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Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auerbach , Keller,
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ihre Haare klebten am Kopf, das linke Hosenbein war zerfetzt und zeigte ein aufgeschürftes, blutiges Knie. Jede Vogelscheuche sah besser aus. Pippa betete, dass man ihr nicht die Tür vor der Nase zuschlagen würde.
    Endlich näherten sich Schritte, und die Tür ging auf. Vor Pippa stand Régine, die Hünin mit dem Motorroller.
    Sie musterte Pippa schweigend.
    Dann sagte sie: »Sieh an, noch eine nasse Katze«, fasste Pippa am Arm und zog sie umstandslos ins Haus.
    Die Wirtin stieß einen leisen Pfiff aus, und prompt kam eine Katze angelaufen, der das nasse Fell auf der Haut klebte wie die Kleidung an Pippa.
    Régine bugsierte Pippa eine Treppe hinauf in den ersten Stock und schob sie in ein erstaunlich modern eingerichtetes Badezimmer mit groben Natursteinwänden. Während sie die Hähne der Badewanne aufdrehte, um Pippa ein heißes Bad einzulassen, plauderte sie, als wäre Pippa ein ganz normaler Gast und als gäbe es keinerlei andere Fragen: »Ihre Schicksalsgenossin ist meine kleine Blanquette . Cinsault und Clairette treiben sich noch draußen herum! Und dabei heißt es, dass Katzen kein Wasser mögen. Völliger Unsinn, oder?« Sie schüttelte den Kopf. »Und jetzt runter mit den nassen Kleidern und ab in die Wanne.«
    Pippa war unendlich froh, dass nichts anderes von ihr erwartet wurde, als sich aufzuwärmen. Sie warf ihrer Gastgeberin einen dankbaren Blick zu und genoss das Wohlwollen, das ihr entgegengebracht wurde. Einfach nur ausruhen, dachte Pippa und streifte sich die nassen Schuhe von den Füßen.
    »Ich bin Régine«, sagte die Wirtin, »herzlich willkommen in meinem Paradies.«
    »Pippa, Pippa Bolle«, krächzte Pippa.
    Régine lächelte. »Das weiß nun wirklich ganz Chantilly-sur-Lac, meine Liebe.«
    Die Paradies-Wirtin ließ sie allein, und Pippa zog sich aus und stieg in das dampfend heiße Wasser. Ihr Körper schmerzte, aber die Wärme brachte Erleichterung und Entspannung. Sie schloss die Augen und lag still in der Badewanne. Erst gestern Nacht habe ich ein Bad im warmen See genossen, dachte sie, und vorhin musste ich im eiskalten Wasser der Bergbäche um mein Leben kämpfen …
    Als sie die Wanne verließ, entdeckte sie, dass ein großes, weiches Badetuch und ein voluminöser Bademantel bereitlagen. Ihre nasse Kleidung war verschwunden. Régine musste noch einmal im Badezimmer gewesen sein, ohne dass Pippa es mitbekommen hatte.
    Régine erwartete sie im mollig warmen Wintergarten. Ein Feuer brannte im Kamin, und das Holz knisterte und knackte. Die Wirtin reichte ihr einen Becher heißer Milch und bat Pippa mit einer Handbewegung auf eine gemütliche Récamière, während sie selbst in einem ausladenden Sessel Platz nahm. Pippa nippte vorsichtig, um sich nicht die Lippen zu verbrennen, obwohl sie das Getränk am liebsten in einem Schluck hinuntergestürzt hätte. Die Milch schmeckte köstlich und wärmte ihren Magen gründlicher durch, als sie es sonst von diesem Getränk gewohnt war. Pippa sah ihre Gastgeberin fragend an.
    »Ich koche, ich braue, ich brenne …«, sagte Régine und zuckte mit den Achseln, »hier oben muss man autark sein.« Sie hob ihren Becher und prostete Pippa zu. »Sie werden mit Calvados wesentlich besser schlafen als ohne.«
    »Zweifellos«, erwiderte Pippa, »aber zwischen mir und meinem Bett liegen noch etliche Kilometer glitschiger Waldweg.«
    Die Wirtin schüttelte energisch den Kopf. »Kommt überhaupt nicht in Frage, heute Nacht gehen Sie nirgends mehr hin. Bis Samstag sind meine drei Zimmer frei. Suchen Sie sich eines aus. Zimmer und Frühstück gehen aufs Haus – aber dafür erzählen Sie mir haarklein, wie Sie in diesem interessanten Zustand bis vor meine Tür gekommen sind.«
    Bereitwillig berichtete Pippa von dem Picknick, der Angelstunde am Bergbach und dem, was passiert war, als die Kiemenkerle schon auf dem Weg zurück nach Chantilly waren. Bei der Schilderung der dramatischen Vorfälle wich das Lächeln in Régines Gesicht einer zunehmend ungläubigen Miene.
    »Und dann wollte ich den Didier-Jungs ein Schnippchen schlagen und bin in die trockene Rinne, um in ihrer Deckung zum Campingplatz zu gelangen«, schloss Pippa. »Bei meinem sprichwörtlichen Glück musste der Wasserwart natürlich ausgerechnet heute die Wehre öffnen und mir einen Ritt auf den Wellen verschaffen.« Sie schnaubte ärgerlich.
    Régine sah aus dem Fenster in den strömenden Regen. Dann sagte sie nachdenklich: »Bei dem bisschen Wasser? Es regnet doch noch gar nicht lange. Das glaube

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