Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
ich Sie alle hier antreffe«, sagte Ferdinand, »ich möchte für heute Abend zu einem Grillfest auf unsere Terrasse einladen. Speis und Trank auf Kosten des Vent Fou. Ein Lampionfest für meine Anglerfreunde aus Deutschland, die so großzügig sind, dass sie an den Wochenenden nicht auf ihrem Exklusivrecht bestehen, sondern auch andere Angler ans Wasser lassen.«
Die Kiemenkerle ließen Ferdinand lautstark hochleben und klatschten Beifall, nur Franz Teschke murrte: »Samstag und Sonntag, ein ganzes langes Wochenende. Verlorene Zeit. Was sollen wir mit Tagen anfangen, an denen wir unseren See nicht für uns allein haben? Blöde Neuerung. Und diese dämliche Regel, dass alle Hotelgäste bei uns angeln dürfen! Wahrscheinlich ist der Kühlwagen völlig überflüssig, weil die anderen uns alles vor der Nase wegfangen. Aber Hauptsache, das Vent Fou schaufelt sich so viel Geld wie möglich in seine Taschen. Wer gibt denen eigentlich das Recht, im Lac Chantilly …«
Bruno legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Es sind französische Fische, Franz.«
Wütend schüttelte Teschke die Hand ab und schwang seinen Schläger. Blasko Maria Krabbe verdankte es nur seinem raschem Wegducken, dass er nicht am Kopf getroffen wurde.
»Verdammt, Franz«, grollte Blasko, »das ist ein Golfschläger und keine Angelrute! Damit kannst du Leute umbringen!«
Auf einen Wink ihres Mannes stellte sich Sissi hinter Teschke und führte seinen Arm, um ihm den besten Schwung beizubringen. Als Pascal dasselbe Pippa anbot, mischte Tatjana sich ein.
»Bei Pippa sah es schon recht gut aus, aber ich könnte Hilfe gebrauchen, Pascal.«
»Ich kann dir helfen«, sagte Schmidt, aber Tatjana ignorierte sein Angebot und stellte sich zu Pascal.
Zähneknirschend folgte dieser ihrer Aufforderung, und Tatjana nutzte die Situation, indem sie sich eng an ihn drängte, als er sie umfasste.
Das war der älteste Trick der Welt, Tatjana, dachte Pippa, musste aber gleichzeitig vor dieser Frechheit den Hut ziehen. Sie nimmt sich einfach, was sie will, ohne Rücksicht auf Verluste oder verletzte Gefühle – und wirkt dabei dennoch anziehend. Ich wünschte, ich hätte mehr von deiner Zielstrebigkeit und deinem Mut, Tatjana, schließlich hätte ich auch nichts dagegen, wenn Pascal mir den Schläger führt – oder Alexandre Tisserand den Pinsel.
Die Kiemenkerle übergingen die Szene, als wären sie derlei von Tatjana gewöhnt. Lisette und Ferdinand sahen einander unangenehm berührt an, Tisserand wirkte amüsiert, aber Achim Schwätzer schaute drein, als hätte man ihn bei der Verteilung von Schokolade übergangen.
Sieh an, dachte Pippa, in diesem Fall ist der Eifersüchtige also nicht der Ehemann. Wenn Achim wirklich bei Tatjana landen will, sollte er allerdings dringend seine Taktik ändern.
Da für den Abend eine große Party anstand, entschied Pippa, doch nicht weiter am Minigolfspiel teilzunehmen, sondern lieber noch einige Stunden zu arbeiten. Alexandre Tisserand bot ihr an, sie zum Hotel zu begleiten. Schmidt knirschte buchstäblich mit den Zähnen, als Pippa ihn zum Abschied kurz in den Arm nahm.
»Vorsicht«, flüsterte sie ihm zu, »der Achim-Schwätzer-Look steht dir nicht … zu. Ebenso wenig wie ihm selbst.«
»Hast du wieder im Pavillon gemalt?«, fragte Pippa auf dem Weg zum Vent Fou.
»Nur kurz«, erwiderte Tisserand, »dann hat die Neugier mich in die Rue Cassoulet getrieben. Ich habe mir den Tatort angesehen.«
»Ach?« Pippa sah den Maler irritiert an.
»Unheimlich, das Haus. Die Treppe ist tatsächlich sehr steil und gefährlich. Da ist der Hals schnell gebrochen, wenn man hinunterfällt.«
Pippa stellte fest, dass seine Vorgehensweise sie unangenehm berührte. Sie hatte ihn zwar als langjährigen Kenner der Gegend um seine Meinung gebeten, aber dass er eigenmächtig ermittelte, gefiel ihr nicht.
»Wie bist du ins Haus gekommen?«, fragte sie einen Ton schärfer, als es sonst ihre Art war.
Falls Tisserand ihre Verstimmung bemerkte, ließ er es sich nicht anmerken. »Kein Problem. Das Haus ist fast eine Ruine, und das Gelände war frei zugänglich.«
Da Pippa sich absolut sicher war, dass Pia am Vortag das rostige Tor sorgfältig abgeschlossen hatte, konnte nur Tibor so nachlässig gewesen sein, es offen stehen zu lassen.
»War der Polier nicht dort?«, fragte sie weiter.
»Außer einem unablässig schimpfenden Vogel und zwei fetten Spinnen im Kriechkeller war niemand da.«
»Du hast den Kriechkeller entdeckt?« Pippa
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