlichen Mittsommerschluck aus seinem Flachmann. Noch immer hatte er Annukkas Duft in der Nase, die Moleküle der Sehnsucht.
    Jeri setzte sich neben Kuhala hin und bellte freundlich einem

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