Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)
Rockerleben ist.
»Wem gehört der blaue Nissan Kombi an der Tankstelle?«
»Du willst Infos abzapfen. Du bist vielleicht ein armseliges Arschloch. Aber wenn du auch dieses Wissen mit in die Hölle nehmen willst, dann sage ich dir, dass der Wagen dem Tankstellenbesitzer gehört, und der leiht ihn jedem, weil er nicht Manns genug ist, Nein zu sagen. Man muss nur mit dem Finger schnippen, und er stellt dir die Kiste abfahrbereit hin, mit vollem Tank.«
»Für das Terrorisieren des Mannes kriegt ihr mehrere Jahre ohne Bewährung. Deine Eskorte wird bald in der Falle sitzen.«
»Scheißdreck. Du wirst bald mit einer Kugel in der Birne auf der Fresse liegen. Uns kann keiner was. Das hat man ja bei der letzten Razzia gesehen. Nur die Dummen werden erwischt. Und wenn dein Kadaver vernichtet ist, steigen wir ins Business ein.«
»Habt ihr vor, das Pfandflaschensammeln auf Gemüsediebstahl frisch vom Beet auszudehnen? Damit euch die Kartoffel- und Steckrübenbranche direkt in die Milchstraße der Quartalswirtschaft katapultiert?«
»Hä?«
»Wenn man Arschlöscher sucht, schlägt deine hirnlose Bagage alles.«
Kuhala spannte den Körper in Erwartung eines neuen Trittes an, um bei der Gelegenheit den Stiefel zu packen. Gleichzeitig müsste er der Patronenkugel ausweichen, und für alles zusammen hätte er eine halbe Sekunde Zeit. In seinem Alter war das zu wenig, daran konnte man nichts ändern.
Der Tritt kam jedoch nicht. Stattdessen zündete sich der Rocker eine Zigarette an und verlor das Interesse am Gespräch. Der Qualm drang Kuhala in die Nase und wirkte beruhigend. Dem Reifengeräusch nach fuhren sie inzwischen auf einer nicht asphaltierten Straße, der Fahrer rammte den Schalthebel humorlos von einem Gang in den anderen, das Quietschen der abgefahrenen Bremsklötze schmerzte in den Ohren.
Falls der Thinktank Muddyfield plante, am Abriss oder gar am Wiederaufbau von Savipelto zu partizipieren, war das ihr Bier und ihr Kopfweh, aber je mehr Kuhala über die Zusammensetzung der Bande nachdachte, umso mehr glaubte er, dass die Typen lediglich für den rauen Sektor der traditionellen Kriminalität taugten. Schutzgeld, Einschüchterung, Schutzeinsätze, Baseballschlägerinkasso, Drogen, Raub, Autodiebstahl.
Aber was hatten solche Überlegungen für einen Sinn? Die Fahrt ging weiter. Die letzte Fahrt? Der Rocker mit dem Halstuch trat die Zigarette aus und schien den Fahrer zu fragen, ob man bald da wäre. Im Führerhaus lief das Radio, aber es spielte keinen Drei-Akkorde-Rock, sondern Engelbert Humperdinck mit seiner Samtstimme.
War es ihnen tatsächlich gelungen, ohne Polizei von Max’ Kneipe wegzufahren? Kane und der Koch hatten sich wegen des Jungen nicht getraut anzurufen, aber was war mit den Gästen im Freien? Und was hatte Max eigentlich auf der Bank zu erledigen gehabt? Kuhala drehte den Kopf auf die andere Seite und steckte einen Schlag durch eine Bodenwelle ein, über die der Fahrer mit vollem Tempo bretterte. Übelkeit krampfte ihm den Magen zusammen, und allmählich meldete sich auch die Angst mit einem Zittern.
»Weißt du was, Kuhala?«
»Du willst dich entschuldigen und lässt den Jungen und mich laufen. Du hast die Hosen voll, weil du in Wahrheit nichts anderes kannst, als in Lederhosen zu kokettieren. Der eine Harley-Fahrer hatte einen ganz passablen Hintern.«
»Falsch. Ich hab die Vision, dass wir gleich eine Metal-CD von Niskalaukaus laufen lassen und dass die den Genickschuss übertönt, der für dich bestimmt ist. Danach stecken wir in alle deine Löcher Benzintampons, und dann brennst du, und es steigt ein dermaßen verfluchter Gestank zum Himmel auf, dass die Behörden Umweltalarm geben und den Leuten befehlen, das Haus nicht zu verlassen.«
»Nein, die Behörden werden Handschellen an deinen Patschehändchen zuschnappen lassen. Und dann wirst du viele Jahre lang sitzen müssen. Den Jungen zu kidnappen war ein Fehler, darüber hättest du zweimal nachdenken müssen.«
»Vielleicht wird er ja auch nie gefunden.«
»Du arme Sau.«
Kuhala hörte, wie die Pistole entsichert wurde. Der Rocker mit dem Halstuch bewegte unruhig die Füße hin und her. Sie waren ungefähr eine halbe Stunde gefahren, ab und zu gab es Geräusche, als würden Zweige das Blech des Lieferwagens streifen. Der maskuline Sound der Motorräder bewies, dass die Eskorte noch beisammen war und sonst niemand folgte. Wieder machte es ein klickendes Geräusch.
»Wie seid ihr auf die Idee gekommen, mich im Haudegen zu
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