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Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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konnte es gut sein, dass sie nicht gefunden werden wollte.
    Plötzlich spürte sie, dass jemand hinter ihr stand, fuhr herum und blickte in Jean Didiers Gesicht.
    »Jean, verdammt! Du hast mich erschreckt. Keine Traute gehabt, dich Thierry anzuschließen?«
    »Du denkst, ich habe Angst vor dem Herrn Papa?« Er schüttelte grinsend den Kopf. »Ich wollte nur warten, bis alle weg sind, und dich entführen. Ich glaube nämlich, ich weiß, wo Tatjana ist. Ich habe sie dort gemalt, an ihrem Lieblingsplatz.«
    »Ich weiß, wo du meinst: die Bank bei den zwei Buchen, außerhalb von Chantilly. Die kenne ich«, sagte Pippa aufgeregt. »Warum hast du das vorhin nicht gesagt?«
    »Weil ich das Gefühl habe, dass Tatjana lieber von uns gefunden werden möchte als von anderen.«
    Pippa sah Jean Didier in die Augen, dann nickte sie. »Verstehe. Bist du sicher, dass der Platz nicht auf der Liste steht?«
    »Ich glaube nicht. Ich war die meiste Zeit in der Küche und habe schön meine Klappe gehalten.«
    »Dann los.«
    Pippa griff nach ihrem Regenmantel und dachte: Mit dir darf ich ja gehen, hat Régine-Deux gesagt, und je schneller ich bei Tatjana bin und je weniger Leute dabei sind, desto besser.
    Der überraschend warme Wind riss sie beinahe von den Füßen, als sie vor die Tür des Vent Fou traten. Pippa verlor das Gleichgewicht und taumelte ein paar Schritte zurück gegen die Hauswand, Jean zog sie an der Hand zu sich und hakte sie unter. Gemeinsam stemmten sie sich gegen den Wind, bis Pippa sich sicher fühlte und sich wieder von ihm löste. Wenn sie die Hände in die Manteltaschen steckte und dem Sturm möglichst wenig Angriffsfläche bot, kam sie gut vorwärts. Sie gingen über den Kiesweg in Richtung Straße und passierten die überdachte Terrasse. An der geschützten Innenseite lehnte eine schattenhafte Gestalt, die an einer Zigarette zog. Das Aufleuchten der Glut erhellte das Gesicht: Thierry.
    Er löste sich aus dem Schatten und schloss sich ihnen wortlos an.
    Unwillkürlich ging Pippa etwas schneller, um Vater und Sohn in ihrem ersten gemeinsamen Moment seit fünfundzwanzig Jahren die Gelegenheit zur Aussprache zu lassen, aber die Männer schwiegen. Sie liefen nebeneinander her, als wäre es das Normalste der Welt.
    Männer, dachte Pippa, Männer und ihre überschwänglichen Gefühlsäußerungen!
    Sie warf einen kurzen Blick über die Schulter und sah das Lächeln auf den Gesichtern der beiden.
    Manchmal sind Worte einfach überflüssig, korrigierte sie ihren ersten Eindruck und stapfte weiter in dem Hochgefühl, einen besonderen Moment erlebt zu haben.
    Beim Anblick des Lac Chantilly blieb sie abrupt stehen. Nichts erinnerte mehr an die sanften Blautöne des Sees, auf dem die Sonne glitzerte. Jetzt war das Gewässer tiefschwarz und unruhig, schaumige Gischt wirbelte auf der Oberfläche. Bedrohlich und beunruhigend.
    Chantilly lag wie ausgestorben. Die Straßen waren menschenleer, alle Einwohner hatten sich hinter den dicht verschlossenen Fensterläden ihrer Häuser in Sicherheit gebracht. Das Dorf wartete auf den Sturm.
    Sie nahmen den gleichen Weg, den Pippa an ihrem ersten Tag in Chantilly-sur-Lac zusammen mit Pia gegangen war, und kämpften sich gegen den Wind den Hügel hinauf.
    Pippa dachte an Schmidt und seine Hingabe an Tatjana. Kann es wirklich gesund sein, derart selbstlos zu lieben? Und wie weit würde er wirklich für sie gehen?
    Durch das Heulen des Windes hörte sie, dass ihr Name gerufen wurde: Wolfgang Schmidt eilte im Laufschritt hinter ihnen her.
    »Was machst du denn hier?«, wollte sie wissen, als er sie keuchend erreicht hatte.
    Schmidt rang nach Luft. »Dein Fernglas ist wirklich gut.«
    Und deshalb habe ich dich jetzt doch an den Hacken, dachte Pippa. Aber immerhin bin ich nicht allein mit dir – das würde Régine-Deux überhaupt nicht gefallen.
    »Weiter«, kommandierte Thierry, und sie setzten ihren Weg fort.
    Regen setzte ein, der zu Pippas Erleichterung nicht so kalt war, wie sie befürchtet hatte. Dicke Tropfen peitschten ihnen ins Gesicht, so dass sie kaum etwas sehen konnten. Fast blind erreichten sie die Bank unter den Buchen und wischten sich das Wasser aus den Augen.
    Angesichts der Szene, die sich ihnen darbot, schnappte Pippa nach Luft.
    Über den dunklen Himmel jagten schwarze Wolken, und der Wind toste durch die Baumwipfel. Tatjana saß ruhig, beinahe gelassen, auf der Bank, als würde sie auf Erlösung warten An jede der Buchen war ein nackter Mann gebunden: Links zerrte Achim

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