Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
gestattet?«, rief er schon von weitem.
Régine nickte und winkte ihn huldvoll näher.
Schmidt verneigte sich vor ihr, ergriff ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. »Madame Régine-Deux, ich fühle mich geehrt, ins Paradies vorgelassen zu werden.«
Regine stutzte bei der Anrede, und Schmidt erklärte in blumigen Worten, warum er sie so nannte, und beteuerte, dass in ihrem Falle Reihenfolge keineswegs Rangfolge darstelle – weder bei ihm noch bei Bruno noch bei den anderen Kiemenkerlen.
»Neben Vinzenz’ Angelschule gibt es jetzt wohl auch eine Schule für ambitionierte Charmeure«, mutmaßte Pippa ironisch. »Und der Dozent ist garantiert Leo.«
Schmidt lachte und schlug Pippa kumpelhaft auf die Schulter. »Gott sei Dank bist du schon meine Geliebte und ich muss dich nicht mehr erobern, sonst wäre diese Ausbildung für mich eindeutig zu spät gekommen.«
Er ließ sich in einen Stuhl fallen und sah sich um, während Régine den Tisch verließ und ins Haus ging.
»Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht«, sagte er anerkennend. »Hier könnte ich es auch aushalten.«
»Régine hat nichts mehr frei«, sagte Pippa schnell und brachte damit die Wirtin zum Lachen, die gerade wieder erschien und einige Landkarten auf dem Tisch ausbreitete.
»Das sind die Rigolen dieser Gegend«, dozierte Régine, »sowohl die oberirdischen als auch die unter der Erde. Wie Sie sehen, hat Pippa gestern Nacht Europas besten Bobfahrern ernsthafte Konkurrenz gemacht.«
»So ist sie, meine Pippa«, flachste Schmidt und beugte sich dann ebenfalls über die Karten. »Ein ausgefeiltes System. Der dritte Mann auf Okzitanisch. Ich bin schwer beeindruckt.«
»Und das verdanken wir Pierre-Paul Riquet, dem genialen Vordenker und Erbauer des ältesten funktionierenden Kanalwassersystems der Welt. Beispielhaft seit dreihundert Jahren und heute Weltkulturerbe! Hier in der Gegend ist jeder stolz auf ihn.«
Schmidt zeigte auf einen Punkt im Ortsbereich von Chantilly-sur-Lac. »Das ist doch die Auberge Bonace. Sieh mal an – über die Kanäle ist die Rue Cassoulet 4 direkt mit dem Bonace verbunden. Wozu sollen die Leute hier ihre Haustüren abschließen, wenn jemand, der sich auskennt, ganz leicht durch den Rattenschacht einsteigen kann? Wer weiß, was die Jungs sonst noch alles im und um das Haus getrieben haben.«
»Zugegeben, die vier sind eine echte Landplage, aber sie tun nie etwas wirklich Unehrenhaftes. Streiche ja – Kriminalität: nein.«
»Sicher. Nägel im Reifen, abgebrochene Scheibenwischer, Steine schleudern, Wehre öffnen – und alles zufällig zum passenden Zeitpunkt …«, gab Schmidt trocken zurück.
»Genau. Und deshalb muss es auch jemand anders gewesen sein. Jemand, der Pippa wirklich verletzen wollte. Das waren nicht die Jungs«, beharrte Régine.
»Ich habe mich besser gefühlt, als ich an dumme oder erklärbare Zufälle glaubte«, sagte Pippa langsam. Allmählich wurde sie nervös.
»In dieser Häufung?«, fragte Régine ironisch. »Glauben Sie, das Schicksal kümmert sich nur um Sie?«
»Ich dachte bisher, es ist umgekehrt, und Pippa kümmert sich um das Schicksal.« Schmidt seufzte theatralisch und zwinkerte Régine zu.
Pippa knuffte ihn in die Seite. »Und genau deshalb stellen wir jetzt auch eine Liste zusammen, auf der wir alle Leute notieren, die mit den drei potentiellen Opfern zu tun hatten.«
»Drei?«, fragte Régine erstaunt.
Pippa hob den Zeigefinger. »Drei: Jean Didier, Franz Teschke – und Pippa Bolle. Und wo alle Stränge zusammenlaufen, da sehen wir genauer hin.«
»Und wieso das?«
Nachdem Pippa nicht antwortete, sah Régine zu Schmidt hinüber.
Der nickte ernst. »Da beginnt unser Rendezvous mit der Gefahr.«
Kapitel 22
W as Sie zu besprechen haben, ist sicher nicht für meine Ohren bestimmt. Außerdem überlasse ich das Denken während der sieste bevorzugt anderen«, sagte Régine. Sie machte einen Schritt in Richtung Steineiche. »Sollten Sie mich brauchen – Sie wissen, wo Sie mich finden.«
Noch während Régine es sich bequem machte, kamen ihre drei Katzen wie auf einen unhörbaren Befehl hin angelaufen und legten sich unter das Kopfteil der Liege ins kühle Gras.
»Stift und Papier, bitte«, kommandierte Schmidt.
Er legte das Blatt quer vor sich auf den Tisch und teilte es in der Mitte mit einem Strich. Was wir wissen schrieb er über die linke Rubrik und Was wir wissen wollen über die rechte.
»Schreib du. Dann kann man es anschließend auch lesen. Wir fangen
Weitere Kostenlose Bücher