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Tote gehen nicht

Tote gehen nicht

Titel: Tote gehen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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Kollegen und berichteten abwechselnd von ihrer Wanderung über den Eifelsteig, der Prügelei zwischen den Brüdern, dem Schuss, der Gefangennahme und der Leibesvisitation des Gesuchten.
    Da waren noch drei der acht Stühle frei. Und dabei blieb es.
    Guido Schramm konnte sich nicht setzen. Stattdessen bestätigte er unaufgefordert die Aussagen der Kommissare, sprach von seinen Schmerzen und ergänzte hier und da ein Detail.
    Dr. Edgar Schramm wollte sich nicht setzen. Auf die Frage »Warum nicht?« erklärte er: »Ohne meinen Anwalt sage ich nichts.«
    »Auch gut«, meinte Roggenmeier und telefonierte mit der KTU Bonn und bat sie, einen Sanitäter mitzubringen.
    Während die   Soko Eifelsteig   auf das Eintreffen der Spurensicherung wartete, betrachtete Sonja Senger Dr. Edgar Schramm. Sie sah ihn zum ersten Mal. Wie ein gehetztes Tier kam er ihr vor. Verzweifelt, aggressiv und defensiv zugleich. Er war sicher fast zwei Meter groß. Hager wie ein Marathonläufer. Seine Arme schienen zu lang und hingen fast bis auf die Knie herunter. Seine Wangen waren unrasiert und eingefallen, gebräunt von vier Tagen an der frischen Luft. Der dunkle Bartwuchs und die dunklen Schatten unter den Augen, die hinter den schmutzigen Brillengläsern finster und misstrauisch blickten, gaben ihm etwas Unheimliches. Kein Typ, dem Sonja unbedingt im Dunklen begegnen wollte.
    Er hatte auch nicht den Hauch einer Ähnlichkeit mit seinem Bruder Guido. Guido war ein kleiner, runder, fröhlicher Kobold, verglichen mit diesem Wrack. Welch absurde Idee, ihm seinen Personalausweis zu geben, in der Annahme, es fiele niemandem auf. Komischerweise war es tatsächlich niemandem aufgefallen, bevor Guido den Fehlalarm ausgelöst hatte. Das warf Fragen auf. Zum Beispiel die: Was war das Foto auf einem Personalausweis wert, wenn es niemand beachtete?
    Roggenmeier und Wesseling widmeten sich in der Zwischenzeit der Beute, die Neugebauer und Brummer gemacht hatten. Besonderes Interesse fand die Flinte, die sie, mit Einmalhandschuhen versorgt, fachsimpelnd untersuchten. Sie ruhten nicht eher, bis sie die eingestanzte Kenn-Nummer fanden. Wesseling notierte sie in seine Kladde und versprach, sich um die Herkunft zu kümmern und den Besitzer ausfindig zu machen.
    Sonja hörte zwei Mal das Wort Schrotflinte aus ihrem Mund, beim dritten Mal sah sie sich außerstande, ihr Wissen länger für sich zu behalten. »Schrotflinte, meine Herren, ist ein Pleonasmus.«
    Zwei verdutzte Gesichter wandten sich ihr zu.
    »Pleonasmus kommt aus dem Griechischen und heißt Überfluss«, steuerte Wesseling schnell bei, der es nicht auf sich sitzen lassen konnte, dass Sonja klüger dastand als er.
    »Wie der weiße Schimmel«, sagte Roggenmeier.
    »Der alte Greis«, erklärte Neugebauer.
    »Die tote Leiche«, brummte Brummer.
    »Letaler Exitus«, knurrte Edgar.
    Blieb Guidos Beispiel. Eine Hand schützend auf seinem Hintern, sagte er: »Runde Kugel.«
    »Setzen, sehr gut«, lobte Sonja die Herren.
    Ein neues Spiel fiel ihr nicht ein, und so versanken sie alle in nachdenkliches Schweigen.
    Wenig später übernahmen wieder Krings und Signon von der KTU Bonn und ein Sanitäter die Schramm-Brüder mitsamt der Beute und Roggenmeiers überflüssiger Order, insbesondere das Jagdmesser einer kriminaltechnischen Untersuchung zu unterziehen und auf keinen Fall zu vergessen, Edgars Fingerabdrücke sicherzustellen und seine Speichelprobe zu entnehmen.
    »Wenn Sie das jetzt nicht gesagt hätten ...«, begann Krings.«
    »Wie heißen Sie?«, unterbrach Roggenmeier ihn. Es klang nicht interessiert, sondern bedrohlich.
    »Helmut Signon«, sagte der Jüngere.
    »Matthias Krings«, sagte der Ältere.
    »So!« Roggenmeier notierte die Namen und betonte, dass der Oberstaatsanwalt ungeduldig auf die Ergebnisse warte. Er zeigte mit der ausgestreckten Hand auf Wesseling. Wesseling saß allerdings geduldig und entspannt da wie selten, nur seine Nase lief. Sonja verdrehte die Augen. Signon und Krings zwinkerten ihr zu und kassierten alles Notwendige samt und sonders ein.
    Sie beschlagnahmten nebenan die Jägerstube, wo sie sich mit ihren Instrumenten, Töpfchen und Tiegelchen ausbreiten konnten.
    Guido legte sein Hinterteil frei und bot es dem Sanitäter zur Behandlung dar. Dieser säuberte, desinfizierte und verpflasterte es, alles wenig einfühlsam. Danach verabreichte er Guido ein Schmerzmittel, brachte ihn zurück zur Bauernstube und verließ eiligen Schrittes das Hotel. Alles ohne ein einziges Wort

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